Bereits zum dritten Mal innerhalb von vier Monaten waren in der Balthasar Neumann Kaserne zivile und militärische Ehrengäste auf dem Exerzierplatz Zeugen eines militärischen Spektakels.
Divisions-Kommandeur Generalmajor Bernd Schütt verabschiedete bei einem feierlichen Appell in der Balthasar-Neumann-Kaserne seinen Stellvertreter Brigadegeneral Ernst Otto Berk und hieß dessen Nachfolger Brigadegeneral Andreas Helmut Hannemann willkommen.
Als Berk im April 2009 in Veitshöchheim das Kommando der Divisionstruppen der damaligen DLO übernahm, standen auf dem Platz die Abordnungen von drei Heeresfliegerverbänden und einem Fernmeldebataillon, überflogen zum Abschluss Hubschrauber aller Typen im Heer zum Gruß diesen Appellplatz.
Die zum Abschied auf dem Platz im Karree angetretenen Abordnungen der Divisionstruppen bildeten dazu einen krassen Gegensatz. Nichts dokumentiere mehr, so Berk, die tief greifenden strukturellen Veränderungen im Heer im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr.
Für den Brigadegeneral war dieser Tag etwas Besonderes. Er verlässt nach 43 Jahren die Bundeswehr und das Deutsche Heer. Es waren nach seinen Worten alles in allem sechs „lehrreiche Jahre“ der Ausbildung, acht „spannende und besonders“ aufregende Jahre in Ministeriumsverwendungen, wo er erlebt habe, „wie Politik wirklich gemacht wird“. Außerdem neun „interessante und privilegierte Jahre“ in der NATO-Verwendung.
Die schönste Zeit aber habe er rund 20 Jahre in der Truppe verbracht und hier „militärische Heimat“ erlebt. Berk bedauerte ausdrücklich, dass die Soldaten des Heeresmusikkorps Veitshöchheim seit einem Jahr nicht mehr zu den Divisionstruppen gehören, mit den Worten: „Wir haben eine Allzweckwaffe mit großer Durchschlagskraft verloren.“
Internationales Parkett
Divisionskommandeur Bernd Schütt würdigte die Führungsaufgaben, die Ernst-Otto Berk wahrzunehmen hatte. Auch auf internationalem Parkett war er zu Hause, mit Verwendungen im NATO-Hauptquartier in Brüssel 1999 wie auch im Allied Command Transformation in Norfolk im US-Staat Virginia, bevor er im April 2009 nach Veitshöchheim kam. Hier war der 62-jährige gebürtige Westerwälder bereits von 1991 bis 1993 als einer der letzten Kommandeure des Fernmeldebataillons der Ende März 1994 aufgelösten 12. Panzerdivision tätig. Der Brigadegeneral hatte im Einsatz 2005 das Kommando über das deutsche Einsatzkontingent der ISAF VII im afghanischen Kabul
Er habe hier in Veitshöchheim die Jahre des Wechsels, der Umgliederung und des Übergangs von der DLO zur heutigen Kampftruppen-Division mit viel Arbeit und Herzblut begleitet und während der einjährigen Abwesenheit von Generalmajor Erhard Drews im Kosovo die Division geführt.
Das zurückliegende Jahr war nach den Worten des Divisionskommandeurs geprägt von „Auflösung, Umgliederung und Unterstellungswechsel“. Seit Ende des Sommers liege nun der Schwerpunkt klar auf dem Auftrag als Leitdivision für alle Auslandseinsätze des Deutschen Heeres im kommenden Jahr. Die Aufstellung und Ausbildung des deutschen Einsatzkontingents für Afghanistan, den Kosovo, Somalia, Mali und die Ukraine sowie die Aufstellung eines Kampftruppenverbandes für die schnelle Einsatztruppe der NATO bestimmen die Arbeit in diesem und im nächsten Jahr auch in Veitshöchheim.
Es werden laut Kommandeur dann 4000 Soldaten der 18 000 Mann zählenden 10. Panzerdivision im Einsatz sein. Darüber hinaus übernimmt die Division die Ausbildung von Soldaten aus Georgien, in der Mongolei und ab nächstem Jahr voraussichtlich auch in Polen.
Der Divisionskommandeur übergab dann das Kommando der Divisionstruppen an den 52-jährigen, in Lüneburg wohnenden Brigadegeneral Andreas Helmut Hannemann.
Seit 1981 bei der Bundeswehr hat dieser bis 1986 ein Studium der Wirtschafts- und Organisationswissenschaften an der Bundeswehr-Uni in Hamburg absolviert. Auch er hat reichhaltige Erfahrungen gesammelt bei Verwendungen im Verteidigungsministerium, als Lehrgangsleiter an der Führungsakademie der Bundeswehr sowie bei der ISAF als Verbindungsoffizier in Kabul. Zuletzt war er zweieinhalb Jahre Kommandeur der Luftlandebrigade 26 in Saarlouis.
Abschieds- und Antrittsbesuch
Einen Tag vor dem Appell hatte der scheidende Brigadegeneral Ernst-Otto Berk im Rathaus Bürgermeister Jürgen Götz besucht und dabei seinen Nachfolger Brigadegeneral Andreas Helmut Hannemann mitgebracht. Anwesend war auch Altbürgermeister Rainer Kinzkofer, der während seiner Amtszeit bis Ende April dieses Jahres viele Berührungspunkte mit dem Standortältesten der Bundeswehr hatte.
Afghanistan-Einsatz
Hannemann wird die Funktion des Standortältesten bis Ende nächsten Jahres kaum ausüben können. Er muss bis Ende November noch zu seiner alten Brigade nach Saarlouis und soll dann bis Ende 2015 ein Kommando in Afghanistan übernehmen.
Bürgermeister Götz bedankte sich bei Berk mit einem Geschenkkorb für seinen Einsatz und die problemlose Zusammenarbeit mit ihm als Ansprechpartner der Bundeswehr in den letzten fünfeinhalb Jahren.
Berk verriet, dass er sein Haus in Berlin verkauft habe und seinen Ruhestand im Raum Würzburg verbringen wolle.
Seine letzte Dienstreise führte Berk nach Berlin, wo ihn Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen an diesem Mittwoch nach 43 Jahren Dienst bei der Bundeswehr persönlich in den Ruhestand verabschiedet.