Das aktuelle Pandemiegeschehen hat auch in diesem Frühjahr alle Festivitäten unmöglich gemacht; ansonsten wäre im Bürgerspital zum Hl. Geist Mitte April 2021 wieder ein Jubiläum gefeiert worden: 650 Jahre Kirche des Bürgerspitals. Dies geht aus einer Pressemitteilung der Stiftung Bürgerspital hervor.
Am 15. April 1371 beurkundete der Würzburger Weihbischof Walther, dass er die Kirche des Neuen Spitals in Würzburg sowie drei Altäre in dieser Kirche zwei Tage zuvor geweiht hatte. Einen Tag später, am 14. April, gingen die Feierlichkeiten weiter: Walther weihte in der Sakristei der Kirche einen weiteren Altar. Zusätzlich verlieh der Weihbischof all jenen, die dem Spital oder der Kirche etwas schenkten oder vermachten, einen Ablass. Auch Personen, die sich auf dem Friedhof des Neuen Spitals bestatten lassen wollten oder ebendiesen Friedhof drei Mal betend umkreisten, kamen in den Genuss dieses Ablasses.
Die vor 650 Jahren geweihte Kirche ist heute der einzige Bau aus dem Gründungsjahrhundert des Spitals, der die Zeitläufte überdauert hat. In den Jahrhunderten ihres Bestehens wurde sie umgebaut, teilweise zerstört, wiederaufgebaut.
Kirche für Bewohner und Personal
Das 1316 durch den Würzburger Patrizier Johannes von Steren außerhalb der Stadtmauern vor dem Hauger Tor gegründete Spital für Sieche und hungernde Arme besaß wohl von Beginn an schon einen Kapellenraum, einen Altar und einen Friedhof. Vier Jahrzehnte nach dem Tod des Stifters konnte dann eine Kirche für Bewohner und Personal des Spitals geweiht werden.
Die Zeitläufte gingen nicht immer freundlich mit dem Gotteshaus um: im Markgräflerkrieg 1553 wurde im Zuge von Verteidigungsmaßnahmen die Kirche teilweise abgebrochen; beim Überfall des Ritter Wilhelm von Grumbach auf die Stadt ein Jahrzehnt später kam es ebenfalls zu Schäden am Gebäude. Während des Einfalls der Schweden im Oktober 1631 wurden die Altäre profaniert und protestantische Prediger wurden ins Spital beordert.
Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurde die Innenausstattung des Kirchenraums immer wieder verändert, umgestaltet, dem jeweiligen Zeitgeschmack angepasst. Durch den schweren Luftangriff der Royal Air Force am 16. März 1945, der fast die gesamte Würzburger Innenstadt zerstörte, wurde auch das Bürgerspitalareal schwer beschädigt. Große Teile brannten bis auf die Grundmauern nieder, so auch die Kirche und mit ihr die gesamte Inneneinrichtung: der Hochaltar von Johann Wolfgang von der Auwera von 1742, die Seitenaltäre Johann Peter Wagners aus dem Jahr 1764, die Gemälde; Sogar das Grabdenkmal des Spitalgründers Johannes von Steren wurde unwiederbringlich vernichtet. Eine Decke war über dem Kirchenraum nicht mehr vorhanden, auch der Choranbau war durch den Brand schwer beschädigt.
Schlichte Innenausstattung
Aber es erblühte wieder neues kirchliches Leben aus den Ruinen: In den Jahren 1954 und 1955 wurde nach Plänen des Würzburger Oberbaurates Rudolf Schlick die Kirche neu errichtet – mit nahezu unveränderter Außenansicht, jedoch mit einem neuen Eingangsbereich. Die Innenausstattung war schlicht, aber eine Reihe geretteter Steintafeln und Grabsteine wurde in den neugestalteten Innenraum integriert: unter anderem der Grabstein des 1343 gestorben Bürgermeisters Ecko von Steren, eines Bruders des Spitalgründers; das nach 1329 entstandene Stifterdenkmal mit den Figuren von Johannes und Mergardis von Steren; die Grabplatte des Spitalpflegers Paul von Worms, dessen großzügige Hinterlassenschaft nach 1579 die Finanzierung umfangreicher Bauarbeiten ermöglichte.
Silbermadonna im Zentrum
Die letzte große Umgestaltung des Kirchenschiffs erfolgte in den 1990er Jahren, als ein neuer Hochaltar aufgestellt wurde. Und auch er schlägt eine Brücke zwischen Vergangenheit und Neuzeit. Im Zentrum steht eine Silbermadonna, die im Jahr 1730 dem Spital gestiftet wurde. Bekrönt durch eine Darstellung des Heiligen Geistes ist sie umgeben von Reliefs, auf denen all das dargestellt ist, was das Bürgerspital ausmacht: der Dienst am Nächsten, die soziale Fürsorge, aber auch die segensreichen Stiftungen über die Jahrhunderte hinweg sowie der Weinbau, der eng mit der Spitalgeschichte verwoben ist.
Auch wenn offizielle Feiern nicht möglich sind, so wird die wechselvolle Geschichte der Kirche des Bürgerspitals doch gewürdigt – und zwar durch eine virtuelle Ausstellung des Stadtarchivs, die in wenigen Wochen online gestellt werden wird, so die Mitteilung der Stiftung.