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Würzburg
4800 Vollzeit-Beschäftigten im Landkreis droht im Alter Hartz IV
Arbeiten im Alter: Viele Rentner sind auf einen Minijob angewiesen, um über die Runden zukommen. Die IG BAU macht sich für mehr Tarifbindung stark – als Schutz vor Altersarmut. Foto: IG Bau
| Arbeiten im Alter: Viele Rentner sind auf einen Minijob angewiesen, um über die Runden zukommen. Die IG BAU macht sich für mehr Tarifbindung stark – als Schutz vor Altersarmut. Foto: IG Bau
Bearbeitet von Robert Menschick
 |  aktualisiert: 14.09.2018 02:12 Uhr

Gefangen im Niedriglohn: 4800 Vollzeit-Beschäftigte im Landkreis Würzburg verdienen weniger als 2200 Euro brutto im Monat. Das sind 19 Prozent aller Menschen, die hier sozialversicherungspflichtig die volle Stundenzahl arbeiten. Darauf hat die IG Bauen-Agrar-Umwelt in einer Pressemitteilung hingewiesen. Die IG BAU Mainfranken beruft sich dabei auf eine aktuelle Statistik der Arbeitsagentur.

Gewerkschafter Michael Groha warnt: „Wer heute in Vollzeit weniger als 2200 Euro verdient, der ist mit hoher Wahrscheinlichkeit im Alter auf staatliche Stütze angewiesen.“ Das ergebe sich aus Berechnungen der Bundesregierung. Danach muss ein Vollzeit-Arbeitnehmer im Schnitt mindestens 12,63 Euro pro Stunde verdienen, um nach 45 Beitragsjahren bei der Rente oberhalb der staatlichen Grundsicherung zu landen. „Einige werden zwar das Glück haben, dass der Ehepartner besser verdient und so die Renten-Haushaltskasse später aufbessert. Doch für viele ist die Rente selbst dann extrem knapp“, sagt Groha.

Für den IG BAU-Bezirksvorsitzenden ist das ein unhaltbarer Zustand: „Altersarmut trotz Vollzeit – das kann nicht sein. Wer jeden Tag acht Stunden malocht, der muss von seiner Arbeit auch leben können.“ Groha spricht von einem Ausufern des Niedriglohnsektors, dem die Politik zu lange zugeschaut habe: „Bei vielen Beschäftigten ist die Angst groß, in HartzIV abzurutschen. Deshalb akzeptieren sie auch Niedriglöhne. Etliche Unternehmen nutzen das schamlos aus. Sie zahlen kaum mehr als den gesetzlichen Mindestlohn.“ Dabei hätten die meisten Betriebe durchaus Spielräume, mehr zu bezahlen. „Wer sich als Dumping- Unternehmer nur mit dem gesetzlichen Mindestlohn am Markt behauptet, der sollte sein Geschäftsmodell ohnehin überdenken“, so Groha.

Eine wichtige Absicherung gegen Armutsrenten sind Tarifverträge, sagt die IG BAU. So lag der durchschnittliche Tariflohn nach der letzten bundesweiten Berechnung bei 17,90 Euro pro Stunde – und damit deutlich über dem Armutsrisiko. Ein gelernter Bauarbeiter verdient nach Tarif sogar 20,63 Euro in der Stunde. Groha: „Wer jedoch für die gleiche Arbeit nur den speziellen Bau-Mindestlohn bekommt, der hat Monat für Monat 980 Euro weniger auf dem Lohnzettel. Ihm gehen damit wichtige Rentenpunkte verloren.“ Anspruch auf eine tarifliche Bezahlung haben Beschäftigte, die Gewerkschaftsmitglied sind und deren Betrieb einem Arbeitgeberverband angehört.

In Zeiten eines massiven Fachkräftemangels im Handwerk sollten Arbeitnehmer auf dem Tariflohn bestehen, rät die IG BAU. „Von der Gebäudereinigung über das Dachdeckerhandwerk bis hin zur Landwirtschaft – für Beschäftigte geht es hier um viel Geld“, so Groha.
Zudem seien in Tarifverträgen oft auch Betriebsrenten vereinbart – eine zusätzliche Absicherung gegen Altersarmut. Groha verweist auf das Modell vom Bau. Dort werden Beiträge von der Sozialkasse der Bauwirtschaft (Soka-Bau) eingezogen und später als monatliche Tarifrente ausgezahlt. Je nach Höhe und Dauer der Beiträge kann die monatliche Extra-Rente mehr als 200 Euro ausmachen.

 
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