Eine ebenso denk- wie merkwürdige Tagesordnung ist unserem Herrn Oberbürgermeister Sebastian Remelé (der Kürze wg. Sebelé) diese Woche für den Bau- und Umweltausschuss geglückt: Drei einsame Punkte, davon zweimal unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Toll. Öffentlich hieß es, dass der gemeine Hornissenglas-Flügler sieben Bäume so befallen hat, dass sie gefällt werden müssen oder mussten. Nichtöffentlich ging's um eine lapidare Bebauungsplanänderung für das geplante Gasreservekraftwerk.
•
Nun hatte SPD-Rat Wiener beantragt, das Kraftwerk öffentlich zu behandeln, schließlich gebe es derzeit wenig, was im Gefolge der Energiewende öffentlicher diskutiert werde als Stromtrassen und Gaskraftwerke. Und außerdem sind doch die Bürger der Stadt betroffen. Den Herrn Sitzungsleiter ließ dies kalt, die Verwaltungsinfo blieb geheime Kommandosache. Nun werden heutzutage viele Auszeichnungen verliehen, für jeden Schmarrn, und gäbe es die „Goldene Maurerkelle“ für 1-A-Mauern im öffentlichen Raum – die Stadt hätte gewiss die allerbesten Chancen.
Denn siehe, zu mauern versteht Pressesprecherin Anna Barbara Keck so gut wie der Chef. Obwohl so vereinbart, äußerte sie sich zur Gastkraftwerks-Geheimrunde nur zögerlich. Das erstaunt, weil Bebauungsplanänderungen gleich öffentlich hätten behandelt werden können. Der Herr Sebelé soll sich auch mächtig aufgeregt haben, dass die Medien von dem geheimen Tagesordnungspunkt wussten. Das Landratsamt teilt die nicht öffentliche Tagesordnung übrigens schon lange unaufgefordert mit. Die Regierung von Unterfranken hat Kommunen sogar schon angewiesen, die nicht öffentlichen Punkte rauszurücken, weil die Presse einen Auskunftsanspruch hat. Wir haben dazu jetzt aufgefordert und sind gespannt, ob Frau Keck weiter mauert – so wie die neue Leitende Oberstaatsanwältin Ursula Haderlein.
•
Von dem 25-jährigen Studenten, der in der FH allerlei Schreckschuss- zu scharfen Waffen ausgebaut hat, ist – ganz ohne staatsanwaltliche Amtshilfe – mittlerweile fast alles bekannt: woher er stammt, wie er heißt, was er früher so getrieben hat, dass er vorbestraft ist, in welchem „Darknet“ er seine Knarren feilgeboten hat – und so weiter und so fort. War alles schon in dieser Zeitung gestanden, doch die Frau Haderlein sagt nichts, bestätigt nichts. Am Tag des SEK-Einsatzes hat sie nicht einmal grob angedeutet, warum die Spezialeinheit hier so zugeschlagen hat. Da troff es schon aus dem Internet, dass es um Waffenhandel geht.
•
Im Kommentar am Online-Artikel dieser Zeitung heißt es: „Interessant, mit was es alles nicht zu tun hat, (...) interessanter wäre es, wenn hier stehen würde, um was es ging“. Wo wir jetzt schon im Justizgebäude sind: Am Donnerstag hat das Schöffengericht gegen fünf Diebe verhandelt, die in vier Fällen Schnaps und Schampus aus einem Supermarkt geklaut haben – Wert: 1700 Euro. Neben den Angeklagten waren da: fünf Verteidiger, zwei Dolmetscher, zehn Polizisten zur U-Häftlingsvorführung, das dreiköpfige Gericht, die Staatsanwältin. Der Vorsitzende stellte für vier der fünf Angeklagten Bewährung in Aussicht. Selten so viel Aufmarsch für so banale Dieberei gesehen.