Till Toth will Pilot werden. Das hat er sich fest vorgenommen. Zu fliegen und das auch noch als Beruf, das muss toll sein. Im Moment aber ist er erst einmal sehr bodenständig. Der Volkacher leistet ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) am Waldkindergarten und an der Klinik am Steigerwald auf der Waldesruh.
Pilot und Kindergärtner – das sind zwei Dinge, die meilenweit auseinanderliegen. Warum verbringt Till ein Jahr seines Lebens mit etwas, das offensichtlich gar nichts mit seinen beruflichen Plänen zu tun hat? „Ich will einfach mal was Praktisches machen“, sagt er. Außerdem ist ein Bewerber um eine Ausbildungsstelle heutzutage gut angesehen, wenn er ein Freiwilliges Soziales oder Ökologisches Jahr vorzeigen kann. „Man wird danach gefragt, ob man das hat“, berichtet der 19-Jährige.
Nach dem Abi ging er das FÖJ an. Von einem Bekannten erfuhr Till, dass es in Gerolzhofen einen Waldkindergarten gibt. Mit der Einsatzsatzstelle für FÖJ'ler war er sich schnell einig, dass er den Platz in Gerolzhofen bekommt, den sich Waldkindergarten und Klinik am Steigerwald teilen. Seit dem 1. September ist Till im Mahlholz und auf der Waldesruh aktiv. Jetzt im Winter muss er früh anfangen. Bevor die Kinder kommen, muss er die Hütte für den Morgenkreis vorbereiten, Holz machen und den Ofen anschüren.
Ins Team fühlt er sich voll integriert. Er darf eigene Ideen und Projekte durchziehen, etwa den Bau eines Lagers mit den Größten unter den derzeit 20 Waldkindergartenkindern, den Vorschulkindern. „Ich bekomme nicht nur die Dinge als Aufgaben, die übrig bleiben.“
Wichtig ist es für ihn, draußen zu sein und möglichst viel mit Holz zu arbeiten. Und: „Ich betreue sehr gerne Kinder. Ich mach manchmal auch den Babysitter für Kinder von Freunden.“ Grundsätzlich haben nach seiner Ansicht junge Menschen zu wenig mit Kindern zu tun.
Ganz anders ist Tills Aufgabenfeld an der Klinik am Steigerwald. Hier hat er vorwiegend mit älteren Menschen zu tun. Wenn er an der Klinik nachmittags und abends Dienst hat, ist er bei den Abendrundgängen dabei, reibt Patienten ein, misst den Blutdruck, bereitet die Tropfen vor und kocht die Tees, die die Patienten vor dem Schlafengehen noch zu sich nehmen müssen. Als Pflegehelfer unterstützt er zusätzlich Schwestern und Pfleger.
Obwohl sie völlig verschiedene Aufgaben mit sich bringen, gefällt es Till auf beiden Stellen sehr gut. Das Jahr in Kindergarten und Klinik sieht er als Orientierungsjahr. Parallel dazu laufen Bewerbungen bei verschiedenen Airlines um eine Ausbildungsstelle zum Piloten. Hier sind die Eignungskriterien sehr hoch. Der Gesundheitszustand muss topp sein. Und beim Einstellungstest wird viel Wissen abgefragt.
Weil das so ist, hat Till auch einen Plan B und C. Seine Überlegungen gehen in Richtung Management im Gesundheitswesen, erneuerbare Energien oder Mediendesign. Fünfmal im FÖJ-Jahr muss Till zu Seminaren. Hier treffen sich rund 30 der 60 FÖJ'ler aus Bayern, die über die Jugendorganisation des Bund Naturschutz angestellt sind. FÖJ-Stellen haben darüber hinaus Träger aus der katholischen und evangelischen Kirche. Bei diesen Treffen mit interessantem Rahmenprogramm wie Schneeschuhwandern oder Iglu-Bau in den Bergen tauschen die jungen Leute ihre Erfahrungen aus ihrer Arbeit aus und sprechen darüber, was sie nach ihrem freiwilligen Jahr machen werden.
Kindergartenleiterin Uli Hillebrand freut sich, dass ihr FÖJ'ler diesmal maskulin ist. „Für unsere Jungs ist das ein männliches Identifikationsbild.“ Schließlich ist das gesamte übrige Personal weiblich. Mit ihm können die Jungs auch mal etwas rauere Sachen für richtige Männer in Angriff nehmen – ohne Mädchen. Till ist der neunte FÖJ'ler am Waldkindergarten. Schon jetzt ist sicher, dass sie fürs nächste Kindergartenjahr wieder einen suchen werden.
Für das Kindergartenjahr 2015/16 hat der Waldkindergarten noch Plätze frei.