Die gute Nachricht zuerst. Laut Polizei gab es am Donnerstag nur einen Leichtverletzten. Die Meldung, wonach ein Mann eine Geisel genommen habe, hatte sich schon vor dem Eintreffen des Spezialeinsatzkommandos der deutschen Polizei (SEK) gegen 14 Uhr als falsch erwiesen.
Zeugen hatten gegen 12.30 Uhr Schüsse in der Schweinfurter Degnerstraße gehört. Auch wurde ein Mann an einem Fenster im ersten Obergeschoss eines Mietshauses mit einer Pistole gesehen. Um welche Waffe es sich handelt, stand am Abend noch nicht fest. Wahrscheinlich hatte der Mann eine Schreckschusspistole in der Hand.
Die Schweinfurter Polizei schickte sofort nach der Mitteilung der Zeugen sämtliche verfügbaren Streifenwagen in den Bereich nördlich der Innenstadt. Die Niederwerrner Straße, eine der Hauptverkehrsadern der Stadt, wurde von der Kaserne bis an den Rand der Innenstadt komplett gesperrt. Kein Durchkommen gab es (auch für die Radfahrer und Fußgänger) in den Randbereichen der Gefahrenzone.
Die Stabsstelle für die Einsatzleitung der Polizei wurde in der Niederwerrnerstraße auf Höhe der Beethovenstraße eingerichtet. Dort warteten auch mehrere Einsatzwägen der Rettungssanitäter. Über den Hörfunk ließ die Polizei den Hinweis auf die Absperrung verbreiten. Die Anwohner wurden gebeten, in den Häusern zu bleiben.
Gegen 14 Uhr konnte Polizeisprecherin Kathrin Thamm aufatmen. Es würde keine Verletzten geben, teilte die Beamtin den wartenden Journalisten mit. Diese fragten nach den Aufgaben des Spezialeinsatzkommandos, bekamen zu diesem Zeitpunkt (gegen 14 Uhr) jedoch nur die Auskunft, dass die Spezialisten den Kontakt zu dem oder den Schützen alsbald aufnehmen würden.
Einem Fernsehteam war auf dem Weg nach Schweinfurt das SEK aufgefallen, das mit über 200 Stundenkilometern über die Autobahn gebraust sei.
Vor dem Spezialeinsatzkommando hatten nach den Berichten von Zeugen an der Absperrungen schon über ein Dutzend Uniformierte mit Körperschutz und Schutzschilden das Haus betreten.
Gegen 16 Uhr meldete die Polizei am Donnerstag dann die Festnahme von zwei Personen. Nähere Informationen gab es nicht. Vor Ort sagte eine Polizeisprecherin: „Der Einsatz ist beendet, die Lage wieder sicher.“
Nach Abzug der Polizei war noch zu erfahren, dass die zwei Männer anschließend vernommen werden sollten. Zum Alter der Personen gab es zunächst keine Angaben.
Am Abend lieferte dann die Pressestelle der Polizeidirektion Unterfranken nach und informierte, dass beide Männer dringend verdächtig werden, die Schüsse aus dem Fenster der Wohnung abgegeben zu haben. Auch teilten Beamte der Schweinfurter Polizei mit, dass sie zu Beginn des Einsatzes eine wahrscheinlich scharfe Schusswaffe gesehen hätten. Zudem seien die Polizisten mehrfach aus dem Fenster heraus beleidigt worden.
Über das weitere Geschehen in dem Mietshaus war zu erfahren, dass eine Verhandlungsgruppe der Polizei Kontakt zu einem Mann aufgenommen hatte. Kurz nach 15.30 Uhr sei es dann den Sicherheitskräften gelungen, in die Wohnung zu kommen. Dort hatten sich zwei Männer aufgehalten.
Die Tatverdächtigen sind im Alter von 27 und 28 Jahren. Sie hatten nach dem Gespräch mit den Beamten die Türe geöffnet. Einer der Männer wurde bei der Festnahme leicht verletzt. In der Wohnung wurde eine Waffe gefunden, bei der es sich wahrscheinlich um eine Schreckschusspistole handelt.
Das Motiv für die Schüsse steht noch nicht fest. Gegen die beiden Männer wird jetzt wegen Beleidigung und Verstößen gegen das Waffengesetz ermittelt.