"Magna Rota" (Das große Rad) nennen die beiden in Berlin lebenden jungen Künstler Julius Bobke und Zohar Fraiman ihre Ausstellung, die nach Tel Aviv nun auch im Kunstsalong der Kunsthalle zu sehen ist. Der 27-jährige Schweinfurter Julius Bobke und die 1987 in Jerusalem geborene Zohar Fraiman lernten sich beim Studium an der Universität der Künste Berlin kennen, planten und realisierten vor einem Jahr ihr interkulturelles Projekt.
Bei der Vernissage begrüßte Kunstverein-Vorsitzender Ralf Hofmann im Publikum auch Bürgermeisterin Sorya Lippert und die Eltern von Julius Bobke. Hofmann betonte das Engagement des Vereins bei der Förderung junger Künstler, wobei er auf die Kunstsalong-Ausstellung "Rendez vous SW" verwies, bei der 2017 sechs in Schweinfurt geborene junge Künstler, darunter auch Bobke, ihre Werke zeigen konnten.
Farbenfrohe Bilder und Teppich ähnliche Objekte
Diesmal empfangen den Besucher farbenfrohe Bilder von Zohar Fraiman und Teppich ähnliche erdfarbene Objekte von Julius Bobke – zunächst unterschiedlich anmutende Werke. Doch Journalist Karl-Heinz Körblein klärt bei seinen Fragen an die Künstler nicht nur den Titel der Ausstellung. "Magna Rota" – das große Rad – ist der historischen Tretmühle (Krahn) gewidmet, in deren Laufrädern bis zu 20 Menschen laufen mussten, um Lasten von Unten nach Oben zu transportieren. Und in diesem "von Unten nach Oben" fände sich eine gewisse Analogie zu ihren Bildern, sagt Bobke. Seine Arbeiten handeln von der Erde, Fraimans blaue Bilderwelten vom Himmel – vom Imaginären "unter den Füßen" und "über dem Kopf".
Was reizt Sie an der Arbeit mit Teppichen, fragt Körblein. Bobke: "Mich fasziniert die Vorstellung, mit Teppichen zu arbeiten, die vor 100 Jahren in monatelanger Arbeit geknüpft wurden." Bobke verwendet für seine Bilder Ausschnitte von historischen Teppichen aus verschiedenen Epochen und Kulturkreisen, die er in einem komplexen Druckverfahren ins Bild einfügt, sie übermalt, bleicht, auseinander schneidet und neu zusammenfügt. So verbinden sich Zitate historischer Muster, technische Verfahren, malerische Setzungen und chemische Prozesse zu einem stimmigen Gesamtbild.
Filmeindrücke in Bildern umgsetzt
Als Kontrast zu den warmen, erdfarbigen Bildern Bobkes präsentieren sich die farbtrunkenen Öl-auf-Leinwand-Bilder von Zohar Fraiman. Sie entwirft fantastische Geschichten, die zwischen Traum, Wahn und Realität changieren. "Hit 'em High" (wirf sie hoch) ist bevölkert mit Figuren aus dem Fantasyfilm "Space Jam", der Zeichentrick und reale Schauspieler verbindet. In der Eingangsszene wirft ein Junge auf einen Basketball-Korb. Nachzuverfolgen wie Fraiman ihre Eindrücke des Films umsetzt, ihre Fantasie dabei Kapriolen schlägt, macht einfach Spaß.
"HP" bezieht sich auf den Titelsong des Albums "Haus und Boot" des deutschen Rappers Kool Savas, genauer auf dessen Cover. Auch in "Juice World" kreiert Fraiman Hybridwesen aus der Popkultur. Das Bild ist angelehnt an die amerikanische Zeichentrickserie Dexter's Laboratory. Das hell schimmernde Wesen in der Bildmitte entstammt einem Musikvideo des Rappers Juice WRLD und stellt eine Mischform aus Frau, Katze, Ente und Wurm dar. Mit Humor und überbordender Fantasie erschafft Fraiman oft Bilder, die den Betrachter für einen Moment in die Unbeschwertheit der Kindheit entführen.
Man spürt in der Ausstellung, mit welcher Ernsthaftigkeit und Begeisterung Julius Bobke und Zohar Fraiman mit ihrer künstlerischen Arbeit verhaftet sind. Das zu erleben, ist eine ungetrübte Freude.
Information: Ausstellung "Magna Rota" Bilder von Julius Bobke und Zohar Fraiman, Kunstsalong der Kunsthalle Schweinfurt, bis zum 25. Januar 2020.