Masoud Mohamad hat es geschafft, bei ihm ist Integration gelungen. Der Syrer, der 2013 noch über die Balkanroute nach Deutschland kam, hatte gar eine Festanstellung bei der Agentur für Arbeit. Jetzt aber übernimmt er gemeinsam mit seinem Bruder Nachmi das Vereinsheim des TSV.
Was ihn bis heute begeistert: hier in Deutschland kann man über alles reden! In seiner Heimat waren Themen wie Politik oder Religion tabu. Er war einer der jungen Menschen, die im arabischen Frühling für Meinungsfreiheit auf die Straße gingen. "Aber friedlich", betont er, "mit Waffen habe ich nichts zu tun". Die Antwort des Regimes war es, das Volk auszuhungern, Wer aber arm sei und keine Perspektive habe, greife leichter zur Waffe, erklärt er.
Nicht so Masouds Familie. Er machte sich auf den Weg nach Europa. "Wenn ich einen Überblick gehabt hätte, wer kämpft gegen wen, wäre ich geblieben", erklärt er. "Jeder hat ein Recht zu überleben", deshalb sei er nach Deutschland gekommen. Sein Vater aber "wollte kein Flüchtling sein", er zog mit der Familie in den Norden Syriens zu den Großeltern, wo sie sich bis heute auf einem kleinen Bauernhof selbst versorgen.
Masoud landete in München und ist heute noch dankbar für die Unterstützung, die er dort bekommen hat. "Helfer haben mir die Sprache und Kultur beigebracht", erzählt er. Diese konnten auch auf schon vorhandenem Wissen aufbauen, denn Masoud hat in Syrien nach dem Abitur Anglistik studiert, in seinem Bekleidungsgeschäft hat er das Geld für sein Studium verdient. Die meisten seiner Landsleute hier in Deutschland wollten sich integrieren, betont Masoud, aber sie bräuchten dabei Unterstützung.
Drei Jahre für das Jobcenter gearbeitet
Drei Jahre lang hat der junge Syrer in einem Team des Jobcenters gearbeitet, in dem Flüchtlinge betreut wurden. Er hat in dieser Zeit geheiratet und sagt: "Ich hatte überhaupt kein Privatleben mehr." Egal wo er in Schweinfurt unterwegs war, immer traf er auf Flüchtlinge, die seinen Rat brauchten und sich Hilfe erhofften. Außerdem wollte er gerne etwas zusammen mit seinem Bruder machen, der 2015 nach Deutschland gekommen ist. Der war bereits in Syrien Gastwirt und hatte auch in Schweinfurt zunächst mit einem Bekannten eine Wirtschaft übernommen.
Ab sofort sind die beiden jetzt verantwortlich für das Vereinsheim des TSV. Und ganz bewusst haben sie auch den Namen "Vereinsheim" übernommen und es nicht etwa "Damaskus" genannt. Für sie ein Zeichen der Integration, bei der es keinen Blick zurück geben könne.
Auch für den TSV sei Integration wichtig, betonte dessen Vorsitzender Thorsten Grimm. Nicht zuletzt deshalb habe man sich für die beiden jungen Syrer als Wirte entschieden. Aber sie hätten auch ein schlüssiges Konzept vorgelegt und sich durch ihre Höflichkeit ausgezeichnet. Dazu kam die Bereitschaft, sich langfristig zu binden und das Angebot eines Lieferservices. Und so gibt es jetzt im Sportheim internationale Küche und im Sommer sogar einen arabischen Grill.
Der größte Unterschied in der Gastronomie, erzählt Masoud, sei, dass sich die Menschen hier in einzelnen Gruppen setzten. In Syrien säßen immer viele an langen Tischen beieinander, und es zahle am Ende immer einer alles. Nicht selten werde darüber gestritten, wer das sein darf. So etwas habe er in Deutschland noch nicht erlebt.
Offiziell eröffnet wir das Vereinsheim unter den neuen Wirtsleuten am Donnerstag, 21. März, um 15 Uhr.