Kein Geld, keine Behandlung: Wo Dr. Jurij Bejkun arbeitet, ist das die Regel. Bejkun arbeitet in einem Krankenhaus in Tscherkassy, in der Nähe von Tschernobyl. Eine Woche war der Arzt zur Fortbildung in St. Josef. Orthopädie, Traumatologie sind seine Fachgebiete. In Schweinfurt hat er sich über OP-Techniken informiert. Und auch einiges erfahren über Unterschiede und Abläufe im deutschen Gesundheitssystem.
Zustande gekommen ist der Kontakt über Erwin Koch aus Unfinden, der sich seit Jahren für Menschen in der Region Tschernobyl einsetzt. Er vermittelt auch Praktika für Ärzte, kennt sich in der Kliniklandschaft in der Ukraine aus.
Was Bejkun erzählt von seiner Arbeit, macht die Mitarbeiter hier in Deutschland schon betroffen, meint Chefarzt Michael Mildner. Ärzte werden für Fortbildungen nicht freigestellt, sie müssen das im Urlaub machen. Welche Behandlung ein Patient bekommt, hängt davon ab, was er sich leisten kann. Auch bei Notfällen, Verletzungen zum Beispiel. Das wird grob behandelt, dann wird gewartet, bis die Verwandten mit Geld kommen, erzählt Bejkun mit Hilfe von Ärztin Irene Pfenning, die für ihn dolmetscht.
Umgekehrt ist Bejkun beeindruckt, welchen Standard ein Krankenhaus in einer relativ kleinen Stadt wie Schweinfurt hat. Was ihn noch beeindruckt: „Hier steht der Mensch im Mittelpunkt.“ Besonders ist ihm aufgefallen, wie alte Leute medizinisch behandelt werden. Operation bei einem Oberschenkelhalsbruch? Gibt's in seiner Welt kaum. Der Patient kommt ins Heim. Dass er wieder laufen kann, ist nicht das Ziel.
Das Josefs-Krankenhaus unterstützt die 700-Betten-Klinik in der Ukraine nicht nur mit Praktika für Ärzte, sie hilft auch mit Material. Mit Lichtquellen für Endoskope zum Beispiel. Mildner ist am Überlegen, ob nächstes Jahr nicht auch mal jemand von Schweinfurt nach Tscherkassy geht und sich die Situation in den Kliniken vor Ort anschaut. Auch, um den eigenen Horizont zu erweitern.