„Mit uns können sie reden“: Unter diesem Leitspruch ist Pro Familia bereits seit 30 Jahren in Würzburg tätig. Die Einrichtung berät in den verschiedensten Fragen rund um die Themen Partnerschaft, Sexualität, Schwangerschaft und Familienplanung.
Gegründet wurde die Pro Familia-Stelle in Würzburg am 10. Mai 1983. Anfangs hatte die Einrichtung noch mit einigen Vorbehalten zu kämpfen, erinnert sich die Vorsitzende des Trägervereins, Regine Samtleben: „Es war ein langer und steiniger Weg.“ Denn Pro Familia hatte es sich von Beginn an zur Aufgabe gemacht, konfessionell und parteipolitisch ungebunden zu beraten. Auch bei schwierigen und umstrittenen Themen wie Schwangerschaftsabbruch wird kein möglicher Lösungsweg von vorneherein ausgeschlossen.
Vielmehr gehe es darum, die Möglichkeiten durchzudenken und die individuell beste Lösung zu finden, erklärt Beate Schlett-Mewis, die Leiterin der Schwangerschaftsberatung von Pro Familia Würzburg. Zieht eine Frau einen Schwangerschaftsabbruch in Erwägung, ist sie gesetzlich zu einem Beratungsgespräch verpflichtet. Seit 1999 ist Pro Familia als staatliche Schwangerschaftsberatungsstelle anerkannt. Zwei Jahre später wurde schließlich auch der Antrag auf Fördergelder bewilligt.
Das Pro Familia heuer längst etabliert ist, zeigte auch das viele Lob auf der Jubiläumsfeier. Die Fördergelder für Pro Familia seien gut angelegt, befand Andreas Metschke, Vizepräsident der Regierung von Unterfranken: „Pro Familia leistet eine sozial und gesellschaftlich bedeutsame Arbeit.“ Die Beratungsangebote sind für die Betroffenen kostenlos; finanziert wird die Arbeit der Einrichtung durch Fördergelder und Spenden.
Auch in der Jugendarbeit ist Pro Familia aktiv. So wird zum Beispiel in Schulen Sexualpädagogik angeboten. Dabei geht es auch Themen wie Freundschaft und Liebe:
„Wir reden mit den Kindern und Jugendlichen über alles, was sie beschäftigt“, sagt Schlett-Mewis. Für Eltern, Erzieher und Lehrer hat Pro Familia sexualpädagogische Weiterbildungsangebote konzipiert. Über 1600 Kinder, Jugendliche und Erwachsene nahmen 2012 an den Veranstaltungen teil.
In Würzburg hat Pro Familia eine zweite Beratungsstelle, die Opfer von sexuellem Missbrauch zur Seite steht und Präventionsveranstaltungen zum Thema anbietet. Etwa zwei Drittel der Straftaten sexueller Gewalt würden von Jugendlichen unter 18 Jahren begangen, so Hans-Peter Breuner von Pro Familia: „Das wurde lange bagatellisiert, aber heute weiß man, wie wichtig frühzeitige Prävention ist.“ Auch die Aufarbeitung sexueller Gewalt mit den Tätern selbst gehört dazu, denn „Täterarbeit ist Opferschutz“, sagt Breuner.
Die Nachfrage nach den Beratungsangeboten von Pro Familia ist seit der Gründung stetig gestiegen, sagt Schlett-Mewis: „Wir sind seit Jahren an der Kapazitätsgrenze“. Insgesamt 833 Frauen und Männer wandten sich 2012 an die Würzburger Schwangerschaftsberatung, darunter 454 schwangere Frauen. Auch von Schulen kämen immer mehr Anfragen, ergänzt Vorsitzende Samtleben. Einige davon musste Pro Familia im vergangenen Jahr bereits aus Kapazitätsgründen ablehnen.