Vor genau zehn Jahren gründeten 22 Schweinfurter den Freundeskreis Châteaudun. Heute sind es mehr als 200 Mitglieder, die größtenteils aktiv ein Zeichen für die Städtepartnerschaft zwischen der unterfränkischen "Industrie und Kunst"-Stadt und der kleinen französischen Loire-Tal-Gemeinde setzen. Am Rande der Mitgliederversammlung nutzte die langjährige Vorsitzende Meta Vogel-Jehli die Gelegenheit für einen Rückblick und eine Bestandsaufnahme.
Ein Zufall führte einst zur Begegnung der zwei so unterschiedlichen Städte: Während heute ein Partnerschaftsreferat bei der Regierung von Unterfranken dafür sorgt, dass ähnlich strukturierte Kommunen aus Unterfranken und dem Calvados zusammengeführt werden, war es eine Urlaubsbekanntschaft, die 1964 einen Schweinfurter Französischlehrer und einen Bürger aus Châteaudun veranlasste, eine Partnerschaft anzustreben.
Am Anfang ein reger Austausch
In einem Umfeld, dessen politische und gesellschaftliche Situation noch von der Nachkriegszeit, dem kalten Krieg, der Aufbruchsstimmung der 1960er-Jahre geprägt war, trafen Partnerschaften mit ehemals feindlichen Ländern auf offene Ohren. So nahm die deutsch-französische Verpartnerung auch in Schweinfurt rasch an Fahrt auf; Handwerker, Schulen, Sportler, Kulturschaffende traten in regen Austausch, man besuchte sich gegenseitig, lebte eine vielfältige Städtepartnerschaft. Bereits aus dem ersten Schüleraustausch heraus entwickelte sich eine deutsch-französische Ehe – sie sollte nicht die einzige bleiben!
Dann die 1990er-Jahre: Die "Gründer" wurden älter, die Begeisterung für die Städtepartnerschaft auf beiden Seiten geringer. Auch die Schweinfurter Stadtpolitik setzte andere Prioritäten. Doch auf privater Ebene brachen die Kontakte nicht ab, so auch nicht beim Ehepaar Vogel-Jehli.
Mit der Gründung des Freundeskreises Châteaudun 2009 setzte man sich den interkulturellen Austausch, die Begegnung zwischen Freunden, eine Neubelebung der Städtepartnerschaft als Ziel, und dies überparteilich und unabhängig. Nicht nur auf offiziell politischer Ebene, so Meta Vogel-Jehli, solle man sich ein paar seltene Besuche abstatten. Ihr liegt einerseits die Vermittlung der kulturellen Vielfalt Frankreichs am Herzen; andererseits möchte sie Vereine zusammenführen, am liebsten auch die sprachliche Verständigung fördern.
Von französischer Seite aus gibt es reges Interesse: Vertreter aus Musik und Sport haben sich bei Vogel-Jehli gemeldet und würden sich über neue Schweinfurter Freunde freuen. Doch vieles scheitert auch am Geld: In Châteaudun sind die Mittel knapp, die "Gelbwesten" machen auf Missstände aufmerksam, und in Schweinfurt ist es den Bürgern meist selbst überlassen, Austausche zu organisieren und zu finanzieren.
Reiches frankophiles Programm
Im Jahr des 10. Geburtstags bietet der Freundeskreis Mitgliedern und Interessenten ein reiches frankophiles Programm: ein Gartenfest zum französischen Nationalfeiertag, eine Führung durch die Toulouse-Lautrec-Ausstellung im Georg-Schäfer-Museum, die traditionelle Reise in eine Region Frankreichs und nach Châteaudun. Gäste aus der Partnerstadt werden zum Bayerischen Turnfest und zum Mittelalterfest erwartet und vom Freundeskreis aufgenommen – vieles mehr noch ist geplant und wurde bei der Jahreshauptversammlung vorgestellt. Einen Höhepunkt wird dabei der am 6. April im Evangelischen Gemeindehaus stattfindende Chansonabend mit Jean-Claude Séférian darstellen.
"Ohne den Verein gäbe es hinsichtlich der Städtepartnerschaft nichts mehr", sagt die alte und neue Vorsitzende Meta Vogel-Jehli. Sie wird den Verein gemeinsam mit Klaus Huppmann als Stellvertreter, Ute Schumann als Schatzmeisterin und Kurt Vogel als Schriftführer weiterführen.