
Corona hat die Arbeitswelt verändert. Fünf Jahre nach Ausbruch der Pandemie wird klar, dass Homeoffice und Video-Besprechungen zwar die besten Beispiele dafür sind, aber nicht die einzigen. Mittlerweile hat mobiles Arbeiten eine so wichtige Rolle, dass laut dem Portal Statista fast 40 Prozent der Beschäftigten in Deutschland die Möglichkeit zum Homeoffice als entscheidendes Kriterium bei der Stellensuche betrachten.
Der Höhenflug von Homeoffice sei vorbei, schrieb das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung zwar schon im Oktober 2023. Dennoch seien viele Unternehmen zu Mischlösungen übergegangen: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können die Arbeit sowohl zu Hause als auch im Betrieb leisten.
Prof. Thomas Zwick, Lehrstuhlinhaber für Betriebswirtschaftslehre, Personal und Organisation an der Uni Würzburg, beschäftigt sich seit Jahren mit der Arbeitsrealität. Im Interview spricht der 56-jährige Arbeitsforscher über mobiles Arbeiten als eine der bedeutendsten Folgen von Corona - und andere Errungenschaften.
Prof. Thomas Zwick: Er ist sicher besser geworden, weil es mehr Flexibilität und mehr Alternativen gibt als früher. Früher waren viele Dinge verwehrt, die möglich gewesen wären, die man sich aber nicht zugetraut hat oder bei denen oft die Fantasie der Vorgesetzten gefehlt hat, dass es gut gehen kann.
Zwick: Dass man auch zu Hause arbeiten kann. Dass man nicht Belege einreichen muss, wenn man sich krankmeldet. Mehr Selbstbestimmung bei der Arbeit also. Viele sehen natürlich, dass dies bei ihnen immer noch nicht möglich ist. Einerseits, weil es technisch nicht geht, oder andererseits, weil die Vorgesetzten das nicht wollen.
Zwick: Selbstverständlich. Selbst während der härtesten Lockdown-Zeit gab es Chefs, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Büro zitierten.
Zwick: Räumliche und zeitliche Flexibilität wird ganz anders eingeschätzt als früher. Das hat viele Aspekte: neuer Blick auf Dienstreisen, Vier-Tage-Woche, Überstunden beispielsweise.
Zwick: Massiv.
Zwick: Ja. Das ist nachweisbar. Man hat erkannt, dass manche Dinge bis vor der Pandemie einfach üblich waren, man hat sie nicht groß in Frage gestellt. Während Corona waren solche Präsenztermine nicht möglich. So hat man gesehen, dass ihr Mehrwert vielleicht doch gar nicht so groß war wie vorher gedacht. Vieles kehrt sich aber auch wieder um. Das sehe ich bei meinen Studierenden: Während ich vor Corona eher selten Leute mit ihren Abschlussarbeiten im Gespräch bei mir hatte, nimmt das jetzt zu. Denn viele Studierende erleben einen Mehrwert im direkten Gespräch. Man erkennt, dass dieser persönliche Austausch viel effizienter und befriedigender ist, als alles immer über Zoom oder Teams zu machen.
Zwick: Das ist schwer zu sagen. Diese Vermutung mit dem Schlendrian war natürlich da und sie hat sich bei dem einen oder anderen auch bestätigt. Ich glaube aber, dass viele Arbeitgeber gesehen haben: Ich musste zunächst mal Vertrauen schenken und es ist nicht missbraucht worden.
Zwick: Das halte ich für ignorant. Man kann auch über Medienkanäle gut mit seinen Kollegen oder als Führungskraft mit den Mitarbeitenden kommunizieren. Das sollte allerdings nicht ausschließlich geschehen.
Zwick: Ja, das stimmt: Subtile Nachrichten kommen nicht so leicht rüber. Es gibt sicher auch mehr Missverständnisse, weil wir nicht so gepolt sind, dass wir vom Bildschirm gut Emotionen ablesen können. Das ist eine Herausforderung bei der Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen oder an eine Arbeitsgruppe.
Zwick: Es gibt hier Gewinner und Verlierer der Pandemie. Führungskräfte, die nicht über die Distanz führen können, zählen zu den Verlierern. Während andere, die damit gut umgehen können und vielleicht einen positiveren Blick auf die Welt haben, zu den Gewinnern gehören. Es gibt Führungskräfte, die entdeckt haben: Ich kann ja selbst auch viel flexibler agieren, weil ich nicht mehr ständig vor Ort sein muss.
Zwick: Es gibt in der Tat Berufe, bei denen die Art der Arbeit nicht beliebig veränderbar ist. Diese Berufe haben tendenziell an Ausstrahlung verloren, weil sich die Flexibilität in anderen Berufen so positiv entwickelt hat. Da muss man nicht nur auf das Handwerk schauen. Das betrifft auch viele Dienstleistungsberufe im akademischen oder medizinischen Bereich: Sie sind nur vor Ort zu leisten. Das hat manche Berufe in den Augen vieler unattraktiver gemacht.