Es war schon eine etwas andere Ausstellungseröffnung, zu der der Kunstverein in die Kunsthalle geladen hatte. Trotz des überschaubaren Publikumszuspruchs konnte sie nicht, coronabedingt, im Salong stattfinden. Und so wurde die zweite Debütantenausstellung im großen Saal eröffnet, mit einer Performance, die wohl doch mehr Fragen als Antworten hinterließ. Und danach wurde dies auch nicht besser, die erwartete Laudatorin wurde achselzuckend entschuldigt.
Bis Mitte September ist auf Vorschlag von Prof. Michael Mundig (Kunstakademie Nürnberg) Julia Hainz zu Gast. Die 1993 in Mainburg in Niederbayern Geborene ist eine Performancekünstlerin, die bei ihren Arbeiten meist den eigenen Körper mit einbringt, in Gruppen arbeitet, gerne aber auch die Zuschauer beteiligt.
"Die Kunst von Julia Hainz hat als Ausgangspunkt immer ihren eigenen Körper, Kunst, Gesellschaft, Kapitalismus, Flexibilität, Fluss, Individuum – in diesen Stichworten lassen sich einige ihrer Grundthemen zusammenfassen, die sie mit ihrer Kunst behandelt." So beschreibt Eva Koschnick (Würzburg) das Anliegen der Künstlerin.
Hainz (www.juliahainz.com ) hat von 2013 bis 2019 an der Akademie der bildenden Künste in Nürnberg und an der Akademie in Wien studiert. Seit 2019 absolviert sie ein Promotionsstudium an der Hochschule für Gestaltung Offenbach. 2016 und 2017 erhielt sie ein Stipendium der Künstlerstadt Kalbe.
Die Debütantenausstellung ist für einen jungen Künstler die Chance, sich in einem größeren Rahmen zu präsentieren, und er erhält dazu einen Katalog, der für ihn auf seinem weiteren künstlerischen Weg hilfreich sein soll. Eigentlich sollte die Ausstellung ja in das Museumsfest eingebettet werden, wie der Vorsitzende des Kunstvereins, Ralf Hofmann, bei der Begrüßung betont. Aber das Fest entfällt. Für all diejenigen, die der Eröffnung nicht folgen konnten, gibt es einen Film auf der Homepage des Vereins (www.kunstverein-schweinfurt.de).
Die Performance in der ehemaligen Schwimmhalle des Hauses verlangte den Zuschauern einiges an Geduld ab. Auf Quadern hatten sich vier junge Leute niedergelassen. In der Mitte Julia Hainz, viele Minuten lang den Blick stoisch in den weißen Raum gerichtet. Nach einer Weile kommt Bewegung in die drei weiteren Personen, sie schreiben auf die Quader, hektisch, dann schleichend, sich schließlich verkriechend,machen sie sich in den Raum.
Sie selbst möchte Skulptur sein, hat Hainz einmal gesagt. Dieses Wollen kommt dann auch im Salong zu Ausdruck. "No hold on" ist die Ausstellung überschrieben, niemand soll Macht über einen haben.
Fünf inszenierte, sehr intime Fotografien, Tische, Stühle, ein Paravant, gespannt mit grellblauem Kunststoff füllen den Raum, laden, nicht gerade bequem erscheinend, den Besucher ein, Teil dieses Ensembles zu werden, sich niederzulassen. In den Arbeiten geht es um Geschlechtergerechtigkeit, um männlich, weiblich, divers, um Mischformen.
Das soll im Betrachter Neugierde wecken, verwirren, vielleicht auch tatsächlich manchmal abstoßend (Katalog) wirken.