Wer aufmerksam durch Schweinfurt geht, kommt an Gustl G. Kirchner nicht vorbei. Stadtbildprägend sind seine künstlerischen Arbeiten an wichtigen Gebäuden. Sei es an der Handwerkskammer am Jägersbrunnen, der Rückertbau, zahlreiche Brunnen oder das Fenster der Aussegnungshalle im städtischen Hauptfriedhof. Der 1920 in Oberndorf geborene Bauernsohn hat Zeichen gesetzt, mit großem körperlichen Einsatz auf vielen Gerüsten seine Spuren hinterlassen. Einen Kontrast dazu zeigen die filigranen Arbeiten in Öl oder auf Papier.
Im Bewusstsein vieler Kunstfreunde ist Kirchner auch für seine Bilder und Skulpturen über seine Pferde vertraut. So steht eine Bronzegruppe im Zentrum der neu konzipierten Ausstellung im Künstlerhof Oberndorf, in dem Kirchner geboren und in dem er vor 40 Jahren gestorben ist.
Bewegender Zugang zu Kirchner
Kuratorin Julia Metzig, eine gebürtige Berlinerin, die noch nicht sehr lange in Schweinfurt lebt, hat einen bewegenden Zugang zu Kirchner gefunden. Sie legt dabei einen Schwerpunkt auf die Themen "Wellen, Wogen und Wasser", wie sie dem weitgereisten Künstler in Frankreich, Italien oder Griechenland begegnet sind, ihn innerlich berührt haben. Dazu gehören jedoch auch der Main, überhaupt die heimische Landschaft, in dem nur selten Menschen direkt auftauchen, ihr Wirken aber immer wieder durchscheint.
Durch die Begegnung mit Rainer E. Fasshauer und Luigi Malperio fand Kirchner zu einer Kunst, die in seiner Jugend in Deutschland ungelitten war, zum Expressionismus. 1955 ging für ihn ein Traum in Erfüllung, als er im Alter von 35 Jahren an der Werkkunstschule Offenbach sein Studium aufnehmen konnte.
Künstlerhof als "ganz besonderer Ort"
Im Künstlerhof, der viele Jahre für zahlreiche hochkarätige Ausstellungen und Konzerte stand, um den es aber zuletzt etwas ruhiger geworden war, spielt auch Kirchners Rolle in der 1974 gegründeten "Gruppe Schweinfurter Künstler", eine Rolle. Arbeiten von Heinrich Söller und Heinz Altschäffel stehen für drei Generationen von Künstlern, die in dieser Stadt prägend waren.
Bei der Eröffnung würdigte Oberbürgermeister Sebastian Remelé die bedeutenden Rolle Kirchners für die Kunst in seiner Heimatstadt, nannte den Künstlerhof einen ganz besonderen Ort und dankte dem Ehepaar Heike und Norbert Kleinlein, die das Haus mit Leben füllen, für ihr Engagement.
Zum Besuch der Ausstellung kann man sich beim Besucherservice der Kunsthalle unter Tel.: (09721) 514744 oder E-Mail an info@kunsthalle-schweinfurt.de anmelden. Termine findet man auch auf www.kunsthalle-schweinfurt.de