Mit Dr. Klaus Reimer geht nach 33 Jahren ein geschätzter Hausarzt in Ruhestand. Als Mensch und Mediziner, der seinen Beruf als Berufung ansah, bleibt er den Menschen in und um Uettingen in Erinnerung.
Im Rahmen einer kleinen Abschiedsfeier im Gemeindesaal der Uettinger Aalbachtalhalle würdigte Bürgermeister Heribert Endres den scheidenden Mediziner. Zu diesem Anlass hatte der Bürgermeister im Gemeindearchiv gestöbert und war fündig geworden.
Im Mai 1985 war er als Nachfolger von Dr. Wilhelm Ottinger von Altbürgermeister Roland Triebig vorgestellt worden. Durch die Praxisaufgabe Ottingers war der junge Mediziner Dr. Reimer damals auf Uettingen aufmerksam geworden. Feste Wurzeln schlug er schon im darauffolgenden Jahr mit dem Bau seines Hauses mit integrierten Praxisräumen. Durch die so gewonnene Nähe zu seinem Arbeitsplatz war er dann sozusagen rund um die Uhr für seine Patienten erreichbar. Und das auch zu Zeiten, in denen es ihm selbst gesundheitlich nicht gut ging.
Durch die wachsende Beliebtheit und Anerkennung, die er sich erworben hatte, bedauert man seinen Entschluss, sich bald zur Ruhe setzen und seine Aufmerksamkeit fortan der Familie schenken zu wollen.
Doch ließ er die Gemeinde und seine Patienten auch hier nicht unversorgt im Stich. Durch sein tatkräftiges Engagement bei der Suche nach einem passenden Nachfolger, die vielfach durch berufsrechtliche Vorschriften gebremst wurden, war man erfolgreich: Dr. Benjamin Stitz konnte für Uettingen gewonnen werden.
Miteinander Arzt und Seelsorger
Auch Pfarrer Klaus-Dieter Eichner war es ein großes Anliegen, Reimer für 26 Jahre Zusammenarbeit zu danken. Darüber hinaus dankte er für das gute Miteinander zwischen Arzt und Seelsorger zum Wohle der ihnen anvertrauten Menschen sowie für die Förderung der Diakoniestation. Reimer habe stets ein offenes Ohr für die Sorgen der Schwestern gehabt.
Als Märchen verpackt blickte die Teamleiterin der Diakonie-Sozial-Station Heidi Stumm zurück. „Er vergaß nie, dass an einem eitrigen Abszess auch noch wer dranhängt“, beschrieb sie. Und frei nach dem Motto „Nummer 627, da werden sie geholfen“, war immer guter Rat zu bekommen. Sein härtester Konkurrent in dem Ort sei wohl die regelmäßig erscheinende „Apothekenumschau“ gewesen.
Gabi Hellmann, eine seiner Patientinnen, überbrachte die Genesung unterstützenden Honig verbunden mit einem Lobgedicht für die „Allzeit-Bereitschaft“ im Hause Reimer. Und auch das „Schneesänger-Trio“, das den Abschied musikalisch umrahmte, erinnerte an so manche Begebenheit, in der kurzfristige Hilfe kam, um doch noch einen Auftritt retten zu können.
Mensch mit Herz und Empathie
Es habe ernste, fröhliche und traurige Jahre gegeben, erinnerte sich der Mediziner selbst, in denen er in Uettingen habe wirken dürfen. Aber ohne Abschied gäbe es keinen Neubeginn. Nachdem er jahrelang die Familie hinten angestellt habe, freue er sich jetzt auf die Geburt des ersten Enkelkindes. Für die letzten Jahre gelte sein Dank dem Praxis-Team und vor allem seiner Ehefrau, die ihm immer den Rücken gestärkt habe.
Sehr froh zeigte er sich über die gemeinsame harmonische Zeit mit seinem Nachfolger in der Praxis. „Man muss als Arzt ein Mensch mit Herz und Empathie sein.“ Und das glaubt er fest in seinem Nachfolger gefunden zu haben.
Mit den gleichen Worten wie einst Altbürgermeister Triebig begrüßte dann Bürgermeister Endres den Nachfolger Dr. Benjamin Stitz, der sich bei seinen Patienten bereits mit den Worten „Ich bin der Arzt für die nächsten 30 Jahre“ vorgestellt hat. Zum Eingewöhnen in die neue Wahlheimat überreichte er ihm eine Ortschronik und wünschte ihm ein segensreiches Wirken.