Er hat am Fahrrad der Zukunft gearbeitet. Wollte das Radfahren sicherer und komfortabler machen. Unermüdlich hat Hermann Popp in seiner kleinen Werkstatt in der Oberndorfer Hauptstraße am Rad getüftelt. Der große Durchbruch ist ihm jedoch versagt geblieben, das Interesse der Industrie hielt sich in Grenzen, für die ein oder andere Idee wollte man ihn mit "Brosamen abspeisen", wie er einmal klagte. Im Alter von 89 Jahren ist der bis zuletzt engagierte Erfinder jetzt gestorben.
Hermann Popp hatte den Beruf des Maschinenschlossers gelernt, anschließend Maschinenbau studiert und bei Fichtel & Sachs gearbeitet. Im Motorenbau hatte er es mit Zweirädern zu tun, seine große Leidenschaft sollten jedoch die Fahrräder werden. Für einen in Oberndorf Geborenen war ihm das bereits in die Wiege gelegt. Nur ein paar hundert Meter entfernt von seinem Wohnhaus ist nämlich Friedrich Fischer, der Vater des Tretkurbelrades, zur Welt gekommen.
Bis 1992 war Popp beim Sachs beschäftigt. Dann begann seine zweite Karriere. Er wollte das Radfahren einfacher und sicherer machen. Spektakulär war die einseitige Radaufhängung wie man sie aus den Personenautos kennt. Sie ermöglichte den freien Eintritt in das Fahrrad. Der Radrahmen wurde dafür so konstruiert, dass er um den Fahrer vom Radlager herum zum Lenker läuft. Neben dem Zuwachs an Komfort hätte es die Reparatur und den Service erleichtert.
Popp hat an vierrädrigen Lastenfahrrädern gearbeitet. Hatte die Idee zu einem Lauf-Tret-Rad, mit dem der Fahrer in Engpässen nicht mehr hätte absteigen müssen. Er erfand eine Sattelstütze, die beispielsweise vor einer Ampel per Knopfdruck hätte abgesenkt werden können. Der Fahrer wäre ohne Wackler mit beiden Füßen zum Stehen gekommen. Eine andere Idee befasste sich mit einem solarbetriebenen Pedelec.
Mit seinen Erfindungen ist Popp immer wieder an die Öffentlichkeit gegangen. In Oberndorf lud er Fahrradbegeisterte in seine Werkstatt ein. Zuletzt hat er in einer Ausstellung die Geschichte des Fahrrads nachgezeichnet.
Gerne hätte er es gesehen, dass im Gasthof "Schwarzer Adler", dem Geburtshaus Friedrich Fischers, ein Museum eingerichtet wird. Daraus wird jedoch nichts. An seiner Stelle entstehen Wohnungen.