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Kleinrinderfeld
100 Jahre: Scheuermanns Natursteine feiern Jubiläum
Gegründet wurde die Firma Scheuermann GmbH & Co, Natursteingewinnung im Jahr 1920 als reines Fuhrunternehmen, seit 1970 kam auch der Abbau der Steine dazu.
Eine Hufbeschlagtasche mit Hammer, Ausschneiderwerkzeug und Peitsche, wie sie in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts jeder Fuhrunternehmer mit Pferden bei sich trug: In diesem Jahr feiert die Firma Scheuermann GmbH & Co, Natursteingewinnung ihr 100-jähriges Bestehen.
Foto: Repro Matthias Ernst, Quelle: Fa. Scheuermann | Eine Hufbeschlagtasche mit Hammer, Ausschneiderwerkzeug und Peitsche, wie sie in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts jeder Fuhrunternehmer mit Pferden bei sich trug: In diesem Jahr feiert die Firma Scheuermann ...
Matthias Ernst
 |  aktualisiert: 05.03.2020 02:10 Uhr

Lange Jahre waren die Kleinrinderfelder nur Dienstleister für die Steinindustrie im benachbarten Kirchheim, bevor man eigene Betriebe im Ort gründete. Ein Beispiel für den Wandel ist die Firma Scheuermann GmbH & Co, Natursteingewinnung. Sie feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Firmenjubiläum.

Gegründet wurde die Firma von Johann Scheuermann als reines Fuhrunternehmen am 1. Juli 1920. Man transportierte damals Steine und Holz mit einem Pferdefuhrwerk für die Kirchheimer Steinbrüche und örtlichen Bauern. Schnell erwarb sich die Firma einen guten Namen wegen ihrer Zuverlässigkeit, so Urenkel Philipp Scheuermann, der heute mit seinem Vater Martin die Geschäfte leitet.

Firmengründer Johann Scheuermann mit Ehefrau Auguste und Sohn Arthur
Foto: Repro Matthias Ernst, Quelle: Fa. Scheuermann | Firmengründer Johann Scheuermann mit Ehefrau Auguste und Sohn Arthur

Während in der vorindustriellen Zeit der Muschelkalk nur in der näheren örtlichen Umgebung verwendet wurde, kam es mit dem Bau der Eisenbahn und entsprechenden Schienensträngen zu immer weiteren Vertriebswegen aus den mainfränkischen Abbaugebieten. Also bildeten sich ganz neue Firmen, die den Steintransport übernehmen konnten. Eine davon war eben die Firma Scheuermann. Die Geschäfte liefen so gut, dass die Firma stetig wuchs. Die Kirchheimer Steinindustrie hatte damals Abbaugebiete in ganz Europa, und die abgebauten Steine mussten ja irgendwie zum Abnehmer transportiert werden.

Einzug der Fahrzeuge in die Faulenbergkaserne

Bereits 1928 wurde der erste gebrauchte, vollgummibereifte LKW - mit Kraftübertragung durch Kettenglieder und von einem Benzinmotor angetrieben - vom Kraftverkehr Bayern gekauft. 1930 erfolgte der Kauf eines Sechszylinders von Büssing, 1936 ein Diesel, ebenfalls von Büssing. Zu dieser Zeit wurden Steine vor allem für den Flugplatz- und Straßenbau transportiert.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Fahrzeuge in die Faulenbergkaserne eingezogen und man erhielt einen gebrauchten LKW, der mit Holzvergaser ausgestattet war, weiß Philipp Scheuermann. Nach dem Krieg wurde wieder auf Diesel umgestellt. Da war der Sohn des Firmengründers, Arthur, schon in der Firma und wurde 1949 Mitgesellschafter. Aus dessen Ehe mit seiner Frau Anna gingen vier Söhne hervor. Einer starb wenige Tage nach seiner Geburt, ein zweiter wurde Lehrer und nur Peter und Martin Scheuermann traten in die elterliche Firma ein.

Steine aus dem Krensheimer Steinbruch wurden bei der Restaurierung des Ulmer Münsters verwendet, mit auf dem Bild Arthur Scheuermann und Münsterbaumeister Dieter Vogler
Foto: Repro Matthias Ernst, Quelle: Fa. Scheuermann | Steine aus dem Krensheimer Steinbruch wurden bei der Restaurierung des Ulmer Münsters verwendet, mit auf dem Bild Arthur Scheuermann und Münsterbaumeister Dieter Vogler

Nach dem Krieg begann eine arbeitsreiche Zeit. Die Firma Scheuermann war aktiv am Aufbau von Deutschland beteiligt. So lieferte man beispielsweise Steine zum Bau des Rhein-Main-Donau Kanals. Dabei wurden auch Frauen zum Laden eingesetzt, da nicht genügend Männer für die harte Arbeit zur Verfügung standen. Das Fuhrunternehmen gab es noch bis 1970, zuletzt sogar mit Fernverkehrslastzügen.

Im Jahr 1961 erster Steinbruch erworben

Doch Arthur Scheuermann und seine Mutter erkannten, dass sich mit dem Abbau von Steinen ebenfalls gutes Geld verdienen ließ. So erwarben sie im Jahr 1961 den ersten Steinbruch, und im Jahr 1970 konnte das Steinsägewerk Heinrich Fischer in Kleinrinderfeld erworben werden. Damit waren sowohl der Abbau als auch die Weiterverarbeitung in einer Hand. 

Ein Bohrgerät mit Trägergerät im Einsatz im Steinbruch
Foto: Repro Matthias Ernst, Quelle: Fa. Scheuermann | Ein Bohrgerät mit Trägergerät im Einsatz im Steinbruch

Heute besitzt die Firma Steinbrüche in Kleinrinderfeld (Muschelkalk), Eichenbühl (Roter Sandstein), Obersulzbach (gelb-grüner Sandstein) und Kleinziegenfeld (Dolomit). Die Verarbeitung der Steine erfolgt aber nach wie vor im Stammwerk. Man habe sich in den letzten Jahren auf den Garten- und Landschaftsbau spezialisiert, so Philipp Scheuermann. Egal ob Quadersteine, Pflastersteine oder Bodenplatten - alles wird im Werk in Kleinrinderfeld veredelt. Dabei hilft die moderne Technik mit Konturensteinsägen, Kreissägen oder Bandsägen sowie Hydraulikspaltmaschinen, die Steine jeder Größe bearbeiten können.

Die Vertriebswege der Firma sind hauptsächlich im süddeutschen Raum, aber auch darüber hinaus greife man gerne auf Produkte der Kleinrinderfelder Firma zurück, so Philipp Scheuermann, der selbst seit 20 Jahren in der Firma ist. Gut 30 Mitarbeiter hat die Firma, wobei für die schwere Steinarbeit sehr viele polnische Mitarbeiter eingestellt werden konnten. Deutsche Bürger hätten scheinbar nur wenig Interesse daran, das Handwerk des Steinhauers oder -verarbeiters zu lernen. "Unsere Produkte findet man hauptsächlich im öffentlichen Raum, aber auch Privatleute schätzen sie", beschreibt Philipp Scheuermann die Abnehmer.

Mitinhaber Philipp Scheuermann blickt hoffnungsvoll in die Zukunft der Natursteinindustrie.
Foto: Matthias Ernst | Mitinhaber Philipp Scheuermann blickt hoffnungsvoll in die Zukunft der Natursteinindustrie.

Neue Steinbrüche erschließen

Um an neue Abbaugebiete zu kommen, müssen zukünftig neue Steinbrüche erschlossen werden. Hier werden alle notwendigen Umweltauflagen erfüllt und - anders als im Braunkohleabbau - die gegrabenen Löcher wieder verfüllt, so Scheuermann. Zusätzlich werden für jede neu genutzte Fläche zusätzliche 50 Prozent als Ausgleichsfläche angelegt. "Ein offen gelassener Steinbruch ist ein echtes Biotop", findet Scheuermann, man "nutzt die Natur eben nur auf Zeit". Er und sein Vater hoffen, dass der Steinabbau noch viele Jahre so weitergehe. 

Das 100-jährige Firmenjubiläum möchte die Familie in diesem Jahr nicht so groß feiern wie das 90-jährige, da es im vergangenen Jahr eine Aufspaltung der Firma zwischen den beiden Brüdern Martin und Peter Scheuermann gegeben hatte. Nun wird es neben einer kleinen Feier im Betrieb nur einen größeren Mitarbeiterausflug geben. Denn die Mitarbeiter seien - neben den vielen Steinen natürlich - das Kapital der Firma. Das haben Martin und Philipp Scheuermann schon lange erkannt.

Dank eines Hebekranes kann man heute auch größere Steine zur Weiterverarbeitung anheben
Foto: Matthias Ernst  | Dank eines Hebekranes kann man heute auch größere Steine zur Weiterverarbeitung anheben
 
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