Können Architekturstudenten im ersten Semester schon richtige Häuser entwerfen, mag sich der Laie fragen. Die Antwort gab eine Ausstellung im Spitäle, wo Studierende der Fachhochschule Würzburg/Schweinfurt einen Tag lang Modelle und Pläne ausstellten, die sie für eine durchaus schwierige Aufgabenstellung hergestellt und entworfen hatten. Die Antwort lautet eindeutig: Ja sie können.
Schon der Bauplatz hatte es in sich. Es handelte sich nämlich um die schmale und steile Mole im Alten Hafen, die auf den ersten Blick als eher unbebaubar erscheint. Nicht aber für die jungen Studierenden von Prof. Wolfgang Fischer, der an der FH das Fach Baukonstruktion lehrt.
Beschäftigung mit moderner Kunst
Aber mit dem schwierigen Bauplatz allein war es nicht getan. Hinter der Aufgabenstellung „Kunst Raum“ steckte nämlich noch mehr. Die Studierenden sollten sich aus einer Liste oder auch nach freier Wahl einen zeitgenössischen Künstler auswählen, für den sie einen Ausstellungsraum für maximal fünf seiner Werke auf der Hafenmole errichten wollen. Sie mussten sich also zunächst mit einer künstlerischen Aufgabe beschäftigen und dann herausfinden wie die Architektur auf die jeweilige Kunst reagieren kann.
Eine illustre Künstlerliste
Die Palette der ausgewählten Künstler(innen) war denkbar breit: Moderne Klassiker wie Piet Mondrian, Pablo Picasso oder Gerhard Richter, zeitgenössische Künstler David Lynch, Damien Hirst oder Banksy sowie die Fotografen Wolfgang Tillmans und Andreas Gursky waren in der illustren Liste vertreten. Aber auch regionale Künstler wie Angelika Summa, Herbert Mehler, Andi Schmitt oder Kurt Grimm fanden sich dort wieder. So vielfältig wie die Namen sich lasen, so unterschiedlich waren auch die Modellhäuser, die in einer langen Reihe aufgestellt die Längsachse des Spitäle füllten.
Kunst beeinflusst Architektur
Erstaunlich groß war die Vielfalt der ausgestellten Modelle, für die die Studierenden gerade einmal drei Monate Zeit hatten. Ein besonderes Kriterium war dabei auch die Berücksichtigung des Lichteinfalls, um die ausgestellten Kunstwerke zur Geltung zu bringen. Mal reagierten die Modelle auf die Umgebung, beispielsweise auf den historischen Kran am Kulturspeicher, mal spielten sie auf die ausgestellten Kunstwerke an wie im Falle des Bildhauers Fritz Koenig und dessen kugelförmige Skulpturen, was sich in der Fassadengestaltung widerspiegelte. Für ein dem Künstler Günther Uecker gewidmetes Gebäude nahmen die jungen Planer dessen bevorzugtes Material – nämlich Nägel – auf und bestückten damit eine Veranda.
Das sind nur drei Beispiele von insgesamt 30, die die angehenden Architekten im Spitäle aufgebaut hatten. Groß war das Interesse bei der abendlichen Präsentation, zu der auch viele Architekten gekommen waren, um einen fachkundigen Blick auf den Nachwuchs zu werfen. Und schließlich dürfte auch der Plan des VKU-Vorsitzenden Andi Schmitt aufgegangen sein, im 100. Jubiläumsjahr mehr junges Publikum in die Galerie der Künstlervereinigung an der Alten Mainbrücke zu locken.
Mehr Architektur gibt es übrigens in den nächsten Wochen im Spitäle mit den vier Abenden der ARCfilm-Reihe. Am 6., 13., 20. Und 27. Februar werden jeweils um 19 Uhr Filme über Architektur und Stadtplanung gezeigt.