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WÜRZBURG
23 Jahre lang Hüttenwart: Walter „Luggi“ Philipp ist seit 70 Jahren im Alpenverein
Vor der Vernagthütte im Jahr 2001: Bei der Feier zum 100-jährigen Jubiläum Walter „Luggi“ Philipp, Hüttenwart der Vernagthütte (2. von links) und Oberbürgermeister Jürgen Weber (rechts sitzend).    FOTO Verein
| Vor der Vernagthütte im Jahr 2001: Bei der Feier zum 100-jährigen Jubiläum Walter „Luggi“ Philipp, Hüttenwart der Vernagthütte (2. von links) und Oberbürgermeister Jürgen Weber (rechts sitzend).
Robert Menschick
 |  aktualisiert: 03.02.2014 20:17 Uhr

Fragt man Walter Philipp, wie viele Gipfel er schon erstiegen hat, kommt er ins Grübeln. 3000er? – Unzählbar, liegt doch schon allein sein zweites Heim, die Vernagthütte auf einer Höhe von 2766 Metern. An einen Berg erinnert er sich jedoch genau: das Matterhorn. Den Traum jedes Bergsteigers hat er 1953 bezwungen. Den heute 86-Jährigen kennt dennoch kaum einer im Verein. Zumindest nicht unter seinem bürgerlichen Namen, als „Luggi“ dagegen ist der Ehrenrat der Würzburger DAV-Sektion bekannt wie ein bunter Hund, aus geselligen Runden auf den Hütten oder beim Sommer- und Herbstfest auf der Karlstadter Falteshütte. Den Spitznamen bekam er verpasst, als er kurz nach der Wiedergründung des Vereins zur Schuhplattler-Gruppe stieß. Was er genau bedeutet, weiß keiner mehr.

Dem Verein beigetreten ist der Philipp als 16-Jähriger, 1944, dem Geburtsjahr Reinhold Messners. „Ich habe schon immer von den Bergen geträumt“, erzählt er. „Man sagt, dass ich schon als Kind Gipfel gezeichnet habe.“ Als seine Familie in Würzburg ausgebombt wird, sucht er Zuflucht in der Falteshütte bei Karlstadt. Auch seine Frau lernt er im Alpenverein kennen. Noch vor der Wiederzulassung des Vereins durch die Besatzungsmächte nach dem Krieg und die Neugründung 1952 in Würzburg gehört er zur Jungmannschaft. In den 1940er und 1950er Jahren unternimmt er gemeinsam mit seinen Freunden ausgedehnte Klettertouren, die ihn unter anderem in die Watzmann-Ostwand, den Wilden Kaiser und ins Karwendel führen. Später genügen ihm Skitouren über die umliegenden Gletscher und Gipfel in der Umgebung der Vernagthütte, darunter die Wildspitze, dem mit 3774 Meter zweithöchsten Berg Österreichs.

Von 1980 bis 2003 kümmerte sich der Naturfreund als Hüttenwart um die Vernagthütte. Er verwaltet sie, organisiert Reparaturen und kümmert sich um die Pächter. Im Jahr 1985 ist sein voller Einsatz gefragt. In drei Wochen gelingt es ihm, Freiwilligen und Handwerkern die Hütte zu retten. Es hatten sich tiefe Risse in den Außenwänden gebildet. Die Hütte droht einzustürzen.

Philipp erinnert sich an die Esel

Auch ihm ist es zu verdanken, dass die Hütte 2001 ihr 100-jähriges Jubiläum feiern konnte und heute 120 Schlafplätze bereitstellt. Das Arbeiten im Hochgebirge ist nicht mit dem im Tiefland zu vergleichen: Nur während drei oder vier Monaten ist es überhaupt möglich anzupacken. Auch müssen die Handwerker zu Fuß den dreieinhalbstündigen Aufstieg von Vent, dem letzten Ort im Ötztal auf sich nehmen. Philipp kann sich noch an die Zeiten erinnern, dass in den frühen 50er Jahren Studenten mit Eseln die Gerätschaften aus dem Tal bis zu Hochgebirgshütten getragen haben. Heute übernehmen das zumeist Hubschrauber. Die Vernagthütte verfügt schon lange über eine Seilbahn, die das Material nach oben bringt.

Philipp war 2003 letztmals auf der Vernagthütte. Gerne erinnert er sich an das Hochgebirge, für ihn eine Welt der Wunder, die man nicht in Worte fassen kann. „Es ist die Freude darüber allein mit der Natur zu sein, ganz ohne Stress und Auto, die einen nicht mehr loslässt.“ Und es sind die Menschen, die hoch über der Baumgrenze und unbeschwert von allen Alltagssorgen anders sind als ihm Tiefland: „Es ist ein anderer Menschenschlag da oben, man grüßt und duzt sich.“ Doch er macht sich Sorgen: Nicht nur von den Gletscherkundlern, die die Hütte als Stützpunkt wählten, auch aus eigener Anschauung hat er erfahren, wie rasch sich die Gletscher der Umgebung zurückziehen, Wanderwege wegen der wachsenden Gefahr von Steinschlag kaum noch zu begehen sind und klassische Kletterrouten ganz aufgegeben werden mussten.

 
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