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Schweinfurt
Zweimal "Nein" stimmen
Bearbeitet von Lena Köster
 |  aktualisiert: 31.12.2018 02:14 Uhr

Zum Thema "Bürgerbegehren - Stadtwald oder Landesgartenschau" erreichte die Redaktion folgender Leserbrief.

Dass mit der Landesgartenschau und dem „Stadtwäldchen“ nur zwei Alternativen zur Abstimmung stehen ist zwar bedauerlich, aber auch klare Folge von der Fragestellung „ja/nein“ bei Begehren: Man kann nur dafür sein oder sie ablehnen.  Die beiden zur Wahl stehenden Ideen haben ihre Schwachstellen.

Eine Landesgartenschau, auch wenn sie fünf Millionen Euro Fördergelder beschert, wird erwartungsgemäß ein Defizit im zweistelligen Millionenbereich bringen, entzieht jungen Familien Bauland für Jahrzehnte - vielleicht für immer, und ist in der Umweltbilanz ein Disaster. Die negative Umweltbilanz des vergleichbaren Städtetourismus ist bekannt (Immissionen und Müll). Der Baulärm und die Abgase, durch den Bau der Gebäude der LGS wären in dieser Bilanz noch gar nicht berücksichtigt. Die Folgen dieses Prestigeprojekts werden verherrend sein: Die Innenstadt profitiert wegen der Randlage der LGS spürbar nicht, das Musikerviertel wird unter dem Parksuchverkehr etc. leiden und alle Schweinfurter – bis auf die wenigen einer Elite mit geschenkten Freikarten - werden für den Zugang bei zu erwartenden Eintrittspreisen von über zehn Euro kräftig zur Kasse gebeten.

Warum haben wohl die Bürger von Erlangen und Traunstein die LGS dankbar abgelehnt? Die hinter der LGS stehende Bayerische LGS GmbH wird Schweinfurt – das haben die Erfahrungen in anderen Städten zu Öffnungszeiten etc. gezeigt – sicherlich kräftig unter seine Fuchtel nehmen, so dass lokale Wünsche, etwa des kürzlich gegründeten Freundeskreises LGS, drohen einfach weggeschliffen zu werden bzw. eine Fremdbestimmung aus München!

Das Konzept zum „Stadtwäldchen“ ist dagegen (noch zu) nebulös. Was soll es denn nun sein? Eine geschlossene Walddecke oder eine parkähnliche Anlage? Nadel- oder Mischwald? Wie schnell wachsen die Bäume und welche Schwierigkeiten gehen tatsächlich von den Fernwärmeleitungen aus? „Lügt“ die Stadtverwaltung oder nicht, wenn von einem Wäldchen von nur sieben Hektar (entspricht zehn Fußballfeldern!) die Rede ist? Das ist die Folge der überstürzten Präsentation kurz vor Torschluß...

In den sozialen Netzwerken und am Stammtisch werden Alternativvorschläge, mal sachlich, mal polemisch, aber immer leidenschaftlich diskutiert. Es gibt kuriose Ideen, vom Autokino bis zu einem Stadtsee, über einen Stadionneubau bis hin zu seriöseren Vorschlägen, wie einem bebaubaren Bürgerpark (vergleichbar wie in Darmstadt). Dass die klassischen Medien darüber nicht berichten ist ein Defizit, aber nicht überraschend angesichts des prall gefüllten LGS-Marketingtopfes. Wer Alternativen will, der muss zweimal „Nein“ am 20. Januar stimmen – und die Stichfrage streichen oder freilassen. 

Christopher Richter
97422 Schweinfurt

 
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