Der Arbeitgeber war mit dem Mitarbeiter nicht zufrieden und hat deshalb keine große Lust, dem bald nicht mehr in seiner Firma Beschäftigten ein gutes Zeugnis auszustellen. Fürwahr ein Konflikt, aus dem sich eine Zeugnissprache entwickelt hat, bei der gelogen wird, dass sich die Balken biegen. Ein „geselliger Mitarbeiter“ ist nun mal der Hinweis auf einen Alkoholiker, „der Mitarbeiter mit Einfühlungsvermögen“ musste wegen sexueller Belästigung gehen. Genau genommen ist das alles ein Geheimcode mit einem bewusst irreführenden Charakter.
•
Wenn der Philosoph Ludwig Wittgenstein einst auch empfohlen hat, darüber am besten zu schweigen, worüber man nicht sprechen kann (oder schreiben sollte), begegnet uns im täglichen Leben oft das Gegenteil. Schriftkünstler sind da am Werk, die andersliegende Dinge – siehe Zeugnissprache – derart schönzuschreiben versuchen, dass statt Kopfschütteln ein breites Grinsen die bessere Reaktion auf solche Wortakrobatik ist.
Ein Neubauprojekt im Fischerrain wird vom dafür werbenden Geldinstitut mit folgenden Text beschrieben: „Das Grundstück abseits jeglichen städtischen Verkehrs bietet nicht nur den Anschluss an die Innenstadt, sondern liegt direkt am Naherholungsgebiet des Mains“. Da bleibt nur die Hoffnung für den Verfasser, dass er seine Orientierung wieder findet.
Oder – zweites Beispiel: Schon im Sommer 2012, ein Jahr nach Thomas Stepputats Berufung zum Geschäftsführer, wurde das Stadtwerke-Klima frostig, die Belegschaft in „alte Welt“ und „neue Welt“ gespalten, kündigten Mitarbeiter innerlich und tatsächlich, weil sie's nicht mehr aushielten. Zwei Jahre später hatte man es dann schriftlich in einer verheerenden Mitarbeiterumfrage. Es musste aber ein weiteres Jahr vergehen, bis der Aufsichtsrat mit dem Oberbürgermeister Sebastian Remelé (der Kürze wg. Sebelé) an der Spitze endlich die Reißleine zog.
In der neuesten Ausgabe des SW Journal der Stadtwerke beschreiben die beiden Interimsgeschäftsführer diesen Vorgang unter der netten Überschrift „Die Zeiten ändern sich“ so: „Der bisherige Geschäftsführer widmet sich künftig neuen Aufgaben in einem anderen Umfeld“.
•
Während auch das als sprachliche Höchstleistung einzuordnen ist, lassen wir diese Entdeckung im Gottesdienstheft einer großen Schweinfurter Kirche als Lapsus durchgehen. Angekündigt ist die Messfeier mit Verabschiedung des Kaplans mit einer sich anschließenden „Begegnung für lebende und verstorbene Angehörige“. Wir glauben zu wissen, was gemeint war, und erlauben uns deshalb ein Schmunzeln.
•
Dafür sorgte im Ferienausschuss zum einen Sitzungsleiterin Sorya Lippert, die sich mit der Mikrofonanlage in diesem Leben wohl nicht mehr anfreunden wird. Zum anderen Stadtrat Werner Bonengel (SPD). Die SPD hatte 2012 mit Erfolg einen Antrag zur Umgestaltung des Soli-Platzes in der Gartenstadt gestellt. Der Antrag „ist aber etwas in Vergessenheit geraten“, entschuldigte Bauhofleiter Axel Meffert das Versäumnis. Bonengel merkte dazu an: „Drei Jahre sind eine lange Zeit, aber es ist ja auch ein großer Platz“.