Die Zirkusluft hat einen ganz besonderen Duft; eine Mischung aus Popcorn, Sägemehl und Tier, die dem Besucher gleich beim Betreten des Zeltes entgegenweht und nostalgische Erinnerungen weckt. Auch auf dem Schweinfurter Volksfestplatz herrscht gerade wieder das ganz besondere Zirkusflair und Mia und Leonie sind an diesem Nachmittag kurz nach Weihnachten ziemlich aufgeregt.
Sie haben - wie gewiss viele andere Kinder auch - die Eintrittskarten für den "Schweinfurter Weihnachtscircus" vom Christkind - in diesem Fall der Oma - bekommen und freuen sich nun auf ein paar aufregende Stunden unter der blau-weißen Zirkuskuppel.
Nach einem Jahr Pause gastiert der "Weihnachtscircus" wieder in Schweinfurt, die Nachfrage war so groß, erklärt Zirkuschef Sandro Frank. Das stimmt; auch 2018 kommt die handgemachte Zirkusartistik im weihnachtlichen Gewand hier in der Region augenscheinlich gut an - fast alle 750 Plätze sind an diesem Nachmittag besetzt. Damen und Herren im schmucken Zirkuslivree weisen die Plätze ein, verkaufen im Bauchladen Popcorn, elektronische Leuchtwedel und blinkende Wirbler, die später im dunklen Zelt effektvolle Akzente setzten.
Doch der gute alte Zirkus ist moderner geworden: Den Part des Zirkusdirektors übernimmt eine charmante, leicht bekleidete Moderatorin, eine ausgefeilte Lichtshow sorgt für spannende Effekte und das große Zelt ist mollig warm beheizt. Von vielen Ah's und Oh's begleitet wird die Manege freigegeben: Mandy aus Schweden eröffnet mit einem Cover-Song den angekündigten circensischen Dreiklang aus Tieren, Clowns und Akrobaten. Gute zwei Stunden dauert das nostalgisch-schöne Spektakel mit einigen internationalen Artisten, die keine atemberaubenden Akts, doch aber solide Zirkuskunst präsentieren.
Lorenzo aus Mexiko jongliert pfeilschnell mit Diabolos und Natalia lässt leuchtende Reifen kreisen. Hoch unterm Sternen-Kuppelzelt sorgt Celina aus Frankreich mit ihren rasanten Luftakrobatik-Nummern ohne Netz für atemloses Staunen, während in halber Höhe auf dem Seil Ophelia mit einem sicheren Spitzentanz begeistert. Für Kinder sicherlich eindrucksvoller: Die italienische Clownsfamilie Ernesto, die mit bekannten lustigen Späßen die Besucher zum Gackern bringt. In einer klassischen Quick-Change-Nummer werden rasant die Kleider gewechselt, davor treibt Komiker Michael mit zwei Besucher in die Manege ausgelassenen Schabernack, begleitet vom schadenfrohen Gelächter der Besucher, die erleichtert sind, das der "Mitmach-Kelch" an ihnen vorüber gegangen ist.
Heiß erwartet von den Kindern hat Dompteur Sandro Frank gleich mehrere Tiernummern im Angebot: Sibirische Kamele, edle Friesenhengste und weiße Lamas; die entlocken die wahre Begeisterungsstürme, nur noch getoppt wird das von der Freude über die heimlichen Stars der Manege: die frechen gescheckten Shetlandponys. Die Zirkustierhaltung ist umstritten, eine Tierschutzorganisation hatte auch protestiert, doch für Sandro Frank gehören die Tiere zum Zirkus dazu.
Alle Tiere, erzählt er, sind im Zirkus groß geworden, bewusst treten im Weihnachtscircus nur wintertaugliche Tiere auf, die mit der momentanen Witterung gut klar kommen. Zum großen Finale versammeln sich alle Artisten ein letztes Mal in der Manege und Mandy singt "We are the World", das passt - die angekündigte Zugabe allerdings geht irgendwie unter.
Der Weihnachtscircus gastiert noch bis zum 6. Januar in Schweinfurt täglich mit einer Nachmittags- und Abendaufführung; für alle Gastspiele gibt es noch Karten, die Nachmittage sind allerdings schon recht gut gebucht.