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SCHWEINFURT
Zwischen Trümmern und einer Liebelei
Mehr als ein halbes Jahrhundert bei der SPD: Die Schweinfurter Sozialdemokraten zeichneten treue Mitglieder aus. Hinten von links: Helge Erler, Bundestagskandidat Ralf Hofmann, Armin Schulz, Landtagsabgeordneter Thomas Beyer, Heinz Krämer, Karl Rosentritt und Kreisverbandsvorsitzende Kathi Petersen; vorne: Werner und Marianne Hollwich, Heidi Scheuring, Marga Sauerteig, die der SPD seit 67 Jahren angehört, Hans Wittal, Fritz Bonengel und Wolfgang Rummert, der vor 65 Jahren in die Partei eintrat.
Foto: Waltraud Fuchs-Mauder | Mehr als ein halbes Jahrhundert bei der SPD: Die Schweinfurter Sozialdemokraten zeichneten treue Mitglieder aus.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 04.08.2013 18:15 Uhr

1946 lag Deutschland noch in Trümmern; wichtigstes Ziel der Menschen im vom Krieg zerstörten und vom Nationalsozialismus befreiten Land war der Wiederaufbau. In diesem Jahr stieß auch die Schweinfurterin Marga Sauerteig zur SPD. Sie ist eine der dienstältesten Genossinnen, die bei der Jubilarehrung im Naturfreundehaus ausgezeichnet worden sind. Und nicht nur wegen Sauerteigs Eintrittsdatum in die Partei bildete der Begriff Solidarität die Klammer in den Beiträgen aller Redner.

„Meine Familie war schon in der SPD“, nannte die 86-Jährige als Beweggrund, sich den Sozialdemokraten anzuschließen. Über den Verein der Naturfreunde, bei dem sie aktiv war, fand sie zur Partei. Und ein bisschen Liebe war bei der damals 19-Jährigen auch im Spiel, wie Marga Sauerteig schmunzelte: Ihr Mann Kurt ist für 65-jährige Mitgliedschaft ebenfalls ausgezeichnet worden, konnte aber alters- und gesundheitsbedingt an der Feierstunde nicht teilnehmen – wie viele andere Jubilare auch.

Die städtische Vorsitzende Kathi Petersen setzte die Eintrittsdaten der Mitglieder in Relation zu den damaligen politischen Ereignissen. Als Marga Sauerteig und Hans Wurm ihre Parteibücher erhielten, war gerade Ignaz Schön (SPD) erster Nachkriegs-OB in der Stadt geworden. Gleichzeitig erinnerte sie an den vorangegangenen Widerstand der SPD gegen Hitlers Ermächtigungsgesetze und besonders an den Reichstagsabgeordneten Fritz Soldmann.

Insgesamt würdigte sie die geehrten Mitglieder für ihren Mut, über Jahre hinweg die Gesellschaft „gerechter, freier und solidarischer“ zu machen.

Grundsolidarität

Den Ball nahm Bundestagskandidat Ralf Hofmann auf: Die Grundsolidarität innerhalb der deutschen Gesellschaft sei immer auch von der SPD geprägt gewesen. Deswegen mache es ihn „wütend und sprachlos“, dass heute diese Solidarität nicht mehr gelte, sondern ausschließlich der wirtschaftliche Vorteil. Darum kümmere sich die jetzige Regierung nicht, schwenkte Hofmann zum Wahlkampf um. In der praktischen Politik gelte es, den Gedanken des Zusammenhalts beim Mindestlohn und beim Umbau des Rentensystems mit Einführung der Solidarrente zu verwirklichen.

Landtagsabgeordneter Thomas Beyer (Lauf), gleichzeitig Landesvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt (AWO), machte die soziale Gerechtigkeit zum Thema seiner Rede und griff vor allem die CSU an: Sie habe fast alle ihre früheren Positionen geräumt – nur beim Betreuungsgeld nicht, das Beyer „schamlos“ nannte, weil es auch für den „Golf-spielenden Millionär“ gezahlt werden soll. Das Geld sei vielmehr nötig, um mehr Krippenplätze zu bauen. Beyer machte den Genossen deutlich, dass angesichts der hohen Zahl an unentschlossenen Wählern, der Ausgang der anstehenden Urnengänge noch offen sei.

Jubilare der SPD

67 Jahre: Marga Sauerteig und Hans Wurm.

65 Jahre: Wolfgang Rummert und Kurt Sauerteig.

63 Jahre: Erika Köferl, Werner Morgenstern und Heinz Rösch.

62 Jahre: Rudolf Gahler, Rudolf Lutz und Hans Wittal.

60 Jahre: Hans Arneth, Fritz Bonengel, Werner Hollwich und Gerd Müller.

50 Jahre: Helge Erler, Herbert Herrmann, Marianne Hollwich, Heinz Krämer, Karl Rosentritt, Heidi Scheuring, Armin Schulz und Annelore Wels.

40 Jahre: Werner Becker, Heinrich Bünner, Thomas End, Christiane Fenn, Horst Goluke, Heinz Greulich, Peter Hofmann, Reiner Koch, Rudolf Ledermann, Heinrich Marschall, Wolf Müller, Walter Roppelt, Eberhard Schesink, Horst Schlessing, Wolfgang Schömig, Wolfgang Sillack, Herbert Steinhäuser, Werner Stürmer und Karin Weth.

25 Jahre: Erhard Bauer, Inge Brändlein, Detlev Kuhn, Waltraud Korombokis, Beate Rosenbusch, Gerd Rosentritt, Gertrud Rüth, Derman Seyhan und Eduard Töws.

Treue Sozialdemokraten: Kathi Petersen (hinten rechts) zeichnete Genossen aus, die 25 oder 40 Jahre dabei sind. Hinten von links: Walter Roppelt, Werner Stürmer, Heinz Greulich, Peter Hofmann, Bundestagskandidat Ralf Hofmann, Beate Rosenbusch, MdL Thomas Beyer, Werner Becker, Gertrud Rüth (25); vorne: Heinrich Marschall, Wolfgang Schömig, Thomas End, Erhard Bauer und Wolf Müller.
Foto: Waltraud Fuchs-Mauder | Treue Sozialdemokraten: Kathi Petersen (hinten rechts) zeichnete Genossen aus, die 25 oder 40 Jahre dabei sind. Hinten von links: Walter Roppelt, Werner Stürmer, Heinz Greulich, Peter Hofmann, Bundestagskandidat Ralf ...
 
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