„70 Jahre und kein bisschen leise – Tradition lebt, Oberdürrbach bebt!“ Unter diesem Motto hatte die Karnevalsgesellschaft Knorrhalla Oberdürrbach in die Dürrbachtalhalle eingeladen – und das alles wurde dort Wirklichkeit. Ein über fünfstündiges Programm bewies, dass der Fasching im Stadtteil Zukunft hat. Die gut gelaunten Besucher der bis auf den letzten Platz gefüllten Halle entfachten ob der guten gezeigten Leistungen immer wieder Beifallsstürme.
Wegen seiner zahlreichen Nachwuchstalente braucht es den Oberdürrbacher Karnevalisten nicht bange zu sein. Nach den Marsch- und Schautänzen der Jugendgarde der Knorrhalla erhoben sich die Zuschauer begeistert von ihren Plätzen. Auch das zehnjährige Tanzmariechen Sara Dillmaier, seit sieben Jahren bereits auf der Tanzbühne, zeigte ihr großes Können.
Klimawandel ist Thema in der Bütt
Für einen Sechzehnjährigen schon sehr routiniert trat Jonas Wöhrl zum vierten Mal als Jugend-Till von Franken auf. Seine Laufbahn bei der Knorrhalla hatte er schon 2013 als „Knorrekopf“ begonnen. In seiner nachdenklichen Rede ging es natürlich auch um den Klimawandel: „Da muss doch erst ein Schwedenmädchen kommen. (…) Nachhaltigkeit ist gefragt, sonst bringen wir das Boot zum Kentern.“ Jonas leitete tags darauf zum zweiten Mal als Sitzungspräsident die Narrennachwuchssitzung des Fastnacht-Verband Franken, diesmal in Mellrichstadt.
Den Vogel schoss bei der Oberdürrbacher Prunksitzung aber Jonas‘ Nachfolger als „Knorrekopf“ ab. Der zehnjährige Timm Adam glänzte in seiner Jugendbütt als „Leidgeplagter Schüler“ nicht nur als Redner, sondern auch als talentierter Sänger. Als frisch gebackener Matthias-Grünewald-Gymnasiast fragte er seine Mutter musikalisch: „Wahnsinn – warum schickst du mich nach Würzburg?“ Und in der Tagesbetreuung dort gebe es eine „Gefängniswärterin“. Sie heiße „Cordula Grün“, intonierte Timm. Er habe „sie schimpfen gesehn.“
Der junge Büttenredner besang seine Mutter, wenn sie in Rage ist, frei nach „Major Tom“: „Dann hebt sie ab, völlig losgelöst von der Erde, flippt mei Mutter aus.“ Versöhnlich erklärt er zum Ende, er habe doch die „allerbeste Mama der Welt“. Timm Adam besucht regelmäßig die Jugendschulungen des Fastnacht-Verbands. Die haben seine Talente erst richtig weiterentwickelt. Seine diesjährige Bütt schrieb die bekannte Erlabrunner „Putzfau“ Ines Procter.
Gemeinsame Garde überzeugt
Weitere Besonderheit dieses Abends: die Marschtanz-Premiere der Tanzgemeinschaft Dürrbachtal. Zusammen sind wir stärker, dachten sich wohl die Karnevalisten des (Unter-)Dürrbacher Kaviars und der Oberdürrbacher Knorrhalla und bildeten im vergangenen Sommer aus zehn Tänzerinnen eine gemeinsame Garde. Mit großem Erfolg. Nach Ende der Tanzaufführung tönte sogar ein für die Dürrbachtalhalle ungewohntes „Schnüdel klar!“ durch den Saal. Die Zweite Gesellschaftspräsidentin Claudia Adam freute sich über Unterstützung aus Unterdürrbach auch bei der Sitzungstechnik und durch die Anwesenheit des Ritterpaares.
Mutter überreicht Sohn den "Til von Franken"
Dass bei der Knorrhalla das Zusammenspiel der Generationen klappt, zeigte sich auch bei den Ehrungen langjährig aktiver Karnevalisten. Den Verdienstorden des Fastnacht-Verband Franken (FVF) erhielt Katharina Philipp. Sie diente dem Verein schon als Tänzerin, Näherin, Kassiererin und jetzt seit elf Jahren als Vereinswirtin. Christian Ganzer startete als „Knorrekopf“ und ist nun schon seit 24 Jahren als Elfterrat aktiv, darunter von 2002 bis 2012 als Elferratspräsident. Der Fastnacht-Verband zeichnete ihn mit dem Til von Franken aus. Die Ehrung übergab ihm als FVF-Verantwortliche seine Mutter Ingrid Ganzer. Diese Konstellation gibt es wirklich nicht alle Tage! Den Orden in Gold mit Brillanten des Bunds Deutscher Karneval (BDK) erhielt Paul Schiffer. Er ist seit 50 Jahren Knorrhalla-Mitglied und war in wechselnden Funktionen als Kassier, Elferrat, Sitzungspräsident, Prinz, Gesellschaftspräsident und Vergnügungswart für den Verein im Einsatz.
Knorrhalla-Gesellschaftspräsident Pascal Pfeuffer zeichnete zwei weitere langjährige Aktive aus: Fred Philipp mit dem K.G.-Verdienstorden sowie Irina Rüttinger mit dem Saufenden Affen in Silber.
Das Geburtstagskind Knorrhalla hatte an diesem Abend natürlich zahlreiche Gratulanten: Oberbürgermeister Christian Schuchardt, der sich zu den Klängen der Hettschter Gassefetzer auch als toller Stimmungstänzer zeigte, mehrere Stadträte, Sponsoren und Vertreter örtlicher Vereine. Mit Markus Trabusch, dem Intendanten des Mainfranken Theaters, als Sessionsschirmherrn war den Knorrhalla-Verantwortlichen ein wirklich außergewöhnlicher Coup gelungen. Sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesinnenminister Horst Seehofer und Ministerpräsident a.D. Edmund Stoiber sprachen in Oberdürrbach ihre Glückwünsche. Parodist Thomas Ullrich hatte sie und weitere Promis in einer tollen Show auf die Bühne gebracht.
Bis in die frühen Morgenstunden wurde noch in der Bar auf die Knorrhalla und ihre Gäste angestoßen.