Losverkäufer priesen lautstark ihre Lose für die Tombola an, und wer zehn Nieten gezogen hatte, durfte sich einen Trostpreis abholen. Eis ging weg wie warme Semmeln, der Duft gegrillter Makrelen und saftiger Steaks setzte sich in der Nase fest, und wer einen schattigen Platz unter einem der vielen Pavillons oder unter Bäumen ergattert hatte, der gab ihn nur ungern wieder her.
Dieses Sommerfest der zur Lebenshilfe Schweinfurt gehörenden Werkstatt für behinderte Menschen Sennfeld war anders als die anderen davor. Nicht nur, weil es wie immer ein großes Fest der Begegnung war, und nicht nur, weil ein großes Programm gestemmt wurde. Vielmehr feierte die Werkstatt ihren 50. Geburtstag, und der musste gescheit gefeiert werden, auch bei Kaffee und Kuchen und vielen vor allem kalten Getränken.
Zum Beispiel mit einem Wortgottesdienst, aber auch mit Musik der fünfköpfigen "Sennfelder Combo", die für launige Partystimmung sorgte. Oder auch mit der schon erwähnten Tombola. Wer Lust hatte, durfte sich einer der Führungen durch die Werkstatt anschließen, eine von ihnen leitete Günter Scheuring, der Leiter der Werkstatt Sennfeld. In dieser Werktstatt arbeiten 500 Mitarbeiter mit Behinderung, sie werden von 120 Angestellten im Arbeitsalltag unterstützt und gefördert. "Wir fertigen mittlerweile unsere Produkte direkt bei zwei großen Firmen, nämlich ZF in Schweinfurt und Kühne in Sennfeld", erklärte Scheuring. Bei ZF arbeite man gar schon im Zwei-Schicht-Betrieb, so groß sei die Anfrage nach den Verpackungsmaterialien, die von den Mitarbeitern der Werkstatt produziert würden.
Apropos Produktion, auch hier geht es aufwärts in der Werkstatt, insbesondere der Schreinerei. Viele der Produkte aus heimischem Holz werden nicht mehr, wie früher, mühsam per Hand gefertigt. "Da dauerte ein schlichtes Herz aus Holz mit Feilen schon mal 45 Minuten, jetzt sind es drei Minuten", sagt Scheuring und stellt die neue computergesteuerte Fräsmaschine (aus Holz!) vor. Die Handproduktion sei "in der heutigen Zeit nicht mehr effizient genug, um auf dem Arbeitsmarkt mithalten zu können", so die Begründung Scheurings für die neue Maschine. Handarbeit gibt es trotzdem mehr als genug, so dass die Mitarbeiter nicht zu puren Fließbandarbeitern werden. Zum Beispiel beim Fertigen von Waschtischen oder ganzen Schränken aus Holz. Und dann die Schlosserei, in der komplette Treppenanlagen geschweißt und komplexe Einfahrtstore geschmiedet werden. Weil die Werkstatt auch eine eigene Abteilung "Malerei" anbietet, könnten viele Arbeitsgänge gleich in einem erledigt werden. Die in den Werkstätten gefertigten Produkte aller Art, auch viele Dekoartikel, sind im neuen und in die Werkstatt integrierten "Sennshop" käuflich zu erwerben. Wer wollte, durfte sich Deko aus Holz auch vor Ort kostenlos "beschriften" lassen, mit einer computergesteuerten Lasermaschine.