Es geht um mehr als nur schnelle Zeiten: um Gemeinschaftsgefühl, sportlichen Spaß mit den Arbeitskollegen und um Mitarbeiter-Motivation. Der Run auf die Firmenlauf hält an, auch in Würzburg. Für diesen Mittwoch sind alle 4500 Startplätze des zehnten „Wue2Run“ seit Mitte April ausgebucht. Da musste Organisator Alexander Fricke bereits die Anmeldungen stoppen. Mehr Läufer verträgt die Strecke mit einigen Engstellen nicht. Damit ist der Firmenlauf nach dem Residenzlauf mittlerweile die zweitgrößte Sportveranstaltung in Unterfranken.
Start und Ziel ist seit Beginn 2006 im Dallenbergbad. Von dort aus legten die Läufer im vergangenen Jahr die 7, 4 Kilometer erstmals als Rundkurs über die Sanderau, die Altstadt und das Mainviertel zurück. Überschattet wurde der Firmenlauf 2014 von einem Todesfall. Ein 55 Jahre alter Teilnehmer war mitten im Feld zusammengebrochen. Sofortige Wiederbelebungsversuche durch einen Arzt im Läuferfeld und einen Sanitäter blieben erfolglos. Nach Einschätzung des Rettungsdienstes war es keine Überanstrengung beim Lauf, die zu dem Herzstillstand führte, „sondern ein anderes Krankheitsbild.“
Organisator Fricke zeigte sich nach dem Todesfall erschüttert: „Das begreift man erst einige Tage später“, blickt er zurück. Als Reaktion darauf habe man mit den Rettungsdiensten nochmal mögliche Schwachstellen abgeklopft. Eine sind zum Beispiel die Metallbänke am Oberen Mainkai. Dort rannten die Läufer letztes Jahr noch auf dem Gehweg – bei dem Gedränge nicht ungefährlich. Ergebnis: In diesem Jahr wird zwischen Wirsbergstraße und Alter Mainbrücke die Straße halbseitig für die Läufer gesperrt. Auch die Engstelle an der Treppe hinauf zur Mainmühle entfällt: Die Strecke führt unter der Brücke hindurch und in einer Rechts-Schleife um den Vierröhrenbrunnen herum auf die Alte Mainbrücke.
Fricke kann nur an die Vernunft der Teilnehmer appellieren, „die eigenen sportlichen Fähigkeiten und Gesundheit richtig einzuschätzen.“ Umso mehr, wenn es – wie vorhergesagt – am Mittwoch 30 Grad heiß wird. „Die Läufer sollten unbedingt viel trinken. Aber nicht erst kurz vor dem Start, sondern am besten schon den ganzen Tag über“, rät der erfahrene Sportorganisator. Auf Strecke selbst richtet die Wasserwacht wieder zwei Wasserstellen am Vierröhrenbrunnen und nach der Unterführung Löwenbrücke ein.
Fricke hat seine Schulzeit in Gerbrunn und Würzburg verbracht. Heute lebt der 50-jährige promovierte Physiker in München und hat sich auf die Ausrichtung von Sportveranstaltungen spezialisiert. Fricke ist selbst Sportler, hat als Triathlet den Ironman auf Hawaii bestritten und eine Marathon-Bestzeit von 2:41 Stunden stehen. Früher war er Schwimmer und Wasserballer beim SV 05 Würzburg.
Mit 330 Startern fing er vor neun Jahren in Würzburg an – Jahr für Jahr wurden es mehr. Firmenläufe haben ihren eigenen Reiz, auch im Rahmen des iWelt-Marathons gab es im Mai einen neuen Teilnehmerrekord. Man freut sich über das gemeinsame Erlebnis mit den Arbeitskollegen. Viele nehmen die Anmeldung als Ansporn für Training und Bewegung. Das ist gesund und dient dem guten Arbeitsklima. Deshalb unterstützen Unternehmen und Einrichtungen eine Teilnahme, viele übernehmen die Startgebühren.
Etliche Läufer bestreiten hier ihren einzigen „Wettkampf“ im ganzen Jahr. Zwar ist die Distanz mit 7,4 Kilometern vergleichsweise kurz. „Deshalb glauben viele, sie schaffen das schon irgendwie“, warnt der lauferfahrene Uwe Kinstle von den Johannitern. Den Rettungsdiensten bescheren Firmenläufe in der Regel mehr Arbeit als die Langstrecken Halbmarathon und Marathon.
Durch die Sperrung am Oberen Mainkai für den Durchfahrtsverkehr wird es am Mittwochabend ab 19.30 Uhr zu Behinderungen kommen – nur die Ausfahrt aus der Wöhrl-Garage Richtung Wirsbergstraße ist möglich. Fricke bittet wegen der Einschränkungen um Verständnis. Auch die Unterführung der Löwenbrücke ist auf der Mainviertelseite gesperrt. Der Verkehr wird über die Rampen zur Löwenbrücke umgeleitet.
Durch die große Läuferzahl binnen kurzer Zeit kommt es entlang der gesamten Strecke zu Behinderungen für Fußgänger und Fahrradfahrer, auch die Zufahrten zu den Vereinen an der Mergentheimer Straße sind dann vorübergehend dicht. Und wer sich am Mittwoch im „Dalle“ abkühlen will, muss vor 13 Uhr kommen – dann ist Kassenschluss, wegen der Vorbereitungen für den Firmenlauf. Alle Teilnehmer werden gebeten, aufs eigene Auto zu verzichten und mit dem ÖPNV zu kommen (Straßenbahn-Haltestelle direkt am Bad).
Unter den rund 200 Teams im Läuferfeld stellt erneut die Stadt Würzburg die stärkste Gruppe – diesmal mit dem neuen Rekord von 200 Aktiven, gefolgt von der Uniklinik (150), der Spindler-Gruppe (135), Wegmann Automotive (131), dem Blindeninstitut (100), Knauf (100), Edeka (96), BASF (90), BFW Würzburg (90), Flyeralarm (90), WVV (90), Landkreis Würzburg (85) und Aldi Süd (84) – gefolgt von der Main-Post, die mit diesmal 81 Läufern weiter zugelegt hat.
Als prominente Sportler treten der zwölffache Schwimmweltmeister Thomas Lurz und Carsten Eich an, der schon seit 1993 den deutschen Rekord im Halbmarathon (60:34 Minuten) und über zehn Kilometer auf der Straße (27:47) hält.
- Viele Bilder vom Firmenlauf finden Sie noch am Mittwochabend hier auf mainpost.de