Der Standort des künftigen Einheitskindergartens für Unter- und Obereuerheim ist derzeit ein emotionales Thema in den betroffenen Grettstädter Ortsteilen. Zwischenzeitlich gab es sogar eine Unterschriftenaktion, als es um zwei frühere Standorte ging. Diese Varianten sind aus Kosten- und Hochwasserschutz-Gründen von Tisch. Nun wurden die Karten neu gemischt: Im Blickfeld der Gemeindepolitik befinden sich jetzt der ehemalige Korbball-Platz hinter dem Sportheim des SV Untereuerheim sowie eine Freifläche im Obereuerheimer Gewerbegebiet – am südlichen Ortsausgang Richtung Dürrfeld, gegenüber einer Autowerkstatt.
Vor allem im Umfeld des SV Untereuerheim wurde die Werbetrommel für den dortigen Standort gerührt vor der Entscheidung im Gemeinderat. Auf YouTube und der Facebook-Seite des Sportvereins ist ein Video zu sehen, in dem Mitglied Alexander Eckert Ortsgemeinderätin Birgit Reinhart sowie den Vorsitzenden Reinhold Bohnengel befragt. Alle drei Befürworter waren präsent bei einer Ortsbesichtigung des Bauausschusses mit rund 40 Besuchern.
Das Areal hinter dem Vereinsheim ist zumindest in sich abgeschlossen, im Video wird sogar von "Waldkindergarten-Atmosphäre" gesprochen dank Baumbestand. Allerdings ist der Zugang schmal. Es bräuchte weitere Parkplätze, eine Koordination mit dem Nutzer-Verkehr des SV sowie einen zweiten Zufahrtsweg, nicht zuletzt mit Blick auf Brandschutz und Feuerwehr.
Felix Schneider wollte wissen, warum man das Areal nicht von der anderen Seite, der Weyerer Straße, her anschließe. Man könne rechtlich kein Einzelgrundstück außerhalb der Ortsdurchfahrtsgrenze anschließen, stellte Bürgermeister Ewald Vögler fest, da das Gelände formal schon von der anderen Seite, dem Triebweg her, erreichbar sei.
Auch kritische Stimmen
Während viele junge Eltern in Untereuerheim das Projekt wohl begrüßen würden, kam von Seiten der Anwohner auch Kritik. Ab drei Gruppen ist ein eigener, moderner Turnraum nötig: Vögler bezweifelte, dass dieser in die Sportheim-Räumlichkeiten integriert werden könnte. Das Gelände wurde dem Verein in Erbbaurecht von der Gemeinde überlassen. Fest steht, dass diese nur auf eigenen Grund bauen würde. Vögler möchte dem SV dabei eine etwaige Eigennutzung in der Zukunft nicht versperren: "Der Kindergarten hat eine Lebensdauer von 80 bis 100 Jahren."
Birgit Reinhart hat auch Unverständnis wahrgenommen, warum man den bisherigen, alteingesessenen Kindergarten nicht einfach im Dorf belasse. Der Bestandsbau sei vor etwa 25 Jahren als Notlösung eröffnet worden, sagte Vögler, anlässlich der Sanierung des Obereuerheimer Kindergartens. Man baue heute nicht mehr eingruppig. Nun seien drei bis vier Gruppen und völlig neue pädagogische Konzepte gefragt mit entsprechendem Platzbedarf. Beide Neustandorte hätten "Pferdefüße", aber "wir müssen uns weiterentwickeln".
Standortwechsel: An der Dürrfelder Straße bei Obereuerheim gibt es auf den ersten Blick jede Menge Platz, dort, wo sich derzeit noch Pferde auf Privatgrundstücken tummeln. Die Rede ist von 3000 bis 5000 Quadratmetern. Unklar ist, wann, wo und wie intensiv es auf der "grünen Wiese" am Erleinsbach Sandabbau gegeben hat. Birgit Reinhart befürchtet Probleme mit dem Grundwasser. Von einem "feuchten Loch" möchte der Bürgermeister nicht sprechen, die Bodenbeschaffenheit müsse bei beiden Standorten erst geprüft werden.
Viel Freiraum, auch für eine Erweiterung in der Zukunft, und keine Probleme mit der Zufahrt – all das ist für die Befürworter ein großes Plus bei Variante B. Vögler erinnerte an die Bedürfnisse der Dürrfelder Mitnutzer, die sich eine zentrale Lage wünschten. Auch die Obereuerheimer Eltern würden nicht zu Fuß kommen.
Ex-Vizebürgermeister Wolfgang Eller verwies auf das nahe Baugebiet, akzeptable Entfernungen und hohe Qualitätsansprüche bei einem Kita-Neubau: "Unter den Möglichkeiten, die wir haben, ist es der ideale Fleck." Zweiter Bürgermeister Artur Kloß trat dem Eindruck entgegen, der Gemeinderat habe sich schon vor der offiziellen Abstimmung entschieden.
Für Untereuerheim wäre die Aufgabe des Kindergartens ein "Riesenverlust", das betonte Felix Schneider, der sich zumindest einen Ausgleich wünscht. Kindergärtnerin Jasmin Stöhlein erinnerte zuletzt daran, dass sich die Eltern schon jetzt verlängerte Öffnungszeiten wünschen. Ein solches erweitertes Angebot sei mit der momentanen Personalzahl an den Einzelstandorten nicht mehr zu leisten.