Mit einjähriger Verspätung feierte der MGV Kirchheim sein 100-jähriges Bestehen mit vielen Gästen und ehrte verdiente Mitglieder. Darüber informiert der Verein in einer Pressemitteilung, der folgender Text entnommen ist.
Nachdem der Männerchor das Publikum mit dem schwungvollen "Sängermarsch" musikalisch begrüßt hatte, hielt Vorsitzende Bettina Schäfer Rückschau auf die bewegte Vereinsgeschichte.
Hervorgegangen aus der Tischrunde "Durstige Brüder", fand die Gründungsversammlung des Männergesangverein-Liederkranz im Frühjahr 1921 im Gasthaus "Zur Post" statt. Man trat dem Deutschen Sängerbund bei und es entwickelte sich ein reges Vereinsleben. Drei Jahre später wurde die Umbenennung zum Arbeiter-Gesang-Verein Liederkranz beschlossen. Diese Entscheidung sollte sich später sehr nachteilig auswirken. Die Nationalsozialisten duldeten keinen Arbeiter-Gesangverein, der Verein wurde aufgelöst und das Vereinsvermögen beschlagnahmt. Gesungen wurde aber weiterhin, erst mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges kam der Chorgesang vollständig zum Erliegen.
Wiedergründung 1949
Schon bald nach der Wiedergründung im Jahr 1949 unter dem ursprünglichen Namen nahm der Verein einen beachtlichen Aufschwung und war mit seinen über 200 Mitgliedern, davon zeitweise 55 bis 60 aktiven Sängern, der größte Kirchheimer Verein und eine kulturelle Institution. Als Höhepunkt der Vereinsgeschichte kann wohl 1966 die Teilnahme des aktiven Chores beim "Tag der Heimat" in der Deutschlandhalle in Berlin bezeichnet werden, wo man vor 10 000 begeisterten Zuhörern sang. Wenige Jahre später nahmen die Sänger gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester Nürnberg sogar eine Schallplatte auf.
Wie viele andere Männergesangvereine plagten in der jüngeren Vergangenheit sinkende Sängerzahlen den MGV. So entschloss man sich im Jahr 2015, den Verein auch für Sängerinnen zu öffnen. Der bereits bestehende, aber vereinslose Frauenchor SingsalaSwing trat dem Verein bei. Mit mehreren temporären Chorprojekten versuchte man in den letzten Jahren, neue Sängerinnen und Sänger zu gewinnen. Corona brachte dann harte Zeiten und das 100-jährige Jubiläum 2021 mussten entfallen. Mit einjähriger Verspätung wurden nun zahlreiche langjährige Mitglieder geehrt.
Auftritt der drei Chöre des Vereins
Beim Jubiläumsabend traten drei vereinseigene Chöre auftraten: Der Männerchor unter der Leitung von Manfred Gerlach als Urgestein des Vereines. Daneben gestalteten der Frauenchor SingsalaSwing und der gemischte Projektchor, beide unter der Leitung von Bettina Schäfer, den Festakt.
Grußworte mit guten Wünschen für den Verein sprachen Bürgermeister Björn Jungbauer, die evangelische Pfarrerin Elise Badstuber und für die Vereinsgemeinschaft die Vorsitzende des Turnvereins Kirchheim Tini Sommereisen-Kment.
Zum Ende des offiziellen Teiles ergriff der dritte Vorsitzende Herrmann Schäfer das Wort. Mit Wehmut verkündete er den Abschied des aktiven Männerchores von der Bühne, zu gering sei nunmehr die Anzahl der Sänger und zu hoch der Altersdurchschnitt. Er brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass der Verein weiterbestehen wird. Seiner Schwiegertochter Bettina Schäfer dankte er für das Engagement und übergab einen Blumengruß.
Diese erklärte, dass das Ziel des Vorstands sei, den Verein wieder mit Leben zu füllen. Hierfür sei man bereit, neue Wege zu gehen. Der Neustart soll auch gelingen mit Hilfe des aktuellen Chorprojektes, das mit Fördergeldern im Rahmen des Programms "Impuls" finanziell unterstützt wird. Der Gemischte Projektchor zeiget dann auch mit seinen beiden Stücken, dass der Chorgesang in Kirchheim eine Zukunft haben kann.
Doch vor dem Neustart stand der Abschied an: Mit zwei seiner Lieblingslieder, dem "Dorfgeheimnis" und dem stimmungsvollen "La Montanara" verabschiedete sich der Männerchor von seinem Publikum, das sich mit stehendem Applaus für die vielen Jahre Männergesang in Kirchheim bedankte.
