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Euerbach
Zentrales Heizen mit Abwärme möglich
Mit Biogas aus der Oberwerrner Anlage von Andreas Hümmer soll das Blockheizkraftwerk der Firma Madinger gespeist werden. Die Abwärme könnte zur Energieversorgung des neuen Baugebiets dienen.
Foto: Silvia Eidel | Mit Biogas aus der Oberwerrner Anlage von Andreas Hümmer soll das Blockheizkraftwerk der Firma Madinger gespeist werden. Die Abwärme könnte zur Energieversorgung des neuen Baugebiets dienen.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 18.09.2022 02:28 Uhr

Zukunftsgerichtet soll die Wärmeversorgung für das neue Baugebiet "Am Steigholz" in Euerbach sein. Ob die Abwärme eines künftigen Blockheizkraftwerks der örtlichen Firma Madinger, gespeist aus der Oberwerrner Biogasanlage, dafür sowie für weitere Teile des Dorfes nutzbar wäre, wurde im Gemeinderat thematisiert.

Hintergrund ist die Absicht der Firma Madinger, für ihren enormen, und weiter steigenden Strombedarf im Bereich Metallbearbeitung und Dienstleistung aller Art ein oder zwei Blockheizkraftwerke (BHKW) zu errichten. Nicht nur die aktuelle Gas- und Strompreissituation und der Ukraine-Krieg seien Auslöser für solche Überlegungen, sagte Firmenchef Oliver Madinger in der Ratssitzung. Auch seine Kunden würden immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit und den CO2-Fußabdruck legen. Und der gelinge über Biogas besser als über Erdgas.

Vom Besitzer der Oberwerrner Biogasanlage Andreas Hümmer habe er sich die riesigen Abwärmemengen dessen BHKW vorrechnen lassen. Bislang wird ein großer Teil davon ungenutzt über Kühltürme in die Umwelt entlassen. Wenn seine Firma, so Madinger, BHKW für die Stromerzeugung errichte, hänge deren Größe davon ab, ob auch die Gemeinde die Abwärme nutzen wolle.

Dezentrale Wärmeversorgung

Sie habe diese Anfrage zum Anlass genommen, über die Mitgliedschaft im ÜZ-Energieeffizienznetzwerk die Wärmeversorgung im künftigen Baugebiet untersuchen zu lassen, erläuterte Bürgermeisterin Simone Seufert. Dabei stehe die Versorgungssicherheit im Fokus.

Vom Institut für Energietechnik (IfE) in Amberg erläuterte Pia Meiller den Gemeinderäten via Online-Meeting die Analyse. Den zukünftigen Wärmebedarf für die etwa 27 Einfamilienhäuser und ein Mehrfamilienhaus im Baugebiet "Am Steigholz" schätzte sie auf 185.000 Kilowattstunden pro Jahr (kWh/a).

Als dezentrale Wärmeversorgung wurde zunächst die Möglichkeit über Erdwärmesonden untersucht. Dann könnte die Gemeinde jedes Grundstück mit Sonde verkaufen, so Meiller. Mit einer Wärmepumpe würde das Haus beheizt, wobei sich diese – viel effizienter – die Wärme nicht aus der Luft, sondern aus der Erde mit konstanter Temperatur zunutze mache. Zwar seien laut Karten aus geologischer und hydrogeologischer Sicht die Voraussetzungen am Steigholz kritisch. Aber das Wasserwirtschaftsamt habe Erdsonden nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Über Probebohrungen müsste man genaueres eruieren, erklärte Meiller.

Trasse zum Baugebiet

Wenn eine zentrale Wärmeversorgung über ein Biogas-BHKW vorgesehen würde, müsste eine Trasse vom Betrieb Madinger im Gewerbegebiet zum Baugebiet gelegt werden. Inklusive einer Anbindung jedes Bauplatzes wären 1,5 Kilometer nötig. Der Netzverlust liege bei etwa 136.000 kWh/a. Um diesen zu minimieren sei das Ziel, möglichst viele andere Anschlussnehmer im bestehenden Wohn- oder Gewerbegebiet mitzunehmen.

Eine Pipeline unter der A 71 hindurch würde das Biogas von der Oberwerrner Anlage zur Firma Madinger leiten, erläuterte Meiller. Ein BHKW dort erzeuge Strom und Wärme, circa 3200 Megawattstunden, also 3,2 Millionen Kilowattstunden. Abzüglich der Wärme, die die Firma selbst benötige, blieben 2500 Megawattstunden als nutzbare Wärmemenge.

Möglichst sinnvoll sollte der Umgriff der Anlage eingebunden werden. Eine Umfrage, online oder per Papier, unter den Anwohnern des Wohngebiets bis zur Hauptstraße könnte klären, ob überhaupt Interesse an so einer Wärmeversorgung bestehe, sagte Meiller.

Er wolle nicht als Energieversorger, nur als Wärmelieferant auftreten, sagte Oliver Madinger. Ab seiner Grundstücksgrenze sei die Gemeinde zuständig. Was das Risiko der Biogasanlage anbelange, das auch Gemeinderat Jochen Kraft nachfragte, so lägen auf dem Firmengrundstück bereits große Erdgasleitungen. BHKW funktionieren mit Erdgas und Biogas, so dass bei Bedarf schnell umgestellt werden könnte. Er brauche für seinen Betrieb Sicherheit, das gleiche gelte für die Wärmeversorgung der Gemeinde.

Erweiterung der Umfrage

Was den Sommermonaten mit der Abwärme geschehe, fragte Manfred Peter nach. Laut Meiller müsste man diese entweder zwischenspeichern oder könnte sie eben nicht im vollen Umfang nutzen.

Einen Anschlusszwang im neuen Baugebiet an ein solches Nahwärmenetz lehnte Gemeinderat Günter Hutter ab. Es verschrecke die Bauinteressenten, meinte er. Dagegen hielt die Bürgermeisterin, dass eine zentrale Versorgung nur dann sinnvoll sei, wenn sie verpflichtend sei.

Viele Bauwerber wären froh, wenn sie günstig an Wärme kommen würden, meinte Jonas Weigand. Er sei aber grundsätzlich kein Freund von Biogasanlagen, weil deren Wirkungsgrad so schlecht sei. Landwirtschaftliche Flächen würden mit viel Mais bebaut, der wiederum viel Wasser brauche, was heutzutage problematisch sei. Eine Freiflächen-Photovoltaikanlage bräuchte nur einen Bruchteil an Fläche.

Eine Erweiterung der Umfrage über die Hauptstraße hinaus forderte Uwe Böhm. Auch Sandra Raditsch wollte das ältere Baugebiet Zauser sowie das neue Gewerbegebiet südlich der B 303 miteinbezogen wissen.

Schließlich waren die Gemeinderäte mit Ausnahme von Günter Hutter damit einverstanden, eine Bedarfsumfrage zu starten. Zudem soll eine öffentliche Informationsveranstaltung die Idee im Ort vorstellen.

 
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