
Anlässlich seines 50-jährigen Jubliäums präsentierte der Club der Modelleisenbahner Würzburg am Wochenende auf über 500 Quadratmeter Ausstellungsfläche in der Jakob-Stoll-Realschule seine Schätze. Besonders großes Interesse fand bei den Besuchern die rund 60 Meter lange Modulstrecke, die eine typische fränkische Nebenbahn darstellte.
Ein Güterzug rollt langsam durch einen verschlafenen Dorfbahnhof auf das Abstellgleis. Autos warten an der heruntergelassenen Bahnschranke, bei einigen leuchten die Bremslichter. Elektronisch werden einige Weichen gestellt, man hört schon von Weitem das Rattern des ICE-Zuges der gleich durch den Bahnhof rasen wird. Auf seinem Weg passiert er einen Klettergarten, der sich direkt neben den Gleisen gut in die Landschaft einfügt. Der Bahnhof ist mit Graffitis besprüht. Es ist eine Szene, wie sie wohl tagtäglich in Unterfranken zu beobachten ist, die hier in der Jakob-Stoll Realschule nachgebildet wurde, wo der Modelleisenbahner-Club am Wochenende seine Ausstellung präsentierte.
60 Meter lange fränkische Bahn
Das Herz der Ausstellung: Die rund 60 Meter lange fränkische Nebenbahn, die sich durch die Gänge der Schule schlängelte. "Ein bisschen Lokalpatriotismus muss sein, deswegen haben unsere Anlagen stets einen fränkischen Touch", sagt Markus Väth, zweiter Vorsitzender des Vereins. Aus 75 Modulen besteht die Strecke, die Modelleisenbahner setzen sie bei jeder Ausstellung individuell zusammen. Für die jetzige Ausstellung diente die eingleisige Nebenstrecke von Steinach nach Bad Windsheim als Vorbild.
Es sind vor allem die kleinen Details, die Bahnstrecke so faszinierend machen. Die Modelleisenbahner lackieren die Züge teilweise per Hand, verbauen winzige Leuchtdioden in ihre Modelle und malen Ruß an die Schornsteine der Häuser. Wie viele Stunden Arbeit in ihre Modellbahnen fließen, können sie nicht genau sagen. Tausende sind es, teilweise verteilt über Jahrzehnte.
Wie ein erprobter Wanderzirkus
"Mein Opa hat mich als kleiner Junge in den Modelleisenbahnbau eingeführt", sagt Alexander Schmitt, technischer Leiter des Vereins. Er interessiert sich vor allem für die technischen Komponenten des Modelleisenbahnbaus - Elektrik, Schienen, ausgefeilte Konstruktionen. Den Landschaftsbau überlässt er lieber anderen. Am Vereinsleben gefällt ihm vor allem der fachliche Austausch und die gute Zusammenarbeit: "Wir sind wie ein erprobter Wanderzirkus."
Etwa 40 Mitglieder hat der Verein, der dieses Jahr sein 50-jähriges Jubiläum feiert. Besonders stolz ist der Verein darauf, verhältnismäßig viele junge Mitglieder zu haben. "Wir verzichten bewusst darauf, den Nachwuchs in eigene Jugendgruppen einzuteilen, sondern integrieren die Jugendlichen von Anfang an voll in den Betrieb", sagt Alexander Schmitt.

An Nachwuchs fehlt es nicht
Einer der Nachwuchseisenbahner ist der 15-jährige Schüler Luke Hehn aus Ochsenfurt. Seit zwei Jahren ist er Mitglied des Vereins. Begonnen hat auch für ihn - wie so häufig beim Modellbau der Fall - alles mit der Eisenbahn des Großvaters. Luke Hehn mag es, die Technik zu bedienen, die Loks zu steuern macht ihm Freude. Bei der Ausstellung hat er eine verantwortungsvolle Position inne. Die eingleisige Modulstrecke wird von zwei Fahrdienstleitern an zwei Steuerzentralen koordiniert. Damit die Züge nicht zusammenstoßen und Verkehr störungsfrei fließen kann, ist gute Kommunikation der zwei Fahrdienstleiter notwendig. Bislang verlief alles reibungslos, Luke Hehn ist sichtlich stolz, so viel Verantwortung zu tragen.
Auch die übrigen Attraktionen der Ausstellung erfuhren großes Interesse der Besucher. An den einzelnen Ständen konnten diese moderne Eisenbahnmodelle inklusive Soundanlage und Rauchentwicklung, historische Eisenbahnen sowie Schiff- und Baggermodelle bestaunen.
Die nächste Gelegenheit zur Besichtigung der Würzburger Modelleisenbahnen haben Interessierte am 15. Und 16. Dezember sowie am 5. und 6. Januar im Vereinsheim in der Frankfurter Straße 71.