In diesem unserem Land ist alles geregelt, oft per Gesetz: von der Abgabe fürs Abwassereinleiten in Gewässer bis zur Agrarstatistik. Es gibt sogar ein Straßenkreuzungsgesetz. Das spielte am Donnerstag im Ferienausschuss eine Rolle, als es um die Degradierung der im Stadtgebiet verlaufenden B 26 von der Bundes- zur Staatsstraße ging. Für Autofahrer hat das nicht die geringste Bedeutung, aber für die Stadt: Sie muss künftig zahlen, wenn Löcher zu reparieren sind. Das Straßenkreuzungsgesetz regelt, was und wieviel der Staat und was und wieviel die Stadt zu zahlen hat, wenn eine Ampel erneuert werden muss.
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Nicht schlecht gestaunt haben die Stadträte, als sie erfuhren, dass entlang des Oberen Marienbachs nur auf der Filmwelt-Seite zwischen Schützen- und Rückertstraße die B 26 verläuft. Nach Norden hin, auf der Norma-Seite, ist sie schon immer Gemeindestraße. Das sei „historisch gewachsen“, erläuterte Tiefbauamtleiter Christof Klingler diese Eigentümlichkeit. Beim vierspurigen Ausbau erkannte Vater Staat seinerzeit nur zwei Spuren als Bundesstraße an – die anderen zwei durfte die Stadt für sich behalten. Dies Phänomen ist – wir sind hier in Deutschland – schriftlich festgehalten. Die Staats-B 26 ist übrigens in einem deutlich besseren Zustand als die Nicht-B 26 der Stadt.
Der Herr Stadtrat Thomas End hat dem Ausschuss auch erzählt, dass er angesichts der Internetseite www.schweinfurt.de nicht wenig erschrocken ist. Unter der Rubrik „Rathaus & Politik“ las er als aktuellsten Beitrag über die „Entwicklungen hinsichtlich der Zuweisung von Asylbewerbern nach Schweinfurt“, dass eine Erstaufnahmeeinrichtung geplant sei und der Herr Oberbürgermeister darob zu einem Gespräch mit der Ministerin Müller nach München fährt. Zeitraum: September 2014. Die Folge: Verdutzte Mienen auf der Verwaltungsbank, und kaum war die Sitzung vorbei, waren die Beiträge zu diesem Thema verschwunden. Wer die Seite pflegt, will der nervige SPD-Stadtrat trotzdem wissen.
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So ist es: Kaum verpennt einer was, sieht's ein anderer und deutet mit dem Finger drauf. Dass der Ständigen Wache der Schweinfurter Feuerwehr – vergleichbar mit einer Berufsfeuerwehr – seit einem geschlagenen Jahr der dauererkrankte Kommandant fehlt, wissen wir erst seit dieser Woche. Und leider muss auch erst nachgefragt werden, um zu erfahren, dass der oberste Feuerwehrler vor zwei Monaten von seinem Spitzenjob „abberufen“ wurde.
Entweder ist das ein bedauerliches Versehen oder ein Zeichen dafür, dass die städtische Geheimniskrämerei nach wie vor perfekt funktioniert – bis ein Journalist mal vorsichtig nachfragt.
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Außerdem wissen wir seit dieser Woche noch, dass die Stadt ihre paar Quadratmeter Grünfläche zwischen dem Haus Nr. 35 und dem Gehweg der Bussardstraße von den gut 40 Hecken und Büschen – angepflanzt von den Hausbesitzern – geräumt haben will. Der Minigeländezipfel muss für die Öffentlichkeit zugänglich sein, heißt es im Rathaus. Vielleicht avanciert er ja, vom Grünzeug befreit, zum kleinsten Stadtpark der Welt mit Parkbank auf dem Präsentierteller, Papierkorb und einem Hundekotbeutelspender. Und der Stadtgrünbetrieb schaut täglich zum Leeren vorbei.