Manchmal ist ein Gebäude ganz einfach ein Gebäude – und manchmal steht dahinter eine ganze Geschichte. So beim "SHL" am Würzburger Sanderheinrichsleitenweg 20. Vor mehr als zehn Jahren noch ein bestellter Acker, werden in dem Doppel-L-Hochschulcampus nun seit zehn Jahren vor allem Studierende der Fakultäten Informatik und Wirtschaftsinformatik sowie der Gestaltung unterrichtet, wie es in einer Pressemitteilung der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt heißt.
Ein umstrittenes Vorhaben
"Der Neubau kommt." So hieß es immer wieder. Prof. Erich Schöls, Dekan der Fakultät Gestaltung, erinnert sich: "Jahrelang bangte die Fakultät Gestaltung um das neue Gebäude, wurde mit diesem Satz vertröstet. Einer guten und hoffnungsvollen Nachricht folgte stets eine ernüchternde." Mit dieser Ungewissheit habe die Fakultät über etliche Jahre leben müssen. Sie lehrte verstreut im Stadtgebiet in zahlreichen Anmietungen. "Nicht wenige verloren zunehmend den Glauben an die Realisierung des Vorhabens", sagt Schöls im Rückblick.
Zur notwendigen räumlichen Erweiterung der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt sollte das Grundstück im Frauenland am Sanderheinrichsleitenweg genutzt und bebaut werden, heißt es in der Mitteilung weiter. Es formierte sich jedoch eine Bürgerinitiative, die mit dem Slogan „Fachhochschule JA, am Alandsgrund NEIN“ dem Bau entgegentrat.
Während die Hochschule der Wissenschaft entsprechenden Raum bieten wollte, forderte die Bürgerinitiative Alternativen zum gewählten Standort. Beide Seiten formierten sich und informierten die Bürgerschaft Würzburgs in einem selten gekannten Ausmaß: Hierzu gehörten unter anderem Infostände, Vor-Ort-Begehungen, Besuche und Statements von Politikern, Infoabende an Schulen, Kreide-Aktionen von Studierenden bis hin zu einem wortwörtlichen Ausfechten von Argumenten mit mittelalterlich gekleideten, fechtenden "Rittern" auf dem Marktplatz. Erst durch einen Bürgerentscheid fiel die endgültige Entscheidung – und der Neubau kam doch.
Architektur – Bedeutung und Beziehung zur Architektur
Der vorherige Standort der Fakultät Informatik und Wirtschaftsinformatik befand sich in der Münzstraße 19, einem in die Jahre gekommenen historischen Bau mit wenig Raum für die Bedürfnisse eines Hochschulbetriebes. Ganz anders der Neubau im Frauenland – das Gebäude begeistere damals wie heute Studierende, Mitarbeitende und Gäste – vor allem aus dem Ausland, so wird Prof. Peter Braun, Dekan der Fakultät in der Mitteilung zitiert: "Ich führe sehr gerne ausländische Delegationen durch das Gebäude, erzähle über die Geschichte und zeige mit großem Stolz die hervorragende Ausstattung der Hörsäle und Seminarräume und den Ausblick ins Grüne, vor allem im Hörsaal H.1.3."
Es werden am SHL große Veranstaltungen durchgeführt wie Konferenzen und Tagungen, teilweise mit Gästen aus ganz Deutschland.
Auch Schöls unterstreicht diese Begeisterung für das Doppel-L-Gebäude: "Nun sind wir seit zehn Jahren in diesem architektonisch so gelungenen Gebäude und freuen uns Woche für Woche über eines der landesweit schönsten Fotostudios, über großartige Begegnungs- und Ausstellungsflächen und eine offene und dialogfördernde Atmosphäre."
Steigende Studierendenzahlen
Nach zehn Jahren Bestand stößt der "SHL" laut Mitteilung bereits an seine Grenzen. An der FHWS gebe es in diesem Semester mehr als 1100 Studierende. Während der Bauzeit im Jahr 2009 waren es noch unter 600. Die Anzahl der Mitarbeitenden ist von damals 15 Professorinnen und Professoren beim Einzug im Jahr 2011 auf inzwischen 23 gestiegen und wird in den nächsten zwei Jahren voraussichtlich noch auf 28 steigen. Daher komme das neue Gebäude für das FHWS-Kompetenzzentrum für Künstliche Intelligenz und Robotik (CAIRO Center for Artificial Intelligence and Robotics) in der Zellerauer Franz-Horn-Straße sehr gelegen, um vor allem den Bereich der Künstlichen Intelligenz und Forschungsprojekte dorthin zu verlagern.