Der katholische Glaube wird im Doppeldorf Erbshausen-Sulzwiesen schon viele Jahrhunderte gelebt. Vor zehn Jahren hat die Kirchengemeinde St. Albanus die Gründung der Pfarrei Hausen mit ihrer Filialkirche in Erbshausen vor 400 Jahren gefeiert. Da mag die Zeit seit dem Neubau eines Gotteshauses vor 50 Jahren kurz erscheinen. Dabei ist die moderne Zeltkirche eine Besonderheit, deren Jubiläum es wert ist, gewürdigt zu werden.
Den 50. Geburtstag ihres Gotteshauses feierte die Kirchengemeinde stimmig und erbaulich. Zusammen mit Augustinerpater Romuald Grzonka, der die Kirchengemeinde seit 1999 als Seelsorger begleitet, hatten der Pfarrgemeinderat und die Kirchenverwaltung ein dreiteiliges Festprogramm vorbereitet. Dazu hatten sie nicht nur die Dorfbewohner, sondern auch die Mitglieder des Pastoralen Raums Bergtheim-Fährbrück sowie frühere Priester, Pastoral- und Gemeindereferenten und weitere Weggefährten eingeladen.
Den Auftakt der Feierlichkeiten machte Benediktinerpater Anselm Grün mit einem Vortrag namens "Wege zu einem guten Miteinander". Zum Patrozinium gab es einen Festgottesdienst, bei dem die Musikkapelle Erbshausen-Sulzwiesen und der Chor Es-Dur mitwirkten.
Die Gemeinde zog zum Friedhof und ehrte ihre Verstorbenen, Fahnenabordnungen der Vereine waren da, die Ministrantinnen und Ministranten organisierten ein Weißwurstfrühstück und Bürgermeister Bernd Schraud brachte zum Jubiläum eine kleine Spende für die Miniarbeit mit.
Neubau mit langer Vorgeschichte
In der Kirche erinnerte eine Ausstellung an Geschichte des Kirchenbaus. Den Wunsch, ein neues und größeres Gotteshaus zu bauen, hatten die Menschen in Erbshausen-Sulzwiesen schon lange. 1928 haben sie ihre Dorfkirche vergrößert, aber bald sei sie wieder zu klein gewesen. Eine zusätzliche Erweiterung war aus baulicher Sicht schwierig. Die neue Kirche sollte endlich genug Platz für alle Gläubigen haben, den Anforderungen des Zweiten Vatikanischen Konzils entsprechen und zudem die beiden Dörfer noch enger verbinden.
Am 5. Juni 1972 begannen die Aushubarbeiten und bereits im November konnte das Richtfest gefeiert werden. Das von Architekt Marquart aus Würzburg geplante Gebäude basiert auf einem Skelett aus Stahlbeton mit einem Pyramidendach. Der spartanisch ausgestattete Kirchenraum ist 21 mal 21 Meter groß. 320 Menschen finden auf den Eichenholzbänken Platz.
Vor 50 Jahren hat der Kirchenneubau 800.000 DM gekostet. Augustinerpater Odwin Lindner war zurzeit des Kirchenneubaus die treibende Kraft gewesen. Seine Nachfolger waren die Augustiner Pater Adalbert Müller, Pater Angelus Fuchs, Pater Alfons Tony, Pater Lukas Schmidkunz und seit 24 Jahren Pater Romuald Grzonka.
Bei der Konsekration der neuen St.-Albanus-Kirche hatte Weihbischof Alfons Kempf der Gemeinde ein Wort der Schrift mit auf den Weg gegeben. "Mein Haus ist ein Haus des Gebets; hier empfängt er bittet, hier findet, wer sucht und hier wird dem aufgetan, der anklopft." Dass 50 Jahre nach dem Kirchenbau oft viele Bänke leer bleiben, das hätte man seinerzeit nicht voraussehen können.
Innenarchitektur voller Highlights
Eine wirkliche Besonderheit zum Jubiläum war eine Kirchenführung von Barbara Schraut namens "Zelt Gottes unter den Menschen". Die langjährige frühere Pfarrgemeinderatsvorsitzende ging auf die Formen und Farben, das verwendete Material, die Anordnung der Bänke, die Orgel, den Altar mit den Reliquien, die Heiligenfiguren oder den Zeitgeist vor 50 Jahren ein.
Barbara Schrauts Schwerpunkt lag auf der Erläuterung der abstrakten Mosaikfenster. Der aus Nordmähren stammende Künstler Friedrich May (1927-2007) hat sie eigens für die neue Kirche in Erbshausen-Sulzwiesen entworfen und angefertigt.
Die Erklärung der Farben und Symbolik des blauen, roten und grau-braun gehaltenen Fensters, ihre Anordnung und die Deutung ihrer Weite und Tiefe als Weg und Hilfe der Christen auf dem Lebensweg hin zum Geheimnis Gottes dürfte als eine Sternstunde in Erbshausen-Sulzwiesen im Gedächtnis bleiben. Die Besucherinnen und Besucher des Vortrags werden die Glasfenster und das Gotteshaus künftig bestimmt mit anderen Augen sehen.
Der Festvortrag wurde wunderbar musikalisch umrahmt mit klassischen Werken von Bach, Viviani, Rinck und Mozart sowie einem eigens komponierten Tanzlied namens "Tango organo" mit Walter Neubeck an der Orgel. Darüber hinaus begleiteten Neubecks Tochter Barbara und Schwiegersohn Florian Bieber und deren Kinder Helena und Georg einige der Musikstücke mit ihren Violinen und Trompeten.