Am 28. Oktober 1896 wurde die Eröffnung der Neuen Universität gefeiert. Aus diesem Anlass zeigt das Universitätsarchiv ab November eine Sonderausstellung, die die Geschichte des Gebäudes nachzeichnet.
Der Bau der Neuen Universität war nötig geworden, da die Alma Julia im Laufe des 19. Jahrhunderts einen großen Aufschwung erlebte. Bekannte Forscher wie Wilhelm Conrad Röntgen und zahlreiche andere feierten wissenschaftliche Erfolge und zogen Studierende nach Würzburg, weshalb die Universität rasch wuchs. Insbesondere in den Bereichen der Naturwissenschaften und Medizin kam es zu dieser Zeit zu Ausbau und Ausdifferenzierung neuer Institute. Zudem verdreifachte sich die Anzahl der Studierenden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahezu.
Dies hatte zur Folge, dass die Hochschule räumlich an ihre Grenzen stieß und ein Bauboom begann. Entlang des Pleicherringes, heute Röntgenring, entstand ein regelrechtes Universitätsviertel, heißt es in einer Pressemitteilung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Sehnsucht nach repräsentativen Räumen
Der Platzmangel machte sich auch im damaligen Hauptgebäude der Universität bemerkbar. Dieser und die Sehnsucht nach repräsentativeren Räumlichkeiten befeuerten den Wunsch nach einem Neubau, der nicht nur Platz schaffen, sondern auch mit moderner Technik und Infrastruktur ausgestattet sein sollte.
Einige Jahre intensiver Verhandlungen, Planungen und Umplanungen folgten, das Bauprojekt stand mehrmals fast vor dem Scheitern, doch schließlich konnte nicht weit von der Domerschulstraße entfernt ein Bauplatz für das neue Bauwerk gefunden werden. Das großzügig geplante Gebäude am Sanderring, jenseits der alten Stadtmauer, sollte Platz bieten für Rektorat, Senat, Zentralverwaltung, Büro- und Amtsräume, Seminarräume und mehrere große Hörsäle.
Ein besonderes Augenmerk lag auf dem neuen Auditorium maximum (Audimax), welches nicht nur eine beträchtliche Anzahl an Hörern fassen, sondern auch zukünftigen Festveranstaltungen einen würdigen Rahmen verleihen sollte.
Zentralheizung und stabile Stromversorgung
Entworfen hat das Gebäude, das bis heute zu den schönsten Bauten der Stadt zählt, der Universitätsarchitekt Rudolf von Horstig. Dieser plante zunächst eine mit Stuck und figürlichen Schmuckelementen repräsentativ ausgestattete Zweiflügelanlage mit zentraler Heizung, stabiler Stromversorgung, dreizehn Hörsälen, Büroräumen und sogar einer Turnhalle und mehreren Fechtsälen. Von Letzteren ist heute nichts mehr zu sehen, denn der Prachtbau erlebte über die Jahre einige Veränderungen. 1916 wurde beispielsweise ein dritter Flügel ergänzt.
Das Ende des Krieges markierte eine tiefe Zäsur in der Baugeschichte der Neuen Universität. Die Zerstörungen während der Bombardierung Würzburgs am 16. Mai 1945 machten einen aufwändigen Wiederaufbau notwendig, dem eine Phase jahrzehntelanger baulicher Veränderungen folgte. Die wohl größte Baumaßnahme nach dem Wiederaufbau war die Ergänzung der Neuen Universität vor 50 Jahren durch einen vierten Flügel, die tief in die Gesamtwirkung des Gebäudes eingriff und ihr nicht nur weitere Räumlichkeiten, sondern auch den bis heute intensiv für inner- und außeruniversitäre Veranstaltungen genutzten Lichthof bescherte.
Die neue Ausstellung
Hier, im Herzen der Neuen Universität wird auch die Ausstellung des Universitätsarchivs zu sehen sein. Obwohl sich die Neue Universität derzeit wieder etlichen baulichen Maßnahmen unterziehen muss, wird sie wie in den vergangenen Jahrhunderten auch in Zukunft als gefühltes Zentrum der Universitätsfamilie eine stille Beobachterin der Geschichte sein. Die Corona-Pandemie hat dem sonst so belebten Gebäude wohl zum ersten Mal eine kleine Ruhepause verschafft. Man darf gespannt sein, was die nächsten 125 Jahre für den Prachtbau am Sanderring bereithalten.
Um mehr über die Geschichte(n) rund um die Neue Universität zu erfahren, lohnt sich ein Besuch der Ausstellung „125 Jahre Neue Uni“. Diese spannt den Bogen über historische, kunsthistorische oder sozialgeschichtliche Themen und gewährt Einblicke in das Leben von Personen, die mit dem geschichtsträchtigen Gebäude in Verbindung standen und stehen. Zu sehen ist sie vom 23. November bis 28. Februar im Lichthof der Neuen Universität (Sanderring 2). Der Eintritt ist frei.