Die Zahl ist beeindruckend: Seit 100 Jahren musiziert der Posaunenchor Sennfeld, drinnen in der Kirche und draußen auf dem Plan, bei evangelischen und bei ökumenischen Gottesdiensten, im Krankenhaus und bei Konzerten, beim Empfang der politischen Gemeinde und bei Geburtstagsständchen. Noch beeindruckender ist die klingende Jubiläums-Festschrift, in der via QR-Scanner etliche Posaunenchor-Stücke anzuhören sind.

Auf stattlichen 112 Seiten hat der Festausschuss des Posaunenchors die Entwicklung der Musikgruppe seit der Gründung 1924 zusammengetragen: mit zahlreichen Bildern, historischen Dokumenten und Erinnerungen an besondere Auftritte. Der Clou beim Blättern in der Festschrift sind aber die aufgedruckten QR-Codes, über die beim Scannen die ganze Fülle des Posaunenchors erklingt.

"Das sind alte und neue Stücke von uns", erklärt Emil Heinemann, Altbürgermeister, Posaunist und Festausschussmitglied: Choräle und Kirchenlieder, Konzertausschnitte und Weihnachtsstücke, Impressionen vom Deutschen Posaunentag in Dresden 2016 oder ein Video des früheren Landesbischofs Bedford-Strohm 2020 auf den musikalischen Ostergruß der Sennfelder hin.

Weithin bekannt war und ist der Posaunenchor wegen seiner musikalischen Qualität. Er hatte Auftritte mit dem Windsbacher Knabenchor (1970), er errang in Berlin beim deutschen Laienorchesterwettbewerb den zweiten Platz (1988), er brillierte beim Jahreskonzert des Fürsten Albrecht von Castell (1984) oder bereicherte den Landesposaunentag in Nürnberg (2022). Aber von Anfang an dient der Posaunenchor mit aktuell 30 Bläserinnen und Bläsern der musikalischen Begleitung der evangelischen Kirchengemeinde. Als "mobile Allwetter-Orgeln Gottes" wurden die Posaunenchöre in ihrer Entstehungszeit im 19. Jahrhundert auch wegen ihrer flexiblen Einsatzmöglichkeiten genannt.

"Ja, wir sind fest mit der evangelischen Kirche verbunden", drückt es Chorleiter Christian Heinemann aus. Seit 2013 hat der Sohn von Emil Heinemann ehrenamtlich den Taktstock übernommen, so wie zuvor sein Onkel Georg Heinemann (von 1999 bis 2013) und sein Großvater Hermann Heinemann (1959 bis 1999). "Ich bin damit aufgewachsen", sagt der 33-jährige Trompeter, der sich auch als Bezirkschorleiter im Dekanat Schweinfurt engagiert. "Es ist eine Herzensangelegenheit für mich".

Das war es auch 1924 für die Gründungsmitglieder um Ludwig Winkler, die Spenden für die Anschaffung der Blasinstrumente sammelten. Bis heute hat der Posaunenchor eigene Instrumente, die er den Nachwuchsspielern ausleiht. Derzeit sind es 14 Personen, die Sigrid Heinemann ausbildet. Nach der Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg fand der Chor 1948 unter dem Musikmeister Carl Klenk wieder zusammen. Er leitete den Chor bis 1959. Ganze Familien wurden damals zum Bläserdienst herangezogen: Kinder, Geschwister, Verwandte. "Es hat einen gewachsenen, familiären Charakter", erklärt Christian Heinemann. Was ein tolles Zusammengehörigkeitsgefühl erzeuge.

Eigene Bläserplattform

Beim Wiederaufbau der Dreieinigkeitskirche 1953/54 erhielt der Turm eine eigene, nach allen Himmelsrichtungen offene Bläserplattform, einzigartig in Bayern. Von dort erklingen am Jahreswechsel und hohen Festtagen die Posaunen, Trompeten und Tuben über die Dächer von Sennfeld.

Aus dem Posaunenchor entstand 1984 auch die Indio-Hilfe Peru, die Hilfsaktion für Lateinamerika.