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Schweinfurt
Zukunftschancen in der Landwirtschaft gesucht
Absolventen der unterfränkischen Landwirtschaftsschule in Schweinfurt beschäftigen sich mit der Entwicklung ihres Betriebs. Auch ein Ausstiegsszenario ist nicht tabu.
Die neuen Wirtschafter für Landbau fürchten die Zukunft nicht: (vorne von links) Oliver Huth (Unterwittbach), Stefanie Ascherl (Nüdlingen), Christian van Eckert (Mellrichstadt), (zweite Reihe) Julian Schaub (Ramsthal), Jonas Rapps (Mespelbrunn), Alexander Schmitt (Euerdorf), Philipp Schneider (Herbstadt), Behördenleiterin Klaudia Schwarz, Landrat Florian Töpper, (hintere Reihe) stellvertretender BBV-Bezirkspräsident Alois Kraus, Schulleiter Joachim Dömling, VLF-Bezirksvorsitzender Matthias Ruß, Peter Schwappach, Regierung von Unterfranken. Es fehlen Felix Pfülb und Simon Tretter.
Foto: Silvia Eidel | Die neuen Wirtschafter für Landbau fürchten die Zukunft nicht: (vorne von links) Oliver Huth (Unterwittbach), Stefanie Ascherl (Nüdlingen), Christian van Eckert (Mellrichstadt), (zweite Reihe) Julian Schaub ...
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 28.10.2021 02:56 Uhr

"Wer Angst hat vor der Zukunft, hat keine Zukunft." Ganz bewusst gaben sich die Absolventen der unterfränkischen Landwirtschaftsschule in Schweinfurt dieses Motto. Weil sie angesichts zahlreicher Krisen in ihrem Berufsstand, von Corona über niedrige Erzeugerpreise bis zu verschärften Vorgaben, trotzdem nach vorne schauen. Zukunftschancen für den eigenen Betrieb haben sie in ihren Meisterarbeiten gesucht: von der Pilzzucht bis zur Umsetzung rechtlicher Vorschriften in der Ferkelerzeugung.

Nicht nur zuschauen, sondern aktiv zupacken, Krisen angehen, eigenständig denken und handeln und sich nicht durch Angst lähmen lassen: So lauteten bei einer – coronabedingt – nachgeholten Abschlussfeier in der Sankt Kilianskirche die Appelle an die neun "Staatlich geprüften Wirtschafter für Landbau". Die acht jungen Männer und eine Frau aus den Landkreisen Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld, Main-Spessart und Aschaffenburg absolvieren auch die Meisterprüfung.

Dabei analysieren sie im Rahmen ihrer Wirtschafterarbeit die Stärken und Schwächen des eigenen Betriebs und erarbeiten Ziellösungen, quasi als Managementhandbuch für die Zukunft, erklärte Klaudia Schwarz, Leiterin des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Schweinfurt.

Kann eine Pilzzucht, hier ein Symbolfoto, ein zweites Standbein für den Betrieb sein? Mit dieser Frage setzte sich Landwirt Alexander Schmitt in seiner Meisterarbeit auseinander.
Foto: Silvia Eidel | Kann eine Pilzzucht, hier ein Symbolfoto, ein zweites Standbein für den Betrieb sein? Mit dieser Frage setzte sich Landwirt Alexander Schmitt in seiner Meisterarbeit auseinander.

Ein weiteres Standbein zu schaffen und Altgebäude am Hof zu nutzen, war für Alexander Schmitt aus Euerdorf der Antrieb, sich mit Pilzzucht zu beschäftigen. Allerdings beinhaltet das Vorhaben etliche Probleme: Von den klimatischen Bedingungen über die schwierige Verfügbarkeit von Pilzsubstrat bis zum hohen Arbeitsaufwand und der Vermarktung mit schwer einschätzbaren Preisen. Sein Fazit: Aktuell will er die Idee nicht umsetzen, aber für die Zukunft im Auge behalten.

Ganz praktisch setzte sich Christian van Eckert mit der Umsetzung neuer gesetzlicher Vorschriften auseinander, die die Ferkelerzeugung mit 300 Zuchtsauen auf dem Familienbetrieb in Mellrichstadt treffen. Derzeit werden die Sauen für die Zeit des Besamens in einzelnen Ständen gehalten, auf erlaubten 1,3 Quadratmeter Fläche pro Sau. Künftig müssen sie in Gruppen stehen mit fünf Quadratmeter pro Sau.

Dazu muss er entweder den jetzigen Stall umbauen, einen Anbau erstellen oder einen Teilbereich des Betriebs aussiedeln. Entschieden hat er sich in seiner Meisterarbeit für die erste Variante, wegen der begrenzten Kosten. Allerdings stehen dann nur noch 70 statt vorher 100 Deckplätze bereit. Das bringe eine Abstockung des Sauenbestandes mit sich, so van Eckert. Mit einem Anbau würde er zwar die 300 Sauen halten können, aber die Investition wäre höher. Eine Teilaussiedelung käme noch viel teurer.

Wie neue gesetzliche Vorschriften in der Ferkelerzeugung, hier ein Symbolbild, umgesetzt werden, war Thema einer Meisterarbeit der Landwirtschaftsschule Schweinfurt.
Foto: Silvia Eidel | Wie neue gesetzliche Vorschriften in der Ferkelerzeugung, hier ein Symbolbild, umgesetzt werden, war Thema einer Meisterarbeit der Landwirtschaftsschule Schweinfurt.

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht würden alle drei Varianten keinen Sinn machen, konstatierte der Landwirt. Er habe bei seiner Entscheidung für Variante eins das Thema Arbeitszeit im Blick, zumal auch seine Eltern älter würden.

Derzeit sei die Ferkelaufzucht wegen Corona und der Afrikanischen Schweinepest noch dazu in einer schwierigen Situation, weshalb auch ein Ausstieg denkbar sei. "Das ist zwar nicht im Sinne der Meisterarbeit", wusste van Eckert. "Aber das ist Teil der Realität." Er hoffte allerdings, dass sich die Lage wieder ändert und, dass sich aufgrund der langen Übergangsfrist für die Umsetzung der Vorschrift – bis 2029 – eine Lösung ergibt.

Respekt für ihre Arbeit zollte den jungen Leuten Schulleiter Joachim Dömling, zumal überwiegend Distanzunterricht erteilt werden musste, begleitet von den Problemen einer schlechten Internetverbindung auf dem Land. Landrat Florian Töpper als Vertreter des Landkreises als Schulträger rief die Absolventen auf, sich für ihren Berufsstand in Gesellschaft und Politik einzubringen.

Angesichts vieler Umbrüche, in der Politik, wegen des Klimawandels und neuer Gesetze, sollten sie offen für Neues sein, appellierte Peter Schwappach von der Regierung. Die heimische Landwirtschaft sei wichtig für die Versorgung der Bevölkerung, sagte der stellvertretende BBV-Bezirkspräsident Alois Kraus, sie müsse sich nicht verstecken.

Planungssicherheit wäre für die Landwirte wichtig, forderte VLF-Bezirksvorsitzender Matthias Ruß, der die neuen Wirtschafter in den Verband für landwirtschaftliche Fachbildung aufnahm. Auszeichnungen und Preise erhielten die drei besten Absolventen Christian van Eckert (Mellrichstadt), Stefanie Ascherl (Nüdlingen) und Oliver Huth (Kreuzwertheim-Unterwittbach).

 
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