(hh) Das Zeughaus wird mit den Nutzern offene Jugendarbeit der Stadt, Schülercafé Theorema – beide noch im Rückert-Bau – sowie der Erziehungsberatungsstelle von Stadt und Landkreis (derzeit Kornmarkt 17) zum „Haus der Familien“. Darüber hinaus sollen im historischen Gebäude Angebote unterkommen, deren Schwerpunkt auf Jugend-Prävention und Unterstützung von Familien liegt.
Nach dem Finanzausschuss in der zurückliegenden Woche hat am Dienstag auch der Stadtrat dieser Nutzung zugestimmt (29:12) und damit dem Konzept der Wohlfahrtsverbände eine Absage erteilt. Linke, Grüne sowie Teile von SPD und SWL lehnten das städtische Konzept ab.
SPD-Stadträtin Kathi Petersen meinte, dass es kein Haus der Familie, sondern eines der Familienpädagogik sei. Wie das Zeughaus da zum angekündigten Leuchtturmprojekt werden solle, sie ihr schleierhaft. Sie bezweifelte, dass sich bei diesen Nutzern die Attraktivität erhöhe.
Da die künftige Nutzung nicht mit dem Stiftungszweck der Hospitalstiftung vereinbar ist, muss die Stadt das Zeughaus – wie berichtet – wohl zurückkaufen. Weil dazu keine Zahlen vorlagen, hagelte es im Stadtrat Kritik. Sinan Öztürk (Linke) erklärte, dass er wegen der nicht bekannten Folgekosten nicht zustimmen könne. Laut Marc Dominic Boberg (Grüne) werde man „nicht zum ersten Mal“ mit einem Beschluss konfrontiert, ohne „sich über die Folgen im Klaren zu sein“. Ein Kostenrahmen mit zu erwartenden Summen hätte er sich mindestens erwartet.
SWL-Fraktionschef Adi Schön nannte die Vorgehensweise aus dem gleichen Grund nicht den Königsweg. Das Konzept sei aber „gangbar“, weshalb er mit Bauchschmerzen zustimme. Auch Karl-Heinz Knöchel kündigte sein Ja an. Der prosw-Fraktionschef bemängelte aber, dass das Seniorenbüro nicht unterkomme. Es sei derzeit unzulänglich untergebracht.
Georg Wiederer (FDP) will keine Gastronomie im Zeughaus. Im Finanzgremium wurde sein Antrag abgeschmettert. Im Stadtrat verzichtete er auf einen neuen Antrag, forderte aber dazu auf, das Thema „kritisch im Kopf zu behalten, um Verlustbringer zu vermeiden“.
Schließlich Ulrike Schneider. Die SWL-Rätin sorgte mit der Behauptung, dass von einer Renovierungsnotwendigkeit nie die Rede gewesen sei, für heftige Reaktionen. Wörtlich sagte sie: „Es wurmt mich in dem Glauben gelassen worden zu sein, das Haus ist nicht renovierungsbedürftig“.
CSU-Fraktionschef Stefan Funk stellte klar, dass man beim Kauf ganz genau gewusst habe, dass das Zeughaus sich in keinem Topzustand befindet. Er riet Schneider, ihre „Legendenbildung zu unterlassen“. Ihre falschen Behauptungen würden auch nicht wahrer, wenn sie sie dauernd wiederhole. Noch deutlicher wurde sein Parteifreund Otto Wirth, der Schneiders Behauptungen „fast unverschämt“ nannte. Es sei in zwei Sitzungen über das Zeughaus diskutiert worden und bekannt gewesen, dass es sanierungsbedürftig ist, so der Bürgermeister.
Liegenschaftsamtsleiter Hans Schnabel informierte, dass die aktuelle Sanierung mit rund drei Millionen Euro veranschlagt sei. Sie sei bei jedem Konzept nötig gewesen. Man müsse berücksichtigen, dass ein saniertes Zeughaus andererseits wieder das Vermögen der Stadt erhöhe.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé antwortete dem Grünen Roland Schwab, dass die Zustimmung fürs Stadt-Konzept keine Präjudizierung sei, also nichts mit anderen Raumplanungsvarianten zu tun habe. Die halte man sich freilich offen. Wie berichtet, gibt es unter anderem die Idee, das Museum Otto Schäfer mit dem Stadtarchiv im Rückert-Bau zu vereinen.
