Die IG Metall ehrte 339 Jubilare für bis zu 70 Jahre Mitgliedschaft
Rot und gelb sind Signalfarben, die sofort ins Auge springen – und es sind die Farben der IG Metall. Schon seit 1949 setzt die größte deutsche Gewerkschaft Signale für gute Arbeitsbedingungen. Bei einer Feier in der Margaretenhalle haben die Würzburger IG Metaller nun wieder ihre verdientesten Gewerkschafter für 25, 40, 50, 60 und ganze 70 Jahre Mitgliedschaft geehrt; insgesamt waren es 339 Jubilare aus Stadt und Landkreis Würzburg sowie Kitzingen, Main-Spessart und Bad Kissingen. Zusammen brachten sie es auf 13 405 Jahre Einsatz für bessere Arbeitsbedingungen. Für zünftige Musik sorgte der Musikverein Harmonie aus Allersheim.
Werner Flierl, erster Bevollmächtigter der Würzburger IG Metall, dankte den Jubilaren für Treue, Unterstützung und Engagement, wodurch „die Gewerkschaftsbewegung auf sicherem Grund steht“. Die Jubilare zeigten, „was es heißt, sich im aufrechten Gang zu bewegen und für eine gerechtere Gesellschaft zu kämpfen“.
Als die jetzt für 70 Jahre Mitgliedschaft Geehrten in die IGM eintraten, schrieb die Bundesrepublik das Jahr 1959. Die Montanindustrie (Erz- und Bergbau) schwächelte, das Zechensterben in NRW setzte der Wirtschaft zu. 700 000 Menschen gingen dagegen auf die Straße. Und die IG Metall erkämpfte die 44,5-Stunden-Woche.
Bei Moderator Andreas Schmidt erzählten auf der Bühne dann vier Gewerkschafter von ihren persönlichen Erfahrungen: Peter Stockerl sen. (40 J. IGM), Gert Söhnlein und Ingrid Karches (beide 50 J. IGM) sowie Horst Schmitthenner, der 1957 in die IGM eintrat und später Vorstandsmitglied war.
Schmitthenner hat den Sozialabbau der Ära Kohl erlebt und sorgt sich um die Menschen, die Angst um ihre Arbeit oder Rente haben. Er glaubt, „wir wären nicht so weit nach rechts gerückt, wenn der Sozialstaat nicht so erodiert wäre“.
Der Rechtsruck in Deutschland ist für die IG Metall ein heikles Thema, denn Gewerkschafter haben stärker AfD gewählt als der Durchschnitt. Schmitthenner findet, man müsse das Thema beim Gewerkschaftstag bereden und die sozialen Sicherungssysteme ausbauen, damit die Menschen keine Angst vor der Zukunft mehr haben müssten.
Die Gewerkschafter sollten sich gegen Rassismus und Extremismus stellen, denn nur der Frieden bewahre die Demokratie, sagte Werner Flierl.
Trotz allem, was es noch zu tun gibt, hat die IG Metall vieles für die Arbeitnehmer erkämpft und neben so manchem Rückschlag etliche Siege im Kampf gegen den „ungezügelten Industriekapitalismus“ errungen.
Gert Söhnlein erzählte von Streiks in der Stahlindustrie und seiner Erfahrung, „was Solidarität bewirken kann.“ Dass sich auch junge Arbeitnehmer für ihre Rechte stark machen, wünscht sich Marcel Meqemeja, politischer Sekretär der Würzburger IG Metall. Er freut sich, dass die IGM seit zwei Jahren wieder mehr Zulauf von Jüngeren hat, aber man müsse noch stärker klar machen, woher die vielen komfortablen Bedingungen am Arbeitsplatz heute kämen: „Dass wir das alles jahrelang erkämpft haben.“