Welche Kommune im Land noch schnell ihr letztes Geld ausgeben und eine Baustelle einrichten will, soll's sein lassen: Der Markt ist leergefegt, weil sich Schweinfurt sämtliche Absperrgitter, Poller, Warnmarkierungen, Warnblinker, Fahrbahnschwellen und Umleitungsschilder unter den Nagel gerissen hat. Die Stadt mit der größten Arbeitsplatzdichte (so viele wie Einwohner) und bekanntermaßen viel auf Lager, hat nun auch die größte Baustellendichte. Dass am Roßmarkt und in der Fußgängerzone wie alle Jahre Kaputte-Platten-Austausch stattfindet – alter Hut. Aber heuer findet alles auf einmal statt: Glasfaserkabel, neue Asphaltdecken, Kanalarbeiten.
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Und dann kommt auch noch Pech dazu: Ein Wasserrohrbruch da, eine defekte Gasleitung dort. Lässt sich halt nicht planen, was aber beispielsweise für die Mainberger Straße nicht gilt. Das zumindest meinen etliche Leser, die sich mit unterschiedlicher Verärgerung im Ton diese Woche geäußert haben.
Warum diese Großbaustelle nicht in den Sommerferien, statt jetzt zur kalten Zeit, in der viele Radfahrer aufs Auto umsteigen? Warum im Herbst, wenn es sowieso zu mehr Verkehr kommt? Einer merkte sarkastisch an: Eine Umleitung wie die am Oberen Marienbach zu planen und einzurichten, „das braucht ganz ganz viel Zeit“.
Die wiederum sitzt den Behörden in der Erstaufnahmeeinrichtung (EA) im Nacken. Dem lieben Gott (obwohl nicht zuständig) wird die Regierung fürs selten gute Wetter danken, weil die Flüchtlinge, die noch immer in langen Warteschlangen unter freiem Himmel ums Essen anstehen, deshalb nicht im Regen stehen. Die zweite Ausgabestelle, die man vor Wochen einzurichten verkündet hatte, wird es nicht geben, dafür eine große Lösung: Im früheren US-Einkaufsmarkt hinter den Unterkünften wird eine neue große Küche mit Essensausgabe eingerichtet mit dem Vorteil, dass auch die Wartenden ein Dach über dem Kopf haben. 14 Tage soll das noch dauern, die Wetterprognosen sind gut.
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Zur Ehrenrettung der Behörden sei mitgeteilt, dass die jetzige Essensausgabe für 540 Asylbewerber geplant war. Diese Woche kamen aber allein über 800 Flüchtlinge neu nach Schweinfurt. Die EA ist mit über 2000 Leuten randvoll, darunter übrigens auffällig mehr Frauen und Kinder, und nicht nur „Männer im geschlechtsreifen Alter“, wie der AfD-Kreisverband seine Fremdenfeindlichkeit übel verpackt via Flugblatt verbreitete.
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Was qualifiziert eigentlich den ISB „für die Sportintegration von Flüchtlingen?“, wollte kürzlich im Stadtrat Reginhard von Hirschhausen (Bündnisgrüne) vom „Gerne daheim“-Stabstellenleiter Matthias Kreß wissen. Wahrscheinlich ist es der aufgeblasene Sport-, Gesundheits-, Bildungs-, Compliance- und Welterklärungsanspruch, den der hippe „Idealverein für Sportkommunikation und Bildung“ laut Homepage vor sich herträgt. Es gibt fast nichts, für was der ISB nicht kernkompetent zu sein scheint und Herr Kreß ist sein stellvertretender Vorsitzender. Zur Hirschhausen-Frage antwortete Kreß: „Sicher sind alle Sportvereine kompetent“. Gut, dass das auch ohne elitäres ISB-Geschwurbel funktioniert.