Eine große Trauergemeinde hat am Freitagnachmittag dem Gymnasiallehrer und ehemaligen Stadt- und Kreisrat der CSU, Gerhard "Gerd" Kraus aus Gerolzhofen, die letzte Ehre erwiesen. Kraus war am 26. Oktober mit 74 Jahren nach schwerer Erkrankung gestorben. Um den Verstorbenen trauern insbesondere seine Witwe Gerlinde und die drei Kinder mit ihren Familien. Zahlreiche frühere Kolleginnen und Kollegen, politische Weggefährten und Freunde waren in den Steigerwalddom gekommen und setzten damit auch ein Zeichen, wie beliebt der Verstorbene war.
Gerhard Kraus wurde 1948 in Gerolzhofen geboren. Nach dem Abitur in Wiesentheid und dem Wehrdienst studierte er von 1969 bis 1974 Mathematik und Physik an der Universität in Würzburg, wo er seinen Abschluss als Diplom-Mathematiker machte. Nach dem Referendariat, das er in Baden-Württemberg absolvierte, und dem Zweiten Staatsexamen unterrichtete er von 1976 bis 1985 Mathematik, Physik, Informatik und Astronomie am Steigerwald-Landschulheim in Wiesentheid.
Stellvertretender Schulleiter in Gaibach
1985 wechselte Kraus an das Franken-Landschulheim Schloss Gaibach mit der Außenstelle in Gerolzhofen. 1987 wurde er zum Leiter der Außenstelle und schließlich zum stellvertretenden Schulleiter der gesamten Schule ernannt. Am 24. Mai 1991, als der damalige Schulleiter mitten in den Abiturprüfungen starb, habe Kraus die Schulleitung kommissarisch übernehmen müssen und habe diese "unglaublich fordernde Aufgabe großartig gemeistert", auch weil seine Familie ihm stets den Rücken freigehalten habe, sagte ein Vertreter des Franken-Landschulheims in seiner Trauerrede. Gerd Kraus sei ein Lehrer mit einer natürlichen Autorität und einem großen Organisationstalent gewesen, so besonnen wie leidenschaftlich, so konsequent wie ausgleichend.
Wechsel nach Bayreuth
Im Jahr 2001 entschied sich Kraus noch einmal zu einem großen beruflichen Schritt: Er wurde als Oberstudiendirektor der Leiter des Städtischen Wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasium in Bayreuth und blieb dies bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2013. Bayreuth sei der Familie Kraus ja nicht fremd gewesen, weil zwei Kinder von Gerlinde und Gerhard Kraus dort schon studierten, sagte ein Vertreter des oberfränkischen Gymnasiums in seiner Traueradresse. Kraus habe als neuer Schulleiter sofort den richtigen Zugang gefunden und für ein gutes Klima an der Schule gesorgt. Mit seiner Menschlichkeit und einem stets offenen Ohr habe er einen guten Draht zum Kollegium aufgebaut – und dies alles in durchaus schwierigen Gewässern mit der Einführung des G 8 oder der Ganztagsschule.
Der wichtigste Lebensring war die Familie
Die Traueransprache von Pfarrer Stefan Mai beim Requiem im Steigerwalddom fußte auf das bekannte Gedicht "Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen" von Rainer Maria Rilke. Der wichtigste Lebensring von Gerhard Kraus sei seine Familie gewesen. "Seine Frau, seine drei Kinder und acht Enkel durften die Verlässlichkeit des Wohlwollens erfahren und wissen, dass seine Familie der feste Anker und auch der Stolz seines Lebens ist", sagte Mai.
In der Zeit als Gymnasiallehrer seien ihm auch die schwächeren Schüler am Herzen gelegen und er gab ihnen sogar zuhause unentgeltlichen Nachhilfeunterricht. "So manchen hat er dadurch das Abitur gerettet", lautet das Lob von ehemaligen Schülern, mit denen Pfarrer Mai vorab telefoniert hatte.
Ein weiterer Lebensring von Gerhard Kraus war das gesellschaftliche Engagement in Kirche und Politik. "In unserer Pfarrgemeinde war er als Lektor und Kommunionspender tätig", sagte Mai und bedankte sich dafür. Wie in der Mathematik sei auch im Leben das Entscheidende, was vor der Klammer stehe: "Das Entscheidende ist, welche Haltung vor und hinter meinen Tätigkeiten und meinen verschiedenen Lebensbereichen, in denen ich mich bewege, steht." Diese Haltung ergebe sich aus dem Halt, den man im Leben habe, zeige sich im Verhalten und wirke auch hinein in die Verhältnisse, in denen man lebe. Bei Gerhard Kraus hätten seine Eigenschaften "gläubig, gutmütig, verlässlich, zielstrebig, feierfreudig und für andere da sein" als das große Plus vor der Klammer mit allen anderen Lebensfeldern und Lebensringen, in denen er sich einst bewegte, gestanden, betonte der Pfarrer.
Leidenschaftlicher Kommunalpolitiker
Mit großem Engagement widmete sich Kraus auch der Kommunalpolitik. Im Januar 1977 trat er in die CSU ein. Von 1989 bis 2001 leitete er dann als Vorsitzender den CSU-Ortsverband Gerolzhofen. Ab 1989 bis zu seinem beruflichen Wechsel nach Bayreuth im Jahr 2001 gehörte er dem Stadtrat von Gerolzhofen an und stand ab 1990 der CSU-Stadtratsfraktion als Vorsitzender vor. Von 1990 bis 2001 gehörte Kraus auch dem Kreistag Schweinfurt an, von 1999 bis 2001 wirkte er hier als der CSU-Fraktionssprecher.
Christopher Siepak, der Vorsitzende des Gerolzhöfer CSU-Ortsverbands, sagte in seiner Würdigung, Gerd Kraus habe ausgesprochen erfolgreiche Jahre des Ortsverbands geprägt und sich in herausragender Art und Weise um die Kommunalpolitik verdient gemacht. Siepak sprach auch im Namen von Bürgermeister Thorsten Wozniak, Bundeswirtschaftsminister a. D. Michael Glos (der ein Cousin von Gerd Kraus ist), Staatssekretär a. D. Gerhard Eck und im Namen der aktuellen hiesigen Bundestags-, Landtags- und Bezirkstagsabgeordneten der CSU.