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SCHWEINFURT
Zeug gibt‘s
Redaktion
 |  aktualisiert: 25.01.2012 14:52 Uhr

Jüngst hat ein Kollege von der „Süddeutschen Zeitung“ nicht sehr gnädig über die Stadt geurteilt. Den Abriss des „famosen“ Alten Krankenhauses zu Gunsten des neuen Gesundheitsparks geißelte er als „Akt der Barbarei“. Dann beschreibt er noch mal die „Mauerdemo“ des Grünen-Stadtrats Boberg, als er dem übrigen Stadtrat in einem 50 Meter langen Graffiti „Macht und Gier“ vorwarf, womit er sich in den Augen anderer Schweinfurter lächerlich gemacht habe. „Das kann man so sehen“, schreibt der Kollege.

Noch lächerlicher seien aber die Folgen, meint die „Süddeutsche“: Nämlich, dass das Schmuckstück Altes Krankenhaus inzwischen „komplett plattgemacht“ sei, die Staatsanwaltschaft aber Bobergs Graffiti als „Sachbeschädigung“ verfolgt –„an einer übriggebliebenen Mauer vor einem Trümmerfeld“. Das kann man so sehen – aber auch anders. So nämlich, dass das Gesetz auch für einen missionarischen Stadtrat gilt, selbst wenn das sachbeschädigte Mäuerle absehbar keinen großen Bestand mehr haben wird. Die Staatsanwaltschaft soll, wie man hört, deswegen keineswegs die Augen zudrücken.

 

Zum Zehnjährigen des Schweinfurter Australien-Stammtischs war auch OB Sebastian Remelé (der Kürze wg. Sebelé) geladen, bei dem die Stammtisch-Leiterin Barbara Zink den „Aussiburger“ (ein überdimensionierter australischer Hamburger) „Ossiburger“ ausgesprochen hat. „Der wird doch nicht aus Thüringen kommen“, meinte der Herr Sebelé, aber mit „Ossis“ hat die Bulette rein gar nichts zutun. Als gerade die schönsten Landschaftsbilder Australiens auf einer Leinwand gezeigt wurden, saß Herr Sebelé mit dem Rücken zu dieser. „Schauen Sie sich doch mal die tollen Bilder an“, empfahl Frau Zink. Just als sich der Herr Sebelé umdrehte, blickte er auf ein besonders schönes Bild: Eine Kloschüssel mit Frosch drin. Der Stammtisch tobte.

Stadtrat Thomas End hat entdeckt, dass den schwäbischen Schriftsteller Arnold Stadler etwas mit Schweinfurt zu verbinden scheint, allerdings nichts, womit die Stadt werben könnte. In seinem Buch „New York machen wir das nächste Mal“ steht unter der Kapitel-Überschrift „Es reicht“ das Folgende: „So sprach seine Frau: Wenn ich schon in Schweinfurt geboren werden musste und dies so in meinem Pass steht, dann möchte ich nicht, dass auch noch mein Kind dieses Schicksal haben wird, also werde ich zur Geburt von Anne-Sophie nach Wiesbaden fahren, das klingt besser.“ Aha. Es geht weiter: „Ich möchte nicht auch noch in Schweinfurt sterben und begraben sein. Ich möchte mit Schweinfurt nichts mehr zu tun haben, ein für alle Mal. Daher lasse ich mich verbrennen, aber nicht in Schweinfurt und meine Asche soll im Meer verstreut werden oder über Berlin.“

Das ist nichts Schmeichelhaftes. Kurz gefasst bedeuten diese Zeilen: In Schweinfurt will ich nicht mal tot überm Zaun hängen. Doch am Namen dieser Stadt sind schon ganz Andere verzweifelt, auch ihr berühmtester Sohn, der in Denkerstirnpose mitten auf dem Marktplatz thront. Friedrich Rückert jammerte schon in seinen gesammelten Gedichten, 1837, in Versform Folgendes: „Hättest Mainfurt, hättest Weinfurt, / Weil du führest Wein, / Heißen können, aber Schweinfurt, / Schweinfurt sollt' es sein!“

 
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