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Würzburg
300 Jahre Würzburger Residenz: Was das erste Gemälde schon zeigt
Besonderes Geschenk für das Würzburger Universitätsmuseum: Der Frankenbund erwarb die früheste bekannte Gesamtansicht der Residenz - aus dem Jahr der Grundsteinlegung.
Links am Rand: die Würzburger Residenz in ihrer frühesten bekannten Ansicht. Die Miniatur ist ein Werk von Maler Wolfgang Högler - jetzt gehört sie dem Martin von Wagner-Museum. 
Foto: André Mischke | Links am Rand: die Würzburger Residenz in ihrer frühesten bekannten Ansicht. Die Miniatur ist ein Werk von Maler Wolfgang Högler - jetzt gehört sie dem Martin von Wagner-Museum. 
Bearbeitet von Alice Natter
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:23 Uhr

Klein an Format, groß an Bedeutung: Für Professor Stefan Kummer steht der Wert des kleinen Bildes außer Frage. "Die früheste erhaltene Gesamtansicht der Residenz", sagt der frühere Ordinarius für Kunstgeschichte und ausgewiesene Kenner des Bauwerks über die Miniatur. Es ist also ein besonderes Zeugnis, das der Frankenbund jetzt aus dem Kunsthandel erwarb und als Geschenk dem Martin von Wagner-Museum vermachte. Denn dorthin, in die Residenz, gehört diese Miniatur aus dem Jahr der Grundsteinlegung nach Ansicht des Kultur- und Geschichtsvereines.

Für das Unimuseum ein Glücksfall zum 300-Jahr-Jubiläum. 1720 hatte Johann Philipp Franz von Schönborn die ersten Fundamente legen lassen für einen Herrschaftssitz in der Stadt. Jahrhunderte lang hatten die Würzburger Fürstbischöfe im Schloss Marienberg hoch über dem Main residiert - jetzt sollte unten ein Prachtbau entstehen. Die Miniatur, die das gerade begonnene Bauwerk zeigt, ist ein kaum 19 auf 14 Zentimeter großes Huldigungs- oder Gratulationsblatt. Der Maler Wolfgang Högler, aus Salzburg stammend und viele Jahrzehnte in Würzburg tätig, ließ darauf die Wappen des frisch ins Amt gewählten Schönborn in der Bildmitte schweben, verehrt von zwei Putten auf Wolken und überfangen von Cherubenköpfen.

Aus dem Jahr der Grundsteinlegung 1720 - doch schon mit errichteter Residenz: Huldigungsblatt von Wolfgang Högler mit der Ansicht von Würzburg.
Foto: André Mischke | Aus dem Jahr der Grundsteinlegung 1720 - doch schon mit errichteter Residenz: Huldigungsblatt von Wolfgang Högler mit der Ansicht von Würzburg.

Eine typisch barocke Ikonographie, doch bemerkenswert wird das Bild im unteren Drittel: Die Engelsglorie mit dem Wappen schwebt über einer Ansicht Würzburgs. Und die, sagt Kunsthistoriker Professor Damian Dombrowski, "hat es baugeschichtlich in sich": Auf knappem Raum von kaum sechs Zentimetern Höhe ist in der Stadtdarstellung jede wichtige Einzelheit minutiös wiedergegeben. Häuser, Türme, umgürtet vom Ring der Bastionen, rechts der Marienberg mit der alten Festung - und links eben der großen Baukörper der neuen Residenz.

In Höglers Ansicht schließt sich an die Residenz schon ein Komplex von Wirtschaftsbauten und Stallungen an. Dabei seien beim Baubeginn 1720 aber gerade mal die ersten Grundmauern errichtet worden, sagt Dombrowski: "Högler muss also über eine detaillierte Kenntnis der Pläne verfügt haben, denn er stellt den Bau so dar, als wäre er bereits vollendet."

Das Museum, so der Direktor der Neueren Abteilung, überlege, das Geschenk des Frankenbundes jetzt in der Dauerausstellung in der Gemäldegalerie zu präsentieren - zusammen mit dem Porträt-Medaillons von Balthasar Neumanns, das Ende 2019 in die Sammlung kam.  Die Feierlichkeiten zum Jahrestag der Grundsteinlegung der Residenz hatte im Mai übrigens die Pandemie verhindert. Im Neuzugang für das Museum steckt deshalb eine kleine Pointe:  Im Spruchband unter dem Schönborn-Wappen steht das Psalmwort „Du krönst das Jahr mit Deiner Güte“ - in lateinischer Sprache und dem Wort "Corona".

 
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