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WÜRZBURG
100 neue Bäume für die Innenstadt
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 27.04.2023 03:50 Uhr

„Straßenbäume erfüllen wichtige Umweltfunktionen“, erklärt Umweltreferent Wolfgang Kleiner, warum Bäume nicht nur in den Wald gehören. Sie entfernen Feinstaub, sorgen für Kühlung, schaffen Lebensraum für Tiere, schützen vor Lärm und schaffen einen „Wohlfühlgefühl“. Kleiner: „Menschen suchen unter Bäumen Ruhe und Erholung.“

426 Bäume wachsen im Bischofshut

Rund 40 000 Bäume in Grünanlagen, Parks und an Straßen wachsen im Stadtgebiet: 426 davon im Bischofshut – also innerhalb von Julius- und Balthasar-Neumann-Promenade, Theater- und Neubaustraße. Ob es früher mehr oder weniger waren, weiß die Verwaltung nicht.

Doch vielen Bürgern fehlt es an Grün in der Innenstadt. Dass neugestaltete Flächen wie Marktplatz oder Eichhornstraße vor allem betongrau sind, ist ein häufiger Kritikpunkt. Ein weiterer: Bäume werden schnell gefällt.

Streusalz, Hitze, Trockenheit und zu wenig Wurzelraum

Das Umweltreferat begründet das Beseitigen von alten Exemplaren auf öffentlichen Flächen vor allem damit, dass die betroffenen Bäume krank sind. „Streusalz, Hitze, Trockenheit und zu wenig Wurzelraum“, nennt Gartenamtsleiter Dieter Müller Ursachen.

Gefällt werden tatsächlich immer mehr: Laut Umweltreferat stieg die Anzahl seit 2006 von etwa 60 auf zuletzt 160 große Bäume im Jahr an. Allerdings werden diese, wenn es möglich ist, durch junge Exemplare widerstandsfähigerer Arten ersetzt.

Immer mehr Bäume werden gefällt

Beispiel Sternplatz: Vier Ahornbäume kränkelten dort laut Gartenamt vor sich hin, weil so viele Kanäle und Leitungen im Boden waren, dass sich ihre Wurzeln nicht ausbreiten konnten. 2016 wurden sie entfernt und stattdessen nur ein einzelner Blauglockenbaum gepflanzt.

Die Leitungsdichte im Boden verhindert häufig, dass bei Straßenumbauten, wie zum Beispiel der Eichhornstraße, neue Bäume gepflanzt werden. Deshalb hat die Grünen-Fraktion vergangenes Jahr einen anderen Weg vorgeschlagen: Tiefbau-, Stadtplanungs- und Umweltamt sollen gemeinsam Standorte suchen, wo Bäume weder Sichtachsen noch den Verkehr stören und mindestens 12 bis 18 Kubikmeter Platz im Boden für ihre Wurzeln ist.

100 zusätzliche Bäume in der Innenstadt

„Wir wollten wissen, wo man sofort welche pflanzen kann und wo, wenn der Straßenraum umgestaltet wird“, erklärt Stadtrat Patrick Friedl den Ansatz.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Platz für etwa 100 zusätzliche Bäume hat die Verwaltung in der Innenstadt gefunden. 32 könnten sofort gepflanzt werden, 25 davon im Bischofshut, beispielsweise vor dem Dom, in Plattner- oder Karmelitenstraße.

Oder: Vor der Marienkapelle, Am Bruderhof und an der Ecke Neubau-/Stephanstraße. Hier will Friedl jetzt los legen und schlägt die Pflanzung jeweils einen Solitärbaum vor. 25 000 Euro im Jahr konnten die Grünen im städtischen Haushalt dafür durchsetzen.

Drei Bäume gegen den Klimawandel?

Drei Bäume gegen den Klimawandel? Das klingt nach einem Tropfen auf den heißen Stein. Doch für Friedl geht es auch um Bewusstseinswandel. „Der Klimawandel betrifft uns alle, also muss jeder etwas tun.“ Außerdem werde gerade Würzburg aufgrund seiner Kessellage besonders unter ansteigenden Temperaturen leiden. Mehr Grün und weniger Verkehr seien für die Innenstadt lebensnotwendig.

„Städte müssen ihre alten Bäume erhalten und neue pflanzen“, sagt auch Peter Naumann von der in Würzburg ansässigen Umweltorganisation Bergwaldprojekt. Der Forstingenieur fordert, robuste aber heimische Arten zu pflanzen. Denn nur diese bieten unseren Insekten und Vögeln Lebensraum.

Bäume in Kübeln sind keine Alternative

Bäumchen in Kübeln seien dazu keine Alternative. „Deren kleine Kronen haben keine vergleichbaren Effekte für Klima und Umwelt.“ Das sieht Referent Kleiner genauso: „Bäume in Kübeln können nie ein gleichwertiger Ersatz für Bäume sein, die eine erdgebundene Verankerung haben.“

Auf die Frage, wie viele Bäume die Innenstadt denn seiner Meinung nach brauche, sagt der Umweltreferent: „Grundsätzlich kann es nie genügend Stadtbäume geben.“

Auf das Klima in seiner direkten Umgebung wirkt sich schon ein einzelner Baum positiv aus. Das ist messbar: Ein ausgewachsener Baum verdunstet im Sommer zwischen 400 und 800 Liter Wasser pro Quadratmeter Laubfläche. Ist er dicht beblättert, besteht seine Krone aus 1200 bis 1500 Quadratmetern Blattfläche. Je größer die Krone, desto größer ist also dieser Verdunstungsprozess und auch der gespendete Schatten. Bei großen Laubbäumen ist im Sommer die Temperatur unter der Baumkrone um bis zu 15 Grad Celsius niedriger als in der Umgebung. Gleichzeitig dient die Erde um die Bäume herum als Feuchtigkeitsspeicher, in der Regen versickert und bei anschließender Verdunstung kühlend wirkt.

Bäume schützen vor Wind und Lärm. Ihre Blätter oder Nadeln nehmen durch die Fotosynthese Kohlendioxid auf und setzen Sauerstoff frei. Eine alte Buche produziert unter guten Bedingungen bis etwa 1,7 Kilogramm Sauerstoff pro Stunde. Damit können 50 Menschen eine Stunde lang atmen.

Feinstaub: Außerdem nehmen Blätter und Nadeln Feinstaub aus der Luft. Auch dieser Effekt ist abhängig von der Blattmasse: Je größer die Krone, desto höher die Filterleistung. Laut Umweltstiftung „Die grüne Stadt“ filtert eine Rotbuche (Stammdurchmesser von einem Meter) pro Jahr etwa 1,3 Kilogramm Feinstaub aus der Luft. Das ist die Menge, die ein PKW in 20 000 Kilometern ausstößt.

Vielen Bürgern fehlt es an Grün in der Innenstadt. Bild oben: Neubepflanzung in der Eichhornstraße; unten: Einer der wenigen großen Bäume innerhalb des Bischofshuts, rund 60 Jahre alte Linde am Paradeplatz.
Foto: OBERMEIER | Vielen Bürgern fehlt es an Grün in der Innenstadt. Bild oben: Neubepflanzung in der Eichhornstraße; unten: Einer der wenigen großen Bäume innerhalb des Bischofshuts, rund 60 Jahre alte Linde am Paradeplatz.
 
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Kommentare
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  • A. H.
    100 zusätzliche Bäume in der Stadt für eigentlich wie viele sinnlos gefällte, die unsrem "modernen Leben" im Wege standen? - eine billige Show, ein Feigenblatt höchstens und wenn man es recht betrachtet, nicht einmal das....
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  • M. P.
    In den Köpfen der Spezialisten ist es vorhanden, nur bei der Umsetzung fehlt`s. Vielleicht eine Bürgerinitiative?
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