Die Weihnachtstage sind geschafft, am Marktplatz erinnert nur noch wenig an den Weihnachtsmarkt, wir treiben dem Jahresende entgegen, was sich seit Montag bei jedem Stadtgang im offenbar unvermeidlichen Wunsch „Guten Beschluss!“ ausdrückt. Oft wird noch ein „Wenn wir uns nicht mehr sehen“ angehängt, was insofern blöd ist, weil Schweinfurt zwar überschaubar, die Wahrscheinlichkeit, nach der Begegnung am 30. Dezember um 14 Uhr diesem Menschen bis zur Silvesternacht nochmal zu begegnen, aber eher gering ist.
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Nun scheint sich mehr und mehr eine dritte, zugegeben uralte Begrifflichkeit zu etablieren: Ja was machst Du denn „zwischen den Jahren“? Ein rechter Unsinn ist das, weil die Tage vom 27. Dezember bis zum Silvesterfeuerwerk eindeutig dem Jahr 2015 zuzurechnen sind und ab Mitternacht halt das Jahr 2016 losgeht. Man hört schließlich auch am 25. März keinen Menschen sagen, „zwischen den ersten Quartalen“ oder kurz vor dem Frühlingsanfang „die Tage zwischen den Jahreszeiten“.
Wenden wir uns deshalb lieber dem Glück und seinem Symbol dafür zu, dem Schwein, das in allen Variationen gerade um diese Jahreszeit höchste Popularität erfährt. Wo wir hinschauen, begegnet uns ein marzipanener Glücksbringer, oder eine gebackene Variante wird gereicht mit einem Wunsch fürs nächste Jahr drauf, Gesundheit, alles Gute oder etwas in diese Richtung. Und wenn das Jahr fortschreitet, bleibt immer noch die Formulierung „Schwein gehabt“, das wir Schnüdel ja zum Glück im Namen haben, wenn Friedrich Rückert auch Main- oder Weinfurt lieber gewesen wäre.
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Der echte Schweinfurter (Rückert ist hier ja im Grunde nur geboren) leugnet seine Herkunft längst nicht mehr, steht zum Borstenvieh im Namen wie dereinst Schrannenmeister Kupfer: „Der Name Schweinfurt stammt genau/,Der Chronik nach dou vonera Sau,/Un furt, dos stammt vom seicht'n Mee,/Da sen die Säu nü groß un klee.“
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Doch vergessen wir über so viel Brauchtum nicht die tagespolistischen Nachrichten. Deren gibt es zwischen den Jahren in der Stadt nicht allzu viele, was das Führungsteam des „Instituts Heinz“ aus Münnerstadt am 28. Dezember listig genutzt hat, um seine Bewerbung um die Leitung der Schweinfurter Kunsthalle abzugeben. So jedenfalls eine Pressemitteilung. Darin heißt es etwa: „Mia Hochrein, Jan Polacek und Stefan Winkler, die sich seit fünf Jahren im/als ,Institut Heinz' um künstlerische Verschönerungen des Raums in Unterfranken engagieren, sehen sich als Triumvirat geeignet, die Nachfolge von Dr. Erich Schneider zu übernehmen.“
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Nun ist die Stelle längst neu besetzt, das wissen natürlich auch die Unterzeichner vom Institut Heinz. Schließlich widmen sie sich nach eigenem Bekunden seit 2010 „der theoretischen und performativen Umsetzung vieler Ideen zur Förderung der Kunst“. Ihre Stärken lägen dabei in der Aktionskunst. Der Aktionskunst? Aha. Sollte denn die Bewerbung selbst als Kunstaktion zu verstehen sein? Sehr gelungen, finden wir, und nehmen uns vor, mal nachzuschauen, wer von den Kollegen auf die „Pressemitteilung“ reingefallen ist.