
Wer angesichts von Hasstiraden im Internet oder dem jüngsten Politskandal in Österreich an der Menschheit verzweifeln will, der hätte am Wochenende nach Marktsteinach kommen sollen. Denn es gibt sie noch, die Mitmenschlichkeit, das füreinander Einstehen und eine umfassende Solidarität.
Das Benefiz-Familienfestfest für die kleine an Leukämie erkrankte Melina (wir berichteten) war ein voller Erfolg. Der begann bereits mit dem Wetter, bei strahlenden Sonnenschein wurde gefeiert, ein Regenguss am Abend war gerade gut genug, um die Regenbogenschirme des Fördervereins krebskranker Kinder in Hambach zu verkaufen, dann ging es wieder trocken weiter, vom Himmel her trocken versteht sich.

Musiker und Sänger spielten umsonst, über 60 Kuchen und Torten wurden gebracht, ein Heer von Freiwilligen war im Einsatz. Von der Bühne kamen zwischen den musikalischen Darbietungen immer wieder die Danksagungen an die unterschiedlichsten Sponsoren. Für die Jüngsten gab es den der Spielbus, Wasserfreuden bei der Kinderfeuerwehr und Kinderschminken.
Der Besucherstrom schien nicht abzureißen und vor allem vor der Kirche bildete sich eine Schlange, die katholische Pfarrgemeinde hatte den Raum für die Typisierung zur Verfügung gestellt. 496 Menschen nutzten die Chance sich bei der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) als potentielle Spender typisieren zu lassen. Für Bettina Stojke eine Selbstverständlichkeit, vor ihrem Einsatz als Helferin, "weil das jetzt einfach mal gemacht werden muss". Bisher habe sich eine Typisierung nicht ergeben, meinte Andreas Voß, aber jetzt wolle er helfen. Auch Christian Höhne meint, er sei noch nie mit so einer Aktion in Berührung gekommen, er kenne nicht mal seine Blutgruppe, aber jetzt sei es selbstverständlich sich typisieren zu lassen. Claudia Scheuring hat selbst zwei kleine Kinder, ihr wurde bewusst, wie schnell es eine Familie treffen kann. "Schlimm, ein kleines Kind, das gar nichts dazukann", meinte sie und hofft, dass sie mit ihrem Knochenmark Melina helfen kann.

Die Malteser unterstützen die DKMS, zwei von ihnen sind extra aus Regensburg angereist, Alexander Hebbeler stammt aus Marktsteinach, er kommt gerne nach Hause, aber "für eine solche Veranstaltung natürlich umso lieber". In einer Großstadt wäre so ein Fest wohl nicht möglich gewesen, glaubte Bürgermeister Stefan Rottmann. Es sei ein Zeichen des Zusammenhalts einer Dorfgemeinschaft und betonte er in Richtung auf die Eltern von Melina Ursula und André Hubert, "Das Dorf gibt euch damit auch etwas zurück", denn beide seien vielfältig ehrenamtlich engagiert gewesen. "Ich bin dankbar dafür, dass ich das hier erleben darf", betonte Landrat Florian Töpper. So wie der Bürgermeister stolz auf seine Gemeinde war, war er es auf den Landkreis, den "ein Netz von Hilfsorganisationen professionelle und ehrenamtliche" auszeichne. Auch Innenstaatssekretär Gerhard Eck betonte, dass die Schirmherrschaft für dieses Fest für ihn keine Pflichtveranstaltung, sondern ein Herzensanliegen sei. "Deshalb bin ich hier mit Herzblut und Leidenschaft", betonte er. Franz Geus sprach für den Förderverein Hambach. "Toll, was ihr hier auf die Beine stellt" lobte er. In Hambach gab es Ähnliches erstmals 1989, seitdem werde jährlich ein Benefizfest gefeiert und so habe man über die Jahre schon 400.000 Euro erlöst. Karl-Heinz Elflein von der Elterninitiative der Kinderkrebsstation Regenbogen erzählte, dass seine Tochter auch mit dreieinhalb Jahren an Leukämie erkrankt sei, heute sei sie 30 und gesund. Noch vor 40 Jahren seien 80 von 100 erkrankten Kindern gestorben, heute sei es gerade umgekehrt, erklärte er. Auch die Forschungsarbeit werde durch Spenden unterstützt.
Diakon Frank Menig verlas einen Brief der Mutter, ein hochemotionaler Moment, auf dem Festplatz kehrte plötzlich Stille ein. Melina wollte ein großes Fest, "mit Musik, Luftballons und Kinderschminken", schrieb sie, Melina hat ihr Fest bekommen, leider konnte sie selbst nicht dabei sein.