"Simbabwe ist ein zerrissenes Land, das am Abgrund steht", sagt Christa Zeller. Dabei begann alles so gut, als Simbabwe 1980 unabhängig wurde. Präsident Robert Mugabe war ein Hoffnungsträger, hat Schulen gebaut und versucht sein Land vorwärts zu bringen. Dann wurde aus ihm ein Diktator. Wie geht es den Menschen in diesem Land, das 2020 im Fokus des Weltgebetstags steht wirklich? Christa Zeller aus Ingelfingen gab beim Vorbereitungstag in Schweinfurt im evangelischen Gemeindehaus Einblicke.
Fünf Jahre hat Zeller in Simbabwe gelebt und mithiilfe von Einheimischen ein Kindergartenprojekt gegründet. Bis heute engagiert sie sich als Vorsitzende des Vereins Bongai Shanwari (übersetzt heißt das: Danke Freund) für die Menschen dort. Als "mitreisende Ehefrau" kam Zeller 1985 nach Simbabwe, in ein Land in Aufbruchsstimmung. Ihr Mann hatte dort einen Job als Lehrer angenommen. Schnell fand Zeller ihre eigene Aufgabe, baute innerhalb der fünf Jahre, die sie mit ihrer Familie in Simbabwe verbrachte, 14 Kindergärten auf.
Die Lage im Land aber entwickelte sich katastrophal, berichtete Zeller. Von 1987 bis 2001 beispielsweise sank die Lebenserwartung bei der Bevölkerung von 60 auf 44 Jahre. Jede Frau bekomme im Schnitt vier Kinder, aber der Gedanke, dass diese Kinder später ihre Eltern versorgen könnten, funktioniert nicht, denn die Arbeitslosigkeit liegt bei 95 Prozent. Knapp 40 Prozent der fast komplett christlichen Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre.
Die einst hoffnungsvoll wachsende Wirtschaft ist inzwischen zusammengebrochen. Ende 2008 waren aufgrund von Hyperinflation, Devisenknappheit, fehlenden Investitionen und Energieknappheit, Strom gibt es nur nachts für drei Stunden, alle Wirtschaftsbereiche beinahe vollständig zum Erliegen gekommen. Die Sonnenenergie zu nutzen greife nicht, weil die Menschen kein Geld für Investitionen hätten. Wenn einmal Geld da sei, dann werde es schnell ausgegeben, weil es Stunden später schon nur noch die Hälfte wert sein kann.
Der Klimawandel fordert schon jetzt Opfer
Dazu kommt eine steigende Dürre. "Die einst mächtigen Flüsse sind nur noch Rinnsale", berichtet Zeller. Aber das sind nicht die einzigen Auswirkungen des Klimawandels. Im vergangenen Jahr hat der Zyklon Idai das Land verwüstet und 2000 Menschen das Leben gekostet, darunter "auch viele Freunde", berichtete Zeller. Wer das überlebt hat, lebt jetzt bei 45 Grad in Plastikzelten.
Auch wenn Frauen auf dem Papier gleichberechtigt seien, so lebten sie doch in einem absoluten Patriarchat. Land wird nur an männliche Nachkommen vererbt, Mädchen werden früh schwanger, häusliche Gewalt, begünstigt durch Alkohol und Arbeitslosigkeit, sei an der Tagesordnung. Dabei seien es die Frauen das Rückgrat der Gesellschaft, betonte Zeller. Sie bewirtschafteten das Land, versuchten sich in Kleingewerben und stärkten sich untereinander. Und auch Zeller stärkt Frauen und Kinder.
Eine Großspende der Christian Bürkert Stiftung ermöglichte ihr die Gründung einer simbabwischen Stiftung, die einen Modellkindergarten für bedürftige Kinder ins Leben rief. Gründungsmitglieder waren neben ihr selbst zwei ihrer ehemalige Kindergartenkinder: Nicholas Dhibi und Theddious Chinaa. Um das Projekt auf professionelle Füße zu stellen, wurde 2018 zudem der gemeinnützige Verein Bongai Shamwari in Deutschland gegründet.
Ein Motto will den Frauen Mut machen
Der Kindergarten ist nach den Montessori-Prinzipien aufgebaut und hilft nicht nur den Kleinen. Die Angestellten werden ordentlich bezahlt und das auch in Ferienzeiten, die Eltern sind verpflichtet mitzuarbeiten. Vor allem aber die Frauen bekommen hier neue Chancen. Die Mütter der Kinder können mit einer Anschubfinanzierung des Vereins ein eigenes Kleingewerbe gründen. Sie sitzen, "geschützt vor den Männern" im Kindergarten zusammen und häkeln Taschen aus Plastiktüten, fertigen Salben aus dem Avocadokern, Kräutersalz, selbstgemachte Nudeln und Kunstgegenstände. Das Geld, das so verdient wird, verwaltet der Verein, denn es wird in erster Linie für die Schulgelder der Kinder gebraucht.
"Steh auf und geh", so lautet das Motto des diesjährigen Weltgebetstages und genau das wünscht sich Zeller für die Frauen in Simbabwe. Sie will ihnen "Mut machen aufzustehen und sich zu wehren."