Die Polizei hat einen 19-Jährigen in Untersuchungshaft genommen, dem vorgeworfen wird, „teils erzwungene sexuelle Handlungen an Mädchen im Alter zwischen 12 und 15 Jahren vorgenommen zu haben“. Dies teilen Oberstaaatsanwalt Boris Raufeisen und Polizeisprecher Björn Schmitt am Dienstag in einer gemeinsamen Presseerklärung mit.
Freundin heimlich beim Sex gefilmt
Bereits vor einem Jahr hatte die Polizei erste Hinweise, dass der Tatverdächtige bei sexuellen Handlungen mit einer früheren, etwa gleichaltrigen Lebensgefährtin heimlich Aufnahmen gefertigt haben soll. Die Beamten durchsuchten daraufhin die Wohnung des jungen Mannes und stellten sein Handy sicher.
Sie fanden laut Schmitt „mehr als 67.000 Bilder und Videos, größtenteils mit pornografischem Inhalt“. Ermittlungen wurden wegen des Verdachts der Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen geführt.
Spezialisten der Würzburger Kripo sichteten die Bilder und Filme in Hinblick auf eventuell vorhandenes Beweismaterial und sonstiger strafbarer Inhalte. Dabei ergaben sich Hinweise auf schwerer wiegende Missbrauchsfälle: Auf dem Mobiltelefon des 19-Jährigen kam kinder- und jugendpornografisches Material zum Vorschein, das der Beschuldigte im Internet heruntergeladen haben soll.
Verdächtiger soll es nicht beim Filmen belassen haben
Damit nicht genug. Die Ermittler fanden auch Bilder und Videos, bei denen der Verdächtige offenbar bei erzwungenen sexuellen Handlungen an minderjährigen Mädchen zu sehen waren. Die Polizei ermittelte fünf Geschädigten, die zur Tatzeit zwischen 12 und 15 Jahre alt waren und allesamt aus dem Landkreis Würzburg stammen. Sie „sind inzwischen identifiziert und unter Einbindung ihrer Eltern zu den Tatabläufen vernommen worden“, sagen Raufeisen und Schmitt.
Wegen des dringenden Verdachts des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in zwei Fällen, der Vergewaltigung in zwei Fällen und des sexuellen Missbrauchs von Kindern in drei Fällen erwirkte die Staatsanwaltschaft Würzburg einen Untersuchungshaftbefehl gegen den 19-Jährigen. Der Haftbefehl wurde unverzüglich vollzogen und am 1. März 2019 durch einen Ermittlungsrichter eröffnet. Der Beschuldigte sitzt seitdem in einer Justizvollzugsanstalt ein.
Ermittlungen brauchten Zeit
Die Ermittler gingen aus gutem Grund erst vier Wochen später mit dem Fall in die Öffentlichkeit. „Wir brauchten Zeit. Denn wir mussten umfangreiche Nachforschungen führen, die nicht durch eine frühzeitige Veröffentlichung gefährdet werden durften“, sagt Pressesprecher Björn Schmitt. „Wir wollten Gewissheit haben, dass es nicht noch weitere, bisher unbekannte Opfer gibt“, betont der Polizeisprecher die Prioritäten der Ermittler.
Die Identifizierung der Mädchen auf den Bildern dauerte ihre Zeit, die Koordinierung verschiedener Ermittlungsarbeiten mit der Staatsanwaltschaft – „und wir wollten in einem anderen großen Fall von Kinderpornografie mögliche Täter nicht aufschrecken, bevor wir vergangene Woche zuschlugen“, räumt Björn Schmitt mit Blick auf den Fall eines festgenommenen Logopäden in Würzburg auf Nachfrage ein.
Gezielt über soziale Medien Kontakt gesucht
Nach dem aktuellen Ermittlungsstand hatte der Tatverdächtige offenbar gezielt über soziale Medien wie Instagram oder Snapchat Kontakt zu Mädchen aufgenommen. Ihnen wurden Beziehungen in Aussicht gestellt und es kam zum Austausch von Handynummern. „Offenbar ist es dem Beschuldigten durch manipulatives Geschick gelungen, das Vertrauen der Mädchen zu erlangen und auch Treffen mit ihnen zu vereinbaren,“ betonen die Ermittler . Dabei soll es dann in Einzelfällen auch zu den erzwungenen sexuellen Übergriffen gekommen sein.
Die noch andauernden Ermittlungen werden von der Polizeiinspektion Würzburg-Land in enger Abstimmung mit der Kriminalpolizei Würzburg und der Staatsanwaltschaft Würzburg geführt.