Lange werden wir nicht mehr so schön und nachhaltig im Thema Wald oder Garten(schau) herumwaten wie jetzt gerade (und das seit vielen Monden schon). In einer guten Woche werden die Bürger entschieden haben, was ihnen lieber ist: Wald oder Garten oder nichts davon. Die SPD will letzteres, beziehungsweise sozusagen nur die Carus-Allee erweitern, die sowieso kommt und zumindest auch mit Bäumen versehen ist, falls das für heutige Alleen noch gilt. In einer Welt 2 oder 3 oder 4.0 – wo liegen wir eigentlich gerade ? – ist ja nichts mehr sicher, was älter ist als ein paar Posts oder Tweets. Das Wald-Allee-Garten-Thema wird nach der Bürgerabstimmung vielleicht noch etwas nachgekartet, dann aber verschwinden, und nicht wenige meinen, es wäre auch höchste Zeit, sie könnten's nicht mehr hören.
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Aktuell aber tritt der Kultur- und Meinungskampf um Wald oder Wiesen oder Garten oder Allee in die heiße Phase, und die Jeanne d'Arc des Stadtwalds, Ulrike Schneider, hat auf den letzten Metern unschuldige Kinder als Kombattanten entdeckt. Minderjährige zwischen 4 und 14 sollen an diesem Samstag in einem Wettbewerb Bilder malen zum Thema „Wie stellst du dir einen Stadtwald vor?“ Das wird spannend. Mit Bäumen? Zu gewinnen gibt's „attraktive Preise“ wie Bücher oder Eisgutscheine. Vielleicht fragen die Kids, ob es für die Malerei nicht eine App gibt und der attraktive Preis auch aufs Handy geschickt werden kann. Für die „Plakate“ am Marktplatz, mit denen für den Stadtwald geworben wird, musste kein Baum sterben. Sie sind aus solidem Hartplastik.
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Plastik ist jetzt aus Ökosicht aber auch nicht der unschuldigste Stoff. Steckt da nicht Erdöl drin, dieser böse fossile Energieträger, der unserem Klima zusetzt? Und in den Weltmeeren schwimmt Plastik aller Sorten in Riesenschwärmen herum – noch größer als die von Heringen – obwohl das Meer nicht sein natürlicher Lebensraum ist. Überhaupt gilt es, das Meer ja auch noch zu retten für Fische, Krebse, Wale, Pinguine und so fort. Wobei das Gute an den Weltmeeren ist, dass sie von Schweinfurt so weit entfernt sind, dass sie – im Gegensatz zu Bäumen – hier kaum zu Bürgerbegehren führen können. Vielleicht ist aber den Stadtwald-Plakaten aus Plastik noch ein sinnvolles späteres Leben vergönnt, zum Beispiel als Ruhebank in einem Bürgerpark auf dem Gelände einer früheren Kaserne.
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Nun wird es hoffentlich nicht zu weiterer ökologischer Gemütserhitzung kommen, wenn wir hier berichten müssen, dass sogar die paar Bäume im sauber asphaltierten Hof des Gerichtsgebäudes der Kettensäge zum Opfer gefallen sind. Sagen wir mal so, sie sind dies für einen guten Zweck, nämlich dem, dass die bisher übers Stadtgebiet verteilt arbeitenden Damen und Herren der Gerichte und der Staatsanwaltschaft in vier Jahren im nagelneuen und generalsanierten Justizzentrum vereint sein werden. Und: Ein bisschen Kohle für die eine oder andere Ersatzpflanzung wird im 50-Millionen-Budget vielleicht auch schon „inkludiert“ sein.
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Das einzig Nervige war nur, dass am Mittwoch die Kettensäge und der Häcksler einen solchen Lärm verursachten, dass man phasenweise fast kein Wort verstand im Gerichtssaal, wo die Große Strafkammer gegen einen Cannabis-Pflanzer verhandelte. Der nächste Prozesstag dürfte entspannter werden. Die Bäume sind weg, unter allen (früheren) Gipfeln ist Ruh'.