
In diesem Jahr wird der 1700-jährigen Geschichte des Judentums in Deutschland mit vielen Veranstaltungen gedacht. Ziel des Festjahres ist es, jüdisches Leben sichtbar und erkennbar zu machen und gegenseitiges Verständnis aufzubauen. Besonders in den vergangenen 70 Jahren hat sich viel verändert in der Sichtweise des Glaubens der beiden Religionen. Viele ermunternde Schritte wurden unternommen, um den Anderen mit seinen spezifischen Eigenheiten zu verstehen und zu akzeptieren.
In Höchberg gibt es mit der ehemaligen Synagoge noch einen weiteren Grund zu Feierlichkeiten. Sie wurde vor 300 Jahren erbaut und dient seit 1951 als Gotteshaus der evangelischen St. Matthäus Gemeinde. Hier bemüht man sich seit Jahren die jüdische Vergangenheit des Hauses zu bewahren und erlebbar zu machen. Immer wieder fanden in der Vergangenheit Andachten am Tag der Reichspogromnacht (9. November) satt oder es wurden Veranstaltungen organisiert, die an die gemeinsame Geschichte erinnern.
Führungen, Vorträge und musikalische Veranstaltungen
Nun stellt die Gemeinde Höchberg zusammen mit der Kirchengemeinde St. Matthäus, der Bibliothek und der Kulturscheune ein Programm auf die Beine, die das Jubiläum des Synagogenbaus und das Kirchenjubiläum in den Mittelpunkt stellen. Führungen, Vorträge, musikalische Veranstaltungen, Ausstellungen, Andachten und ein Buch über jüdisches Leben in Höchberg gehören dazu.

Den Anfang machte der Beauftragte für den christlich-jüdischen Dialog in der evangelischen Kirche in Bayern, Pfarrer Axel Töllner. Er kommt gerne nach Höchberg, wie er in seinem Vortrag verriet. Denn die Matthäus-Kirche hat mit ihrer Vergangenheit als Gotteshaus beider Religionen Symbolcharakter. Bereits mehrfach kam das Fernsehen zu Filmaufnahmen über dieses Thema mit dem Theologen in die Marktgemeinde. Beim letzten Mal sprach ihn Ortspfarrer Daniel Fenske an, ob er nicht einen Vortrag zum Jubiläum in Höchberg halten könnte. Erfreut nahm Töllner an, berichtet Fenske im Gespräch mit dieser Redaktion.
Vortrag über den christlich-jüdischen Dialog
Thema des Vortrags war: "75 Jahre sind ein Anfang. Wie sich der christlich-jüdische Dialog entwickelt hat und was noch auf uns wartet". Knapp 50 Personen lockte das Thema in die Matthäuskirche. Die Annäherung von Juden und Christen ist "die größte theologische Errungenschaft der letzten Jahrzehnte für mich", freute sich der Referent. In der 1700-jährigen Geschichte und vor allem Anfang des 20. Jahrhunderts gab es immer wieder große Repressalien gegenüber den Juden, von Christen organisiert. Christen hätten sich oftmals als überlegen gegenüber den Juden gezeigt. Heute sei klar und beinahe selbstverständlich, dass Jesus Christus Jude war. Das Christentum sei ohne seine jüdischen Wurzeln heute nicht vorstellbar.
Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1946 hatte die ersten Bestrebungen, beispielsweise von Hans-Joachim Iwand gegeben, das Verhältnis von Juden und Christen anzunähern. Mit den Seelisberger Thesen (1947) unternahmen die Christen die ersten Schritte auf die Juden zu. Auch das Zweite Vatikanische Konzil in den 1960er Jahren erkannte die neuen Verhältnisse zum Judentum an. Höhepunkt sei sicher der Besuch von Papst Johannes Paul II. in der Synagoge in Rom als erster Papst überhaupt gewesen.
Auch von jüdischer Seite wurde viel getan, um sich gegenseitig anzunähern. Als jüngstes Beispiel nannte Töllner das Erscheinen des Buches: "Das Neue Testament – jüdisch erklärt", welches nun auch auf Deutsch erhält ist. Man befinde sich auf einem guten Weg der Anerkennung, auch wenn noch viel Arbeit vor den Gläubigen beider Religionen liegt
