
Enorm viel Zeit, noch mehr Mühe und ein grenzenloses Maß an Herzblut investieren die Menschen im Leinachtal in den Erhalt des von Hitze und Trockenheit bedrohten Schwarzkiefernwaldes.
Nach der Pflanzung eines Zukunftswaldes am Himmelberg aus dem Erlös der Leinacher Waldweihnacht wurde der stark dezimierte Kiefernwald am Kiliansberg nun mit weiteren etwa 500 Jungpflanzen ergänzt. Besonderheit dabei: Die kleinen, etwa zehn Zentimeter großen Schwarzkiefern wurden in ihrer Entwicklung vom Samen bis zum aktuellen Stadium von Baum-Paten liebevoll gehegt und begleitet.
Bis zum aktuellen Stadium der kleinen Pflanzen war das Ergebnis der Baum-Paten-Aktion eine neue Erfahrung. Doch so optimistisch wie Antje Julke äußerte sich Dritter Bürgermeister Erhard Franz nicht bei der Pflanzaktion der Jungpflanzen. Die Abteilungsleiterin am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kitzingen-Würzburg attestierte den Baum-Paten "ein bemerkenswertes Engagement bei der Aufzucht."
Woher die Population stammt, weiß niemand
Im März 2021 waren Pflanzpalletten mit Samen aus dem örtlichen Waldbestand vom gemeindlichen Bauhof an die Baum-Paten zur Aufzucht übergeben worden. Die Samen entstammten den in der Nähe des Zukunftwaldes nachgewiesenen korsischen Schwarzkiefern. Wie die Population dort hinkam, ist im Leinachtal niemandem bekannt. Sicher ist nur, dass korsischen Schwarzkiefern als klimaresistenter gelten als die im größten Schwarzkiefernbestand Deutschlands weitverbreitete österreichische Variante.
Nach einem Jahr Wachstum der Samen konnten bei einer Umtopf-Aktion im vergangenen Frühjahr etwa 1500 kräftig entwickelte Keimlinge in größere Pflanzcontainer zur weiteren Entwicklung eingebracht werden.
Erhard Franz rechnet mit hohen Verlusten
Bei allem Erfolg hatten die Paten allerdings auch negative Erfahrungen gesammelt. Etwa 400 kleine Bäume fielen der so genannten Umfall-Krankheit zum Opfer. Letztlich blieben nach zweijähriger Hege rund 500 kleine Pflanzen übrig, die nun ausgepflanzt werden konnten. Dies alleine, und die Erkenntnis, aus vor Ort vorhandenem Samen kleine Pflanzen gewinnen zu können, wertet Abteilungsleiterin Antje Julke als Erfolg.
Bei Drittem Bürgermeister Erhard Franz überwiegt aus seiner jahrzehntelangen Erfahrung im Obstbau dennoch die Skepsis. So schätzt Franz: "Wenn wir von den gepflanzten 500 Kiefern 20 Prozent durchbringen, sind wir gut." Das Ergebnis des Aufzuchtversuchs ist derweil nicht nur für Zweiten Bürgermeister Walter Klüpfel Motivation. "Aus dem per Genanalyse nachgewiesenen örtlichen Bestand von bis zu fünf Hektar korsischer Schwarzkiefern wollen wir künftig selbst Saatgut gewinnen, um es auf gemeindeeigenen Flächen ansiedeln zu können".
Es reicht teilweise Kies und Fels als Untergrund
Vom "Schwarzkiefern-Virus" ist derweil auch Nils Kölbl vom Landschaftspflegeverband Würzburg infiziert. Er beteiligte sich an der Pflanzaktion in Leinach ebenfalls mit kleinen, aus Saatgut von Gold- und Alaska-Kiefern selbst gezogen Pflanzen.
Das Saatgut hatte Kölbl aus dem Botanischen Garten in Würzburg. Den Untergrund betreffend gelten diese beiden Kiefernarten bei Experten als besonders genügsam. Als Standort reichen ihnen Kies-Hänge. Die Wurzeln klammern sich aber auch an Felsen. Für Kölbl ist die Aufzucht und Pflanzung dieser überwiegend in den Pyrenäen und Alaska vorkommenden Kiefern ein weiterer Versuch, klimaresistente Baumarten anzusiedeln.